Edelmann und Satansfreund
ungutes Gefühl drückte in meiner Magengrube. So etwas wie eine Warnung. Da konnte sich möglicherweise etwas zusammenbrauen.
Der Schrei erschreckte mich. Hoch und ängstlich hatte er sich angehört.
Rauhes Lachen. Männer, die wohl ihren Spaß hatten. Ich erinnerte mich an die Joggerin, und plötzlich schrillten in meinem Kopf die Alarmglocken. Diese Gegend hier war einsam, aber nicht sicher, das hatte die Frau bestimmt erfahren müssen.
Plötzlich war Miller vergessen. Ich war auch wieder hellwach und lief mit raschen Schritten die Böschung hinab. Auf dem Weg zwischen ihr und dem Kanal blieb ich stehen. An dieser Stelle hatte ich die Frau vorbeilaufen sehen, aber jetzt war sie verschwunden.
Dafür hörte ich die Männerstimmen. Tatsächlich klangen sie unter dieser halbfertigen Brücke auf. Und was sie sagten, trieb mir zwar nicht die Schamröte ins Gesicht, ließ mich aber wütend werden. Denn diese Kommentare deuteten auf eine Vergewaltigung hin.
Der Boden war mit Gras bedeckt. So konnte ich mich der Brücke lautlos nähern. Ich blieb an der Ecke stehen und sah neben mir einige leere Bierdosen liegen. Das brachte mich auf eine Idee. Ich bückte mich, hob eine leere Dose auf und beschloß, den bühnenreifen Auftritt eines Betrunkenen hinzulegen.
Mit unsicherem Schritt umrundete ich den Pfeiler und fing an zu pfeifen.
Ich taumelte dabei, hielt den Kopf gesenkt, schielte dabei jedoch in die Höhe. Was ich sah, gefiel mir überhaupt nicht. Zwei vergammelt aussehende, aber auch gefährliche Typen hatten sich die Joggerin gekrallt und sie bereits halb ausgezogen. Die blonde Frau stand im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Rücken zur Wand. Sie hatte nicht die Spur einer Chance, den beiden Kerlen und ihren Messern zu entwischen.
Das heißt, einer von ihnen, der Weiße, wandte sich bereits ab. Er hatte mich gehört und gesehen, und das paßte den Typen überhaupt nicht in den Kram.
Trotzdem spielte ich meine Rolle weiter. Ich pfiff, ich torkelte, sah, daß der Knabe mit dem Messer spielte, und bereitete mich auf einen harten Kampf vor. Aber ich tat so, als hätte ich ihn nicht gesehen, setzte noch die leere Dose mit der Öffnung beinahe gegen die Lippen und spielte ihnen weiterhin etwas vor.
Und dann war er da.
Plötzlich funkelte die Messerklinge in meiner Nähe, und ich stoppte.
Schwankend blieb ich stehen. Es gelang mir, einen überraschten und zugleich dümmlichen Ausdruck in mein Gesicht zu zaubern. Mit der linken Hand wischte ich durch die Luft, wie jemand, der eine Mücke vertreiben will.
»He, was ist denn los?«
Das Messer berührte mein Kinn. Es tat weh, als es die Haut leicht einschnitt. Hinter der Klinge sah ich das Gesicht mit den tückischen Augen. »Hör zu, Schweinebacke.« Der Kerl hatte wohl den Film ›Die Hard‹ vor kurzem erst gesehen. »Du wirst dich jetzt hier verpissen, oder ich steche dich ab.«
»Abstechen?« murmelte ich und spielte die Rolle auch weiterhin. »Was willst du abstechen?«
»Dich, du Arschloch.«
Ich lachte hoch und singend. »Das ist gut, das ist wirklich gut, mein Freund. Was tut ihr hier? Soll ich mit euch einen trinken? Ich habe nichts mehr. Dies ist die letzte Dose, weißt du, und…«
»Stich ihn doch ab!«
Den Befehl hatte der andere gegeben, der Farbige, aber der Typ vor mir hörte nicht auf ihn. Statt dessen trat er zurück und schüttelte den Kopf.
»Moment mal, bist du besoffen?«
»Nein, nur lustig.«
»Aber du riechst nicht nach Alkohol!« flüsterte er. »Du willst mir hier was vorspielen, wie?«
Meine Hand mit der Dose rammte blitzschnell nach vorn und traf den Kerl mitten ins Gesicht. Er schrie nicht einmal auf, so überrascht war er.
Dafür sah ich das Blut aus seiner Nase schießen. Zugleich lösten sich Tränen aus seinen Augen. Er würde mich kaum klar sehen können und mußte auch den nächsten Hieb hinnehmen, der seinen Hals traf und ihn zu Boden schleuderte.
Dort blieb er liegen, während ich weiterlief, denn es gab da noch den zweiten, und der würde bestimmt nicht aufgeben.
Ich mußte ihn erreicht haben, bevor er seine Überraschung überwunden hatte und in seiner Wut auf die Frau einstach oder sie als Geisel nahm.
Mit der Beretta konnte ich ihn am besten stoppen, aber ich sah, daß sich auch die Joggerin bewegte. Sie tat das einzig Richtige. Mit einem gezielten Kniestoß erwischte sie den Unterleib des Mannes, und der dachte nicht mehr an sein Messer, sondern nur noch an seine schmerzenden Genitalien.
Er riß seinen Mund weit
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