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Edelmann und Satansfreund

Edelmann und Satansfreund

Titel: Edelmann und Satansfreund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Namen geben, um sich hin und wieder zu treffen.«
    Ich hatte ein Wort behalten und kam darauf zurück, als ich mich vor die Frau stellte. »Sie sagten Rittersaal?«
    »Stimmt.«
    Ich war in der letzten Zeit gegen alles allergisch, was sich auf den Begriff Ritter bezog. »Dieser Saal ist in Ihrem Haus und nicht in einer Burg?«
    »Im Keller, Herr Sinclair. Er ist auch kein richtiger Rittersaal«, schwächte sie ab, »sondern ein Gewölbe.« Sie wirkte etwas verlegen. »Wir nennen ihn nur so. Schließlich befindet sich die Feste Zavelstein nur eine Stein Wurfweite entfernt.«
    »Darf ich ihn mir ansehen?«
    »Gern. Sie brauchen mir nur zu folgen. Im Moment ist noch Ruhe vor dem Sturm. Unten wird bereits zum großen Rittermahl eingedeckt. Kommen Sie mit.«
    Ich ging hinter der Besitzerin her, und auch Hilde folgte mir, die mich sehr bald eingeholt hatte. »Es stimmt, was Karin sagte.«
    »Dann kennst du ihn auch?«
    »Klar. Der ist super.«
    Wir gingen die Treppe hinab. Auch hier war alles sehr sauber, hell und freundlich. Im Keller selbst gab es mehrere Türen. Im Flur standen alte Gegenstände. Ich sah eine Truhe, ein Rad hing an der Wand. Man hatte versucht, dem Keller einen mittelalterlichen Anstrich zu geben. Die Tür zum Rittersaal stand offen. Aber keine Lauten- oder Leiermusik tönte uns entgegen, sondern deutsche Schlager. Mitten auf dem langen wuchtigen Holztisch im Gewölbe stand ein Radio. Die Bedienung, die wir schon kannten, hatte es eingestellt und hörte der Musik zu, während sie dabei war, einzudecken.
    Als sie uns sah, stellte sie das Radio leiser und schaute uns an. »Na, wollen Sie unsere gute Stube besichtigen?«
    Ich nickte. »So etwas muß man doch gesehen haben.« Es war wirklich interessant. Die Familie Brandenburg hatte hier einen Raum geschaffen, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Auf eine gewisse Art und Weise hatte dieser Rittersaal auch Ähnlichkeit mit dem Torbogen der Burg. Dunkle Wände, nicht eben gerade, eine düstere Decke, an den Wänden Schwerter und Hellebarden, auch alte Säbel und Lanzen. Man konnte im Licht von Kerzen speisen, aber auch das normale Licht einschalten, was jetzt geschehen war. Es war kühl hier unten. Als Sitzgelegenheiten dienten Bänke, einige Stühle standen in Reserve.
    »Und der wird heute abend voll sein?«
    Karin Brandenburg bestätigte es durch ihr Nicken.
    Ich wußte auch nicht, weshalb ich plötzlich einen so starken Druck spürte, aber ich hielt mich zurück. Unauffällig sah ich mir den Raum genau an. Es gab nur eine Tür, die in den Kellerflur führte, wo sich die Toiletten und ein weiterer kleiner Raum für Feiern befanden.
    Hilde hielt sich zurück und beobachtete mich nur. Sie ahnte, was in mir vorging, aber eine Frage stellte sie erst später, als wir zusammen die Treppe zu unseren Zimmern hinauf gingen.
    »Was hast du bei der Besichtigung gedacht, John?«
    »War kaum der Rede wert.«
    »Lüg nicht.«
    »Ich bin eben im Moment gegen alles allergisch, was mit Rittern zusammenhängt.«
    »Warum?«
    »Kann ich dir auch nicht sagen.«
    Sie knuffte mich. »Du willst es mir nicht sagen, John. So ist das doch.«
    Ich hielt ihre rechte Hand fest und wechselte das Thema. »Weißt du, was ich jetzt brauche?«
    »Nein, aber du wirst es mir sagen.«
    »Klar. Ich brauche eine Dusche.«
    »Toll. Ich auch. Bei mir oder bei dir?«
    »Die Wahl überlasse ich dir.«
    Aus der Hosentasche holte sie ihren Schlüssel. »Ich habe mich schon entschieden.«
    »Und ich bin einverstanden…«
    ***
    Der Tag neigte sich zwar noch nicht dem Ende entgegen, aber es hatte sich schon bewölkt, und die grauen, dicken Schatten verdeckten das Licht der Sonne. Nur hin und wieder schob sie sich durch die Lücken, als wollte sie der lauernden Dämmerung noch paroli bieten. Aber den Kampf würde sie verlieren.
    Auch in die Ruine Zavelstein war Stille eingekehrt. Der Mann vom Kiosk hatte seine Bude geschlossen und war gegangen. Als letzter, denn die Besucher trieb es nicht mehr zu den alten Steinen, die endlich
    ›aufatmen‹ konnten.
    Ruhe – Stille?
    Nicht überall in der alten Feste. Es gab schon eine gewisse Unruhe, und zwar dort, wo sich der alte Teil befand, wo die Mauer noch stand und ihr schreckliches Geheimnis verbarg.
    Ein Beobachter hätte mit scharfen Blicken erkannt, daß der Stein nicht so aussah wie noch vor einer Stunde. Äußerlich hatte er sich nicht verändert. Er war nicht deformiert, aber er hob sich trotzdem von seiner übrigen Umgebung ab, denn in seinem Gefüge

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