Edelmann und Satansfreund
sie sprach dazwischen. »Ich halte mich nicht für was Besseres, verdammt.«
»Das werden wir gleich sehen. Geschrieen und gejubelt haben sie bei mir immer.«
Calvin lachte dazu. »Es stimmt, was Shooty sagt. Die Frauen waren stets zufrieden.«
Shooty leckte über seine Lippen, als er den Fuß wieder wegnahm. Hilde rang nach Atem. Für einen Moment verschwammen die Männer vor ihren Augen. Sie blickte noch nicht klar, als sie zum erstenmal angefaßt wurde. Die Messer hatten die beiden in den Händen behalten. Mit ihren freien Händen zogen sie die Frau ruckartig in die Höhe und hielten sie an den Ellbogen gepackt mit Griffen, die ihr Schmerzen zufügten. Sie schleiften sie vor, und Hilde setzte automatisch einen Fuß vor den anderen.
Hier, am Ufer des Kanals, blieben sie nicht. Nicht weit entfernt stand eine Brücke. Eine Bauruine, denn die Straße, die hier einmal über den Kanal hatte führen sollen, war nicht weitergebaut worden. Das Ding stand wie ein Mahnmal der Umweltzerstörung mitten im Gelände. An einer Seite führte eine Böschung zu ihr hoch, an der gegenüberliegenden war die Erde durch starke Regengüsse abgetragen worden.
Hilde ging zwischen den Kerlen. Sie wußte nicht, was sie noch tun konnte. Sie weinte. Tränen verschleierten ihren Blick. In einer derartigen Lage hatte sich die Deutsche noch nie befunden. Sie hatte nur immer wieder von Vergewaltigungen gehört oder darüber gelesen. Aber das waren stets die anderen gewesen. Sie hätte nie gedacht, daß es einmal auch sie treffen könnte.
Beide waren guter Laune, als sie ihr Opfer unter die Brücke zerrten.
Das Unkraut wuchs hier kniehoch, was Calvin zu einer Bemerkung veranlaßte. »Hier liegst du weich, Lady.« Er lachte wieder und stierte sie von der Seite aus großen Augen an. Seine Pupillen aber waren klein. Er stand unter Stoff, ebenso wie sein Kumpan.
Die Zeit verging zu schnell. Hilde wünschte sich in eine ihrer Filmszenen zurück oder in einen Traum, aus dem sie erwachen würde. Aber davon konnte nicht die Rede sein. Der ungeheure Streß hatte ihre Sinne geschärft. Sie merkte den Wind deutlicher, der kalt und zugig unter der Brücke wehte, und sie nahm auch die Gerüche stärker auf. Es gab hier Unkraut, das einen gewissen Duft abgab, sie kannte es aus ihrer Heimat, dem schönen Schwarzwald, aber sie nahm nur den Geruch der beiden Kerle wahr, und die stanken widerlich.
Der eine roch stark nach Kümmel und Schweiß. Der Farbige nach irgendwelchen fremden und exotischen Gewürzen, deren Duft aus seinen Poren drang.
Shooty summte einen Hit vor sich hin. Dann, fast brutal, zerrten die beiden Männer die Frau zurück, und deren Phantasiewelt riß, in die sie sich begeben hatte.
Die Wirklichkeit hatte sie wieder. Das bedeutete die Hand des Farbigen an ihrer Kehle. Hilde mußte würgen. Sie öffnete den Mund. Speichel lief über ihre Lippen.
Shooty grinste sie mit geschlossenem Mund an. Dann schob er sie zurück, ohne daß er die Hand von ihrer Kehle nahm. Drei, vier Schritte taumelte Hildegard nach hinten, bis sie die Härte der Betonwand spürte und stehenbleiben mußte.
Shootys Hand sackte nach unten. Wie zufällig kneteten die Finger für einen winzigen Augenblick die Brüste der Frau. Hilde zuckte unter der Berührung zusammen. Sie verkrampfte sich noch mehr. Das linke Bein hob sie an und preßte die Wade gegen ihr rechtes Schienbein.
Wieder standen die Kerle vor ihr. Sie waren zufrieden. Mit den Blicken wurde Hilde bereits ausgezogen. Calvin meinte: »Sehr viel Zeit haben wir nicht, Lady, aber wir wollen auch nicht zu lange warten, weißt du? Shooty hat nämlich Druck.«
»Stimmt«, bestätigte dieser.
»Deshalb solltest du dich ausziehen«, sagte Calvin. »Und zwar sofort. Wir wollen deine Titten und noch mehr sehen.«
Hildegard von Zavelsreuth zitterte. Was, um alles in der Welt, sollte sie tun? Sie befand sich in einer aussichtslosen Lage. Wenn es einer gewesen wäre, okay, dem hätte sie ihr Knie in den Unterleib gerammt und wäre ihm bestimmt davongerannt, so wie sie im Training war.
Aber zwei?
Wenn sie einen erwischte, war immer noch der andere da. Und der hatte ein Messer. Sie ging davon aus, daß er es nicht zum Spaß bei sich trug, sondern auch damit umgehen konnte. Was Sekunden später Shooty bewies, dem alles zu lange dauerte.
Urplötzlich spürte Hilde die Stahlspitze an ihrer Kehle. Sie versteifte. Das Blut in ihren Adern verwandelte sich zu Eis, und sie wunderte sich darüber, wie starr ein Mensch werden
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