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Edelmann und Satansfreund

Edelmann und Satansfreund

Titel: Edelmann und Satansfreund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gegessen.«
    »Dann mal los. Aber kein Wort von der Verfolgung durch den Ritter. Das braucht er nicht zu wissen.«
    »So töricht werde ich nicht sein.« Sie schüttelte den Kopf.
    Ich ließ Hilde den Vortritt, und Charlie Korn schaute nach rechts, als er den Schatten der Frau sah. Wir hatten die Straße verlassen und einen Trampelpfad benutzt, um an die Bank heranzukommen.
    »Das ist aber ein reizender Besuch. Die Frau von Zavelsreuth.« Charlie Korn stand auf, um Hilde zu begrüßen. Er reichte ihr die Hand und deutete sogar einen Diener an.
    »Dürfen wir uns denn zu Ihnen setzen und Ihnen ein wenig Gesellschaft leisten?«
    »Aber gern, Frau von Zavelsreuth. Ich habe Sie und Ihren Begleiter schon auf dem Burghof gesehen, war aber zu beschäftigt, um mit Ihnen ein Schwätzchen zu halten.« Dann sah er mich an, stellte sich vor und hörte meinen Namen.
    »Hm, das klingt nach England.«
    »Richtig getippt, Herr Korn.«
    »Sie sprechen aber gut deutsch.«
    »Ich habe Freunde hier.«
    »Dann nehmen Sie mal Platz. Die Bank ist sauber. Ich selbst habe sie abgewischt.«
    Wir nahmen Charlie in die Mitte. Hilde saß rechts, ich links von ihm. Wer ihn anschaute, der sah in ihm einen rüstigen und zufriedenen Rentner um die 65. Die Sonne hatte sein Gesicht gebräunt, in dem nur wenige Falten zu sehen waren.
    Er rieb über seine leicht gekrümmte Nase und fragte Hilde, ob sie länger bleiben würde.
    »Kann ich nicht sagen. Zwei Wochen schon.«
    »Das ist gut, Frau von…«
    Sie legte Charlie Korn eine Hand auf das Knie. »Bitte, nicht immer so förmlich. Sagen Sie Hilde zu mir.«
    »Sehr gut, ausgezeichnet. Ich heiße Charlie. Eigentlich ja Karl. Aber so hat mich niemand genannt. Auch nicht, als ich noch im Beruf stand. Ich war auch in der Filmbranche tätig, aber mehr im PR-Bereich, war eine tolle Zeit, Hilde.«
    »Das glaube ich gern. Bestimmt auch stressig, nicht?«
    »Das kann man sagen. Einige Kuren habe ich deshalb schon hinter mir.«
    Er winkte ab. »Aber lassen Sie uns nicht von Krankheiten sprechen, dafür ist der Tag zu schön. Ist das nicht eine herrliche Aussicht?« Die Frage galt uns beiden. »Ich kann nicht genug davon kriegen.«
    »Sie kennen sich hier gut aus, Charlie?«
    »Und ob«, erwiderte er, wobei er mich anblickte. »Ich bin gewissermaßen Experte.«
    »Auch was die Burg angeht?«
    »Klar.«
    »Wir wissen leider zu wenig darüber.«
    »Sie auch, Hilde?«
    »Leider.«
    Er winkte ab. »Ist ja keine Bildungslücke. Nicht jeder hat die Zeit wie ich. Schließlich komme ich schon lange genug hierher. Da hat es sogar einen Mann gegeben, der über diese Burg vor langer Zeit ein kleines Gedicht geschrieben hat. Wollen Sie es hören? Es hat nur zwei Strophen.«
    »Dann ja«, sagte ich.
    Korn räusperte sich, mußte sich noch etwas sammeln und deutete auf die Ruine. Dann rezitierte er den Text, den ein gewisser Scheffel, wie er uns im nachhinein sagte, geschrieben hatte.
    Kleine Burg für wenig Mannen, Städtlein, ruhig, eng und schmal, rings des Schwarzwalds Edeltannen, unten tief das Teinachtal.
    Er räusperte sich und begann mit der zweiten Strophe.
    Rauhe Lüfte, Wolkenflüge, Schneegestöber, Sonnenschein: Also wandernd im Aprilis, schaut’ ich einst den Zavelstein.
    »Toll«, lobten wir Charlie wie aus einem Mund.
    Er hob die Schultern. »Es ist leider nicht von mir. Aber es trifft den Kern.«
    »Waren Sie auch schon im Winter hier?« fragte ich.
    »Einmal. Da war es leider zu kalt. Ich habe mir fast den Hintern abgefroren. Ich komme lieber im Frühling und im Herbst.«
    »Immer allein?«
    Für einen Moment verdüsterte sich Korns Gesicht. »Ja – leider. Meine Frau lebt nicht mehr.«
    »Das tut mir leid.«
    »Es ist schon einige Jahre her. Sie starb an einem Blinddarm, der durchbrach, wie man so schön sagt. Die Ärzte haben sie auf ein Magengeschwür hin behandelt. Es war ihr Fehler, aber ich hab durch meine Prozesse nichts erreicht.« Er räusperte sich, schluckte und sagte:
    »Lassen wir die traurige Vergangenheit. Die Gegenwart ist schön genug.«
    »Nur bedingt, Charlie«, sagte ich. »Gerade wegen der Vergangenheit wollte ich Sie fragen.«
    »Dann sind Sie an den richtigen geraten.«
    »Können Sie uns denn in knappen Worten einen Abriß der Geschichte geben? Nur eine Chronologie, die aus reinen Fakten besteht, ohne irgendwelche Erklärungen. Sollten sich bei uns Fragen ergeben, werden wir sie danach stellen.«
    »Das ist ja beinahe wie bei einem Verhör!« sagte er und schlug mit der rechten Hand

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