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Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kronenberg
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ihm aus den verschwitzten
Händen, und als er das Messer aus dem Gras fischen wollte, war Norma mit einem Satz
über ihm. Ihr kräftiger Stoß und der Alkohol in seinen Adern brachten den Jungen
ins Straucheln. Auf dem Boden liegend schlug er um sich. Norma holte zum zweiten
Mal aus, trat ihn in die Seite und warf sich auf ihn. Mit geübtem Griff drehte sie
ihm den Arm auf den Rücken und presste ein Knie in sein Kreuz, bis er aufhörte,
sich zu wehren.
    »Wie viel
Geld hast du bei dir?«
    Er gab ein
empörtes Glucksen von sich, hielt aber still, als Norma ihren Griff verstärkte,
und murmelte etwas von »Hosentasche«. Das Mädchen setzte den brüllenden Lennox ins
Gras, was ihn auf der Stelle verstummen ließ, und zog Bennis Geldbörse aus der Jeans.
    Ihr kleiner
Sohn schaute neugierig zu, als sie die Scheine zählte und das Ergebnis verkündete:
»Wahnsinn! 125 Euro! Woher hat der so viel Kohle?«
    »Das steckst
du dir ein!«, forderte Norma das Mädchen auf.
    Chrissi
nahm ihren Rucksack herunter und schob das Geld in ein Seitenfach. Sie untersuchte
das Portemonnaie. »Da sind jede Menge Münzen drin.«
    »Das Kleingeld
behält er. Schreib ihm eine Quittung. Mit Datum und Summe.«
    »Worauf
denn?«
    »Auf was
du findest. Hast du einen Stift?«
    Chrissi
wühlte im Rucksack, bis sie einen Kugelschreiber fand, und bekritzelte einen abgestempelten
Busfahrschein.
    »Hast du
Papiertaschentücher dabei?«, fragte Norma.
    Das Mädchen
zog ein Päckchen aus dem Rucksack.
    »Nimm das
Messer damit hoch«, befahl Norma. »Aber fass es nicht mit den Fingern an, hörst
du?«
    Als Chrissi
das Messer in die Taschentücher gewickelt hatte, lockerte Norma den Griff. »Ich
lasse dich jetzt los, Benni. Ab sofort zahlst du jeden Monat! Chrissi hält mich
auf dem Laufenden. Wenn du unsere Vereinbarung brichst, gibt es eine Anzeige wegen
unerlaubtem Waffenbesitz. Hast du das kapiert?«
    Täuschte
sie sich oder weinte der Junge? Tatsächlich, der coole Schlampenhasser jammerte
wie ein Schulkind. Das Messer habe ihn einen halben Monatslohn gekostet, hörte sie
aus dem Schluchzen heraus. Ob er es nicht behalten dürfe.
    »Das bleibt
bei mir als Beweismittel. Deine Fingerabdrücke sind darauf. Ich lasse dich jetzt
los, und du benimmst dich, verstanden?«
    Wie benommen
rappelte er sich auf. Norma übernahm das Messer, und Chrissi hob ihren Sohn hoch.
Benni starrte das Kind an, der Kleine bestaunte den ihm fremden Mann.
    »Du bist
ein solcher Idiot, Benni«, sagte Chrissi liebevoll.
    Benni antwortete
nicht, glotzte weiterhin stumm auf das Kind.
    Vom Fuß
der Brücke kam ein Mann angerannt. Sein Blick wanderte von einem zum anderen. »Was
ist los? Kann ich helfen?«
    Norma bedankte
sich mit einem Lächeln. »Eine Familienangelegenheit. Alles geregelt.«

2
     
    Dienstag, der 12. Juli
     
    Sie erwachte mit den nebulösen Bildern
eines Traums, in dem Benni sich auf sie geworfen und ihr die Luft abgedrückt hatte.
Die Last auf dem Bauch entpuppte sich als Kater, der die Krallen in die Bettdecke
schlug. Sie vergrub die Finger im stahlgrauen Fell und hörte seinem Schnurren zu,
bis sie sich zu ihrem täglichen Yogaprogramm aufraffte und die Matte vor dem Bett
ausrollte. Jeden Morgen der Kampf gegen die Bequemlichkeit. Leopold robbte zur Bettkante
vor und angelte, gnädigerweise mit eingezogenen Krallen, nach ihren Waden, solange
sie rücklings die Beine zur Zimmerdecke streckte. So richtig wollten die Asanas
heute nicht gelingen. Sie fühlte sich angeschlagen, und die Blutergüsse an Schultern
und Oberarmen schmerzten. In der Morgensonne, die hell und freundlich durchs Dachfenster
leuchtete, erschien ihr die Auseinandersetzung eher peinlich. Wenigstens hatte Chrissi
ihr Geld bekommen.
    Der Kater
hatte sich längst über das Dach davongestohlen, als sie nach dem Frühstück hinunter
ins Büro gehen wollte. Auf der mittleren Etage fielen ihr Evas Pflanzen ein, die
einen Schuss Wasser vertragen könnten. Ihre Vermieterin Eva Vogtländer, eine Lehrerin,
verbrachte wie jeden Sommer die Ferien bei ihrem Kölner Freund, und Norma hatte
sich angeboten, den Kater und das Grünzeug zu versorgen. Leopold fühlte sich bei
ihr ebenso zu Hause wie bei seiner Besitzerin, und die Pflanzen gaben sich mit wenig
Aufmerksamkeit zufrieden. Sie flitzte nach oben, um den Schlüssel zu holen. Die
Grünlilie im Bad ließ die Blätter hängen, aber Norma wusste aus Erfahrung, wie schnell
sich das Gewächs berappeln konnte. Nach der Trennung von ihrem Mann Arthur war sie
in

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