Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

mit der Wahrheit herausrücken können.«
    »Seit wann
wusste sie, dass Harry Ewald getötet hat?«, fragte Timon.
    »Dass der
Abschiedsbrief gefälscht war, hat sie sofort erkannt. Die Anrede stimmte nicht.
Henriette statt Hennlein. Sie musste nur eins und eins zusammenzählen.«
    »Ein Grund
mehr für sie, all die Jahre den Mund zu halten«, knurrte Wolfert. »Sie steckt zu
tief mit drin.«
    Das Einsatzkommando
machte sich samt Harry Halvard zum Rückmarsch bereit.
    Ein Polizist
trat an Norma heran. »Halvard sagt, das gehört Ihnen.«
    Ihr Telefon!
Sie bedankte sich und schob es in die Hosentasche. Dabei stießen ihre Finger gegen
Metall. »Dirk, eine Bitte habe ich. Könntest du das Messer sicherstellen?«
    Er nahm
die Waffe entgegen. »Gefährliches Teil. So etwas trägst du mit dir herum?«
    »War nur
in meiner Obhut. Der Eigentümer wollte es bei der Polizei abgeben.«
    »Wer ist
das?«
    Sie lächelte.
»Keine Namen.«
    Im Gänsemarsch
machten sie sich auf den Rückweg. Den Anfang bildeten die Polizeibeamten mit dem
Weinpapst in ihrer Mitte. Dahinter kletterten Wolfert und Norma den schmalen Steig
hinunter. Timon übernahm den Schluss. Inmitten der Rebstöcke hielt Norma inne. Ein
Anruf auf dem Handy. Sie hockte sich auf eine Stützmauer und blieb dort, als sie
das Gespräch beendet hatte. Timon, der ein Stück entfernt gewartet hatte, setzte
sich zu ihr.
    »Mein guter
Freund Lutz«, sagte sie. »Er hat ein Weingut in Eltville ausgekundschaftet und fragt,
ob ich morgen zur Besichtigung mitkomme.«
    »Wirst du
ihn begleiten?«
    Die Schritte
der Vorausgehenden verklangen und ließen sie in der Stille zurück. Unten auf dem
Rhein trieben die Frachtkähne wie ferngesteuerte Spielzeugschiffe.
    »Warum nicht?
Winzer sind friedliche Leute. Die meisten jedenfalls.«
    Eine Frage
gehe ihm durch den Kopf, sagte Timon nach kurzer Pause. Ob Angela Harry bereits
1993 im Verdacht gehabt haben mochte, den Nachbarn ermordet zu haben?
    Daran glaubte
Norma nicht. Stattdessen war sie davon überzeugt, dass Harry sich damals seinem
Vater anvertraut hatte. »Onno musste befürchten, Harry würde in der U-Haft die Nerven
verlieren und neben der Panscherei auch den Mord gestehen. Deswegen hat Onno alles
darangesetzt, den Sohn herauszubekommen, und dafür sogar den Leitenden Staatsanwalt
bestochen. Er wollte nicht als Vater eines Mörders in die Politik gehen.«
    »Seit wann
hattest du Harry in Verdacht?«
    »Er war
mir von Anfang an nicht geheuer. Den Ausschlag gab sein großzügiges Weingeschenk.
Harry ist keiner, der uneigennützig etwas hergibt. Er hatte Ewalds Batschkapp auf
meinem Schreibtisch entdeckt. Um einen zweiten Blick darauf zu werfen, brauchte
er einen Vorwand. Ich bin froh, dass es vorbei ist.«
    Er lächelte.
»Ein Grund zum Feiern. Ich kenne ein vorzügliches Thai Curry aus dem Wok. Vegetarisch
selbstverständlich. Und dazu eine ausgesuchte Riesling-Spätlese. Heute Abend bei
mir?«
    Sie suchte
Timons Blick. »Klingt wunderbar. Und hinterher vielleicht Fernsehen: ›nächtlicher
Einsatz‹. Gehen wir?«
    Nacheinander
folgten sie dem Pfad hinunter nach Assmannshausen.
     
     
    E N D E

 

     
    Susanne Kronenberg
    Kunstgriff
    E-Book: 978-3-8392-3468-6 / Buch: 978-3-8392-1048-2
     
    »Wiesbaden und den Rheingau zur Kulisse spannender Kriminalfälle in
Serie zu machen, ist eine gute Idee.«
    Wiesbadener
Kurier
     
    Kunstraub in Wiesbaden: Ein
wertvolles Gemälde des berühmten Expressionisten Alexej von Jawlensky wird
gestohlen. Der Dieb fordert ein Lösegeld und droht andernfalls, das Kunstwerk
zu zerstören. Während die Galeristin Undine Abendstern Privatdetektivin Norma
Tann bittet, das Bild wiederzubeschaffen, wird die Wiesbadener Kriminalpolizei
von einem unheimlichen Mord am Jagdschloss Platte in Atem gehalten. Geht im
Taunus ein Mörder um, der seine Opfer mit Pfeil und Bogen jagt? Norma Tann ist
sich schon bald sicher: Zwischen den beiden Fällen gibt es einen Zusammenhang …

 

     
    Susanne Kronenberg
    Rheingrund
    E-Book: 978-3-8392-3008-4 / Buch: 978-3-89977-801-4
     
    »… Was Kronenbergs Krimis auszeichnet, ist ihre Fähigkeit, eine Art
atmosphärischen Boden zu bereiten und dann, peu à peu mit vielen retardierenden
Momenten eine Spannung aufzubauen, bis sie fast unerträglich wird. Das ist
geradezu meisterlich …«
    Deister- und Weserzeitung
     
    Norma Tanns neuer Auftrag führt die
Private Ermittlerin von Wiesbaden in die beschauliche Weinbaulandschaft des
Rheingaus: Im Fall der seit 15 Jahren