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Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kronenberg
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Fußball, und
der Olli lässt sich kein Spiel entgehen.«
    Er nahm
die Kamera zurück, schaute, stutzte und hielt das Display näher an sein Gesicht.
»Der war hier!«
    »Lass mal
sehen, Heiko!«
    Sie betrachtete
die Aufnahme, ein Schnappschuss, der vollends genügte, um Adam Dyzek zu identifizieren.
»Ganz sicher?«
    »Düwel ook!
Wenn ich sage, der war hier, dann war der hier! Am Tisch der Staatsanwältin hat
er gestanden, nicht lange allerdings. Das ist dieser nervöse Typ, der Angela erschreckt
hat. Wie gesagt, das sah mir nach einer zufälligen Begegnung aus.«
    »Was hat
er danach gemacht? Sich woanders hingesetzt?«
    »Falls er
vorgehabt hatte, zu essen, war ihm wohl der Appetit vergangen.« Dyzek sei zu den
Anlegern gegangen und habe wie in Gedanken versunken die Boote betrachtet. Von einer
Minute auf die andere sei er verschwunden.
    Auf der
Heimfahrt war Norma mit den Gedanken bei Adam Dyzek. Hatte er Angela aufgelauert?
Um als verlassener Verlobter Rache zu üben? Auch Oliver Medzig war nicht aus dem
Schneider. Fußball hin oder her. Henriettes Aussage war wenig wert. Unbemerkt hätte
er sich für eine halbe Stunde aus dem Haus schleichen können.

27
     
    Samstag, der 23. Juli
     
    Norma inspizierte den Karton, hin
und her gerissen zwischen Neugier und Abscheu. Zu allem Überfluss war sie hundemüde.
Bis in den späten Abend hatte sie sich mit den Versicherungsrecherchen beschäftigt.
Dass sie danach bei den ersten Szenen des ›Nächtlichen Einsatzes‹ eingeschlafen
war, durfte man nicht Veit Lucas Wernhardt alias Marco Koslowsky ankreiden. Zum
diesem Zeitpunkt hatte sich der Fernsehkommissar noch gar nicht blicken lassen.
Pünktlich zum Abspann wurde sie vom Telefonsignal geweckt. Mit der Leidenschaft
der frisch Entflammten schwärmte Nina von Jean-Claude und der atemberaubenden Großstadt.
Zum Schluss bewies sie ein erstaunliches Gespür für Höflichkeit und erkundigte sich
nach Normas Befinden. Deren Antwort, sie stecke mitten in einem Fall um eine im
Schiersteiner Hafen ertrunkene Staatsanwältin, kommentierte Nina mit: »Gruselig!«
    Gruselig
wurde es auch beim Brötchenholen. Mit der verheißungsvollen Ankündigung, sie habe
etwas entgegengenommen, verschwand die Bäckersfrau in der Backstube und tauchte
umgehend mit einem gelben Postpäckchen wieder auf. Dieselben Abmessungen wie bei
der ersten Sendung und innen drin das verdächtige Rascheln.
    »War’s nicht
recht so?«, fragte die Bäckerin enttäuscht.
    »Danke,
alles in Ordnung«, murmelte Norma und ließ unkommentiert, was die freundliche Nachbarin
aller Wahrscheinlichkeit nach kurzzeitig zwischen Brezeln und Plunderstückchen gelagert
hatte. Sie klemmte sich den Karton unter den Arm, griff nach der Brötchentüte und
überquerte mit schnellen Schritten die Gasse. Eilig schloss sie das Büro auf.
    Nun also:
Das Päckchen auf den Schreibtisch. Norma suchte in einer Schublade nach Latexhandschuhen,
griff nach der Schere und schnitt den Klebestreifen auf. Mit den behandschuhten
Fingern öffnete sie den Pappdeckel und spähte widerstrebend hinein. Zum Frühstück
begnügte sie sich mit einer Tasse Milchkaffee und telefonierte währenddessen mit
dem Landeskriminalamt. Sie könne sofort kommen, ließ der Doppeldoktor ihr ausrichten.
    Als sie
beim LKA eintraf, wartete Frywaldt im Foyer und schaute dem Päckchen in ihren Händen
begierig entgegen. Norma hatte nicht damit rechnen können, dass er am Samstag arbeitete.
    An den Wochenenden
finde er die nötige Ruhe für seine Berichte, erläuterte Frywaldt auf dem Weg ins
Labor. »Zu Hause vermisst mich niemand. Meine Frau und der Hund sind in den Hochtaunus
gezogen. In ein Forsthaus, wo es beiden gefällt. Der Hund mag den Wald. Meine Frau
den Förster.«
    Norma spürte
die Verbitterung hinter der frotzelnden Bemerkung.
    Im Labor
stellte er den Karton auf einen blank gewienerten Metalltisch und begann damit,
den Inhalt Stück für Stück auszupacken. Für Norma kommentierte er die Gebeine, die
er auf der Tischplatte ausbreitete. »Ein Oberschenkel. Zersägt. Ein Wadenbein. Ein
Schienbein. Der zweite Oberschenkel. Zersägt.«
    Sie unterbrach
seine Aufzählung. »Die Knochen wurden zersägt, damit sie in das Päckchen passen?«
    »Anzunehmen!
Die Sägespuren sehen frisch aus. Was haben wir noch? Das zweite Wadenbein. Zweites
Schienbein. Das hier ist alles vom Knie, sehen Sie? Ein Wunderwerk der Natur, nebenbei
bemerkt. Auch doppelt vorhanden. Dann die Füße. Allerlei Zehen- und

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