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Edelmann und Satansfreund

Edelmann und Satansfreund

Titel: Edelmann und Satansfreund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schüttelte den Kopf.
    »Offiziell ja, aber es hielt sich das Gerücht, daß dieser Rudolf, weil er ja mit dem Teufel im Bunde stand, gar nicht tot war und immer wieder zurückkehrte, um sich zu rächen.«
    »Wie tat er das?«
    »Soll ich Ihnen das wirklich erzählen, Hilde?«
    »Ja bitte.«
    »Er köpfte die Menschen. Sammelte die Schädel als Trophäen und nahm sie wieder mit in die Wand.« Er hob beide Hände. »Das erzählen sich die Leute und noch mehr.«
    Hilde versuchte ein Lächeln, was ihr nicht so ganz gelingen wollte. »Das ist ja alles gut und schön, aber ich weiß noch immer nicht, wie ich zu meinem Namen gekommen bin.«
    Korn grinste breit. »Dieser Rudolf«, er senkte jetzt seine Stimme, »war ein wilder Geselle. Nicht nur, daß er angeblich Gold herstellen konnte, er konnte auch keinen Rock in Ruhe lassen. Egal, ob die Frauen von Adel waren oder Dienstmägde, er hat sie geschwängert. Nun, Hilde, und eine Ihrer Ahninnen muß so etwas wie eine Urmutter von Ihnen gewesen sein. Jedenfalls haben Sie den Namen Zavelsreuth behalten über all die Jahrhunderte hinweg.«
    Sie nickte und starrte zu Boden, bevor sie mit leiser Stimme sagte: »Ja, das scheint mir auch so. Wahnsinn, was da alles zum Vorschein kommt. Wissen das auch die Leute hier?«
    »Ich denke schon, denn die alten Geschichten sind ja von Generation zu Generation weitergetragen worden. Auch über Ihren Namen existiert ein Gedicht.«
    »Kennen Sie es?«
    »Klar.«
    »Dann möchte ich es hören.«
    »Nein, das werde ich Ihnen nicht vortragen, denn es ist ein wenig anrüchig. Aber es gibt dieses Gedicht, und es hat sich gehalten über all die Jahre.«
    Hilde atmete ein und danach tief wieder aus. »Jetzt weiß ich wenigstens Bescheid, woher ich meinen Namen habe. Lange genug habe ich mir darüber Gedanken gemacht.«
    »Sie hätten nur mich zu fragen brauchen.«
    »Das weiß ich jetzt auch. Aber wer kann denn wissen, daß Sie in der Geschichte und auch in der Legendenbildung dermaßen bewandert sind? Also ich nicht.«
    »Ich war ja oft genug hier und werde auch in den nächsten Jahren herkommen.«
    »Eine Frage habe ich noch, Charlie«, sagte ich. »Dieser eingemauerte Rudolf, der später als köpfender Ritter die Gegend hier unsicher gemacht hat, spukt der eigentlich auch heute noch?«
    Korn grinste. »Was soll denn die Frage?«
    »Sehen Sie, ich komme aus England, und wir haben genügend Spukschlösser und unheimliche Gestalten aus der Vergangenheit, die noch heute angeblich durch die historischen Gemäuer geistern. So betrachtet, liegt meine Frage ja nahe.«
    Charlie Korn knetete seinen Gesichtserker. »Ja, wenn man das so sieht, haben Sie recht.«
    »Und weiter?«
    »Man erzählt sich viel. Angeblich wurde der Ritter früher einmal gesehen, aber in der letzten Zeit nicht mehr.«
    »Wie sah er denn aus?«
    »Das weiß keiner so genau.«
    »Aber man hat ihn doch gesehen.«
    »Richtig, nur war sein Gesicht nicht zu erkennen. Es wurde immer von einem Helm verdeckt.«
    »Sie haben ihn aber noch nie gesehen – oder?«
    Charlies Gesicht rötete sich, und das lag nicht an der Sonne. »Nein, obgleich ich zugeben muß, daß ich mich in der Nacht schon auf die Lauer gelegt und die Burg von hier aus beobachtet habe. Mir ist er nie über den Weg gelaufen.«
    »Schade.«
    »Ho, ho, John. Zum Glück. Ich hätte mich dann versteckt, wenn er erschienen wäre.«
    »Das ist auch richtig. Danke für Ihre Ausführungen. Ich hoffe, mich heute abend revanchieren zu können.«
    »Womit denn?«
    »Mit einem Bierchen, einem Körnchen.«
    »Ha!« rief er. »Meinen Spitznamen kennen Sie auch schon. Da trinkt man einen Korn nach dem Essen, und schon wird man in eine Schublade gesteckt. So ist das im Leben.«
    »Aber es ist nicht böse gemeint«, sagte Hilde, als sie sich erhob und sich noch einmal bedankte, denn wir wollten zurück zum Hotel. Außerdem sehnte ich mich nach einer Dusche.
    Wir verabschiedeten uns von Charlie, der noch ein halbes Stündchen auf der Bank sitzen bleiben wollte, um nach dem Ritter Ausschau zu halten, wie er uns sagte.
    »Ich denke, der erscheint nur in der Nacht«, sagte ich.
    »Kann man das wissen?«
    »Dann halten Sie die Augen auf, Charlie.«
    »Werde ich machen. Bis nachher.«
    »Ein herrlicher Typ«, sagte Hilde, als wir uns wieder auf der Straße befanden.
    »Da hast du recht. Bist du denn jetzt schlauer geworden, was deine Herkunft angeht?«
    Sie senkte den Kopf und blickte zu Boden, während sie langsamer ging.
    »Eine Reputation ist

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