Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kronenberg
Vom Netzwerk:
Trauergäste, um Angela Bennefeld auf ihrem letzten Weg zu jenem Wagen
zu begleiten, der sie zum Krematorium bringen sollte. Henriette Medzig ließ sich
auf der einen Seite von ihrem Sohn, auf der anderen von Harry Halvard stützen. Die
drei wirkten wie eine uneinnehmbare Bastion inmitten des Trauerzugs. Veit Lucas
Wernhardt eilte vorbei und hastete auf den Ausgang zu.
    Norma hielt
sich ein Stück abseits. Sie zupfte die Jacke über die Hand und knipste verstohlen
in die Menge hinein. Ein Mann war ihr aufgefallen, der als Letzter aus der Kapelle
gekommen war. Mit gefasster Miene beugte er sich zu Karl Bennefeld hinunter und
reichte anschließend Elisa die Hand. Er war um die 40, mittelgroß, muskulös und
mit den geschmeidigen Bewegungen eines Menschen, der sich überwiegend im Freien
aufhält. Die Haut von der Sonne gebräunt, die Jeans dunkel und das Hemd rabenschwarz.
Kein Sakko. Sie zog sich in den Schatten der Kapelle zurück und schoss mehrere Bilder
aus der Tarnung heraus. Endlich hatte es sie gepackt, dieses lange vermisste Gefühl,
dieses Kribbeln im Bauch: Jagdfieber!
    Sie folgte
der kleinen Schar, die Elisas Einladung ins Restaurant ›Zum Hafen‹ angenommen hatte.
Dort fanden sich die Trauergäste in einem Nebenzimmer zusammen. Vor der Wand stand
ein Büfett mit Getränken, und ein Kellner verteilte Suppe aus einem großen Topf.
Karl Bennefeld war nicht mehr unter den Anwesenden. Er würde von dem Krankenpfleger
zurück ins Heim begleitet, hieß es. Henriette Medzig balancierte einen Suppenteller
an Norma vorbei, nickte ihr zurückhaltend zu und suchte sich einen Platz. Auch der
sportliche Unbekannte hatte sich am Büfett bedient und an einen freien Tisch gesetzt.
    Norma trat
zu ihm. »Entschuldigung, darf ich?«
    Er sah auf,
der Blick abweisend.
    Sie behielt
ihr höfliches Lächeln bei. »Es sei denn, Sie möchten lieber allein essen.«
    Seine gute
Kinderstube siegte. »Aber, nein. Bitte nehmen Sie Platz.«
    Sie setzte
sich auf den Stuhl ihm gegenüber.
    Der Mann
legte den Löffel ab. »Und Sie? Keinen Appetit?«
    »Nicht auf
Rinderbrühe.«
    Das Lächeln
erschien ihr spöttisch. »Vegetarierin also! Seit wann? BSE? Gammelfleisch?«
    »Seit ich
alt genug war, um mich in diesem Punkt gegenüber meiner Mutter zu behaupten. Wer
vom Schweinemästen lebt, will keine Fleischverweigerin zur Tochter.«
    In seinen
Augen schimmerte Ironie. »Wenn das eigene Kind keine Schnitzel isst, lässt der Zusammenbruch
des bäuerlichen Lebens nicht lange auf sich warten.«
    »Sie kennen
sich mit der Landwirtschaft aus?«
    »Sagen wir,
ich kenne mich mit familiären Erwartungen aus. Möchten Sie auch einen Kaffee?«
    Er stand
auf und ging zum Büfett.
    »Haben Sie
Angela gut gekannt?«, fragte sie, als er mit zwei Tassen an seinen Platz zurückgekehrt
war.
    Er lehnte
sich zurück und stützte die Fingerspitzen auf die Tischplatte. »Es gab eine Zeit,
da war ich davon überzeugt, mit ihr vertraut zu sein wie niemand sonst. So kann
man sich täuschen. In den gut 20 Jahren danach sind wir uns nicht mehr begegnet.«
    »Sie leben
in Südafrika. Ihr Name ist Adam Dyzek.«
    Er schien
irritiert. »Woher wissen Sie das?«
    »Ein Foto
von den Maifestspielen 1993. Sie und Angela vor der Theaterkolonnade.«
    »Wer sind
Sie?«
    Sie legte
ihre Visitenkarte auf den Tisch und stellte sich vor. »Ich arbeite im Auftrag der
Bennefelds. Sie möchten Klarheit über Angelas Tod.«
    Er gab sich
beunruhigt. »Befürchten Sie womöglich, dass jemand nachgeholfen hat?«
    »Könnten
Sie sich ein Motiv vorstellen?«
    Zögernd
griff er nach der Karte und steckte sie in die Hemdtasche. »Angela war Staatsanwältin.
Sie hat Leute angeklagt und ins Gefängnis geschickt. Warum sollte nicht irgendein
Ganove einen Hass auf sie haben? Aber begeht man deswegen einen Mord?«
    »Es könnte
im Affekt geschehen sein«, warf Norma ein. »Eine zufällige Begegnung. Eine unerwartete
Gelegenheit, Rache zu nehmen.«
    Er senkte
die Stimme. »Wollen Sie das nicht besser der Polizei überlassen? Dort soll es Leute
geben, die das gelernt haben. Mit einem Fernkurs für Detektive könnte es schwer
werden. Womöglich gefährlich.«
    Sie blieb
gelassen. »Soll ich das als Drohung verstehen?«
    Er drückte
sich vom Tisch ab und sprang auf. »Verstehen Sie, was Sie wollen. Schönen Tag noch.«
    Norma erhielt
keine Chance für weitere Fragen. Adam Dyzek verließ den Gastraum, ohne nach rechts
und links zu blicken.

26
     
    Hinter ihr erklangen das Quietschen
der Türangeln und

Weitere Kostenlose Bücher