Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kronenberg
Vom Netzwerk:
erlauben Sie sich!«
    »Verzeihen
Sie meine Neugier. Eine Berufskrankheit. Wer ist dieser Junge?
    »Das geht
Sie nichts an!«
    Norma entschuldigte
sich noch einmal. Sie legte das Bild an seinen Platz zwischen den Seiten und brachte
das Poesiealbum zurück in den Schrank.
    Henriette
strich sich über die Stirn, als wäre sie über ihr eigenes Verhalten erschrocken.
»Nehmen Sie mir meine Heftigkeit bitte nicht übel, Frau Tann. Ich bin ein wenig
überreizt. Sie lassen mich am besten allein.«

24
    Zur Mittagszeit war sie zurück am
Schreibtisch. Auf den Knien den vom Schnurren vibrierenden Kater betrachtete sie
den Bildschirm mit dem Abbild des Jungen, der mit einer Holzschaufel hantierte und
geradewegs in die Kamera schaute. Den Mund zugekniffen und mit scheelem Blick, als
traue er dem Fotografen nicht. Helle Haare, die sich um das pausbäckige Gesicht
ringeln. Warum versteckt Henriette dich zwischen getrockneten Rosenblättern und
des Herren Geheimrats Herzenswunsch, der Mensch sei edel, hilfreich und gut? Was
ist aus dir geworden? Welcher Mann um die 50 spielte einst in diesem Garten? Vor
diesem Bungalow?
    Ich muss
das Haus finden! Und im selben Atemzug: Du hast sie nicht alle, Norma Tann! Weil
Henriette sich über ein Foto echauffiert, hört die Privatdetektivin das Gras wachsen!
Als ob es nicht genug offene Fragen gäbe: Angela und ihr rätselhafter Gesprächspartner
sowie, nicht zu vergessen, der Knochenmann. Sie öffnete die nächste Aufnahme, deren
Qualität so mäßig war wie die des Kinderbilds, jedoch ausreichte, um mit wenigen
Klicks durch einschlägige Webseiten den Waffentyp zu identifizieren: Eine Radom
P.35 aus polnischer Fertigung. Die Pistole war während des Zweiten Weltkriegs von
der deutschen Wehrmacht verwendet worden. An Munition mit Kaliber 9 mm heranzukommen,
schien kein Hexenwerk. Für den Handel brauchte man die erforderliche Berechtigung.
In den 80er-Jahren war das ohne große Probleme auch über den Schwarzmarkt gegangen.
    Zufrieden
mit dem Treffer kraulte sie Leopolds Nacken, bis das Telefon läutete. Luigi meldete
sich.
    »Hast du
Neuigkeiten über die Handknochen?«, fragte sie erfreut.
    »Definitionssache«,
brummte er. »Es geht ums Päckchen. Weißt du, wie das mit der Post funktioniert?«
    »Och, ich
glaube, ich hab schon mal ein Päckchen verschickt. Man geht zum Schalter und …«
    »Norma!«
    Für Späße
war er heute nicht zu haben.
    »Kläre mich
auf, Luigi!«
    Er habe
den neuen Praktikanten darangesetzt. »Also: Jedes Päckchen trägt einen Barcode.
Den bekommt es, wenn die Postagentur Gewicht und Größe kontrolliert hat. Darin ist
auch die Filialnummer der Agentur verschlüsselt. Demnach wurde unser Päckchen am
Freitagnachmittag, den 15. Juli, in der Kirchgasse aufgegeben. Mehr Details werden
über ein einfaches Päckchen nicht festgehalten.«
    Sie kannte
die Postfiliale in der Wiesbadener Fußgängerzone.
    »Gibt es
Videobänder aus der Schalterhalle?«
    Milano knurrte
durchs Telefon: »Na klar, gibt es die. Eine externe Sicherheitsfirma kommt einmal
die Woche und tauscht die Bänder aus.«
    »Mach’s
nicht so spannend, Luigi!«
    »Der richterliche
Beschluss ist gestern per Fax bei denen eingetrudelt, und heute wurden die Bänder
auf den Weg gebracht. Morgen kannst du sie prüfen. Das Postpersonal hat die Filme
inzwischen angesehen, aber niemanden identifizieren können. Vielleicht erkennst
du einen ehemaligen Klienten wieder.«
    »Wenn es
so einfach wäre, soll’s mir recht sein. Morgen Nachmittag ist die Trauerfeier für
Angela Bennefeld. Danach könnte ich zu dir ins Präsidium kommen.«
    Er sei den
ganzen Freitag bei einer Tagung im BKA, sagte er, ohne sich näher darüber zu äußern.
Norma wusste, einen weiten Weg hätte er in keinem Fall zurückzulegen. Das Bundeskriminalamt
verfügte über mehrere Standorte in der Stadt. Die größten Gebäudekomplexe lagen
in der Äppelallee und beim Hauptsitz der Bundesbehörde im Norden der Stadt unmittelbar
am Wald. »Wende dich an unseren Praktikanten Felix.«
    »Felix und
weiter?«
    Aufgelegt.
Treib es bloß nicht auf die Spitze, Luigi! Andererseits, für einen Freundschaftsdienst
musste sie die Luigi-Ruppigkeit hinnehmen.
    Der Versicherungsdetektiv
forderte per Mail die ersten Ergebnisse an. Norma schickte ihm, was sie hatte. Für
den Rest würde sie Nachtschichten einlegen müssen. Jetzt gab es Dringenderes zu
tun. Zum Beispiel ein Anruf bei Nina. Sie erreichte das Mädchen mitten im Touristenprogramm
auf dem Eiffelturm.

Weitere Kostenlose Bücher