Eden

damit er sie zu Ende fesseln konnte.
    »Gib mir einen Kissenbezug … bitte«, bat William, nahm ihn und stopfte ihn Janis in den Mund, so tief er konnte, ohne seine Finger zu verlieren. Sie schlug die Zähne in die Baumwolle.
    Mit einem zweiten Kissenbezug band er den ersten fest. Er schlang ihn um ihren Kopf und verknotete ihn, so gut es ging.
    »Nicht zu fest, Dad«, warnte Billy. »Sonst bekommt Janis keine Luft mehr.«
    »Ist gut.« Benommen stand Will auf und musste sich an der Kommode abstützen. Billy reichte ihm die Handtücher, die Sarah dagelassen hatte.
    Er wischte die schlimmsten Bisse an seinen Händen und Unterarmen ab. Die Kreatur hatte ihm ein großes Stück aus dem linken Unterarm gerissen. Als er den Arm drehte, starrte ihn eine tiefe, blutende Wunde an. Eine üble Verletzung.
    »Herr im Himmel.« Er wischte das Blut ab und zuckte zusammen. Der Schmerz war grauenhaft, ein loderndes Feuer, das sich seine Arme hinaufzog.
    William faltete mehrere kleine Gästehandtücher zusammen und drückte sie auf die schlimmsten Wunden. Billy half ihm, sie mit blutgetränkten Kissenbezügen festzubinden. Als sie fertig waren, sah Will aus wie eine zerfledderte Mumie.
    »Okay, wir machen das jetzt so.« Er schickte seinen Sohn die Waffe aus dem Badezimmer holen und ermahnte ihn, sehr vorsichtig damit umzugehen und den Lauf auf den Boden zu richten. Ein paar Sekunden später kam er Billy auf dem Flur entgegen, das gefesselte Ding, das einmal seine Tochter gewesen war, über der Schulter, ein sich windender, bebender Kokon, aus dem Blut zu Boden tropfte.
    »Gehen wir.« William ging vor, aus Angst, er könnte ohnmächtig werden und die Treppe hinab auf seinen Sohn stürzen. Es ging ihm nicht gerade gut. Aber er musste seine Familie irgendwie in das gottverdammte Krankenhaus schaffen. Danach konnte er nur noch das Beste hoffen.
    Maggy sah auch nicht allzu gesund aus. Sie saß mit träumerischem Blick auf dem Beifahrersitz und starrte an die Wagendecke. Sarah sah vom Rücksitz aus zu, wie ihr Vater gemeinsam mit ihrem Bruder Janis in den Kofferraum packte und den Deckel zuschlug.
    Will stützte sich an die Autotür ab und ließ Billy nach hinten zu seiner Schwester steigen. Er fühlte sich ein wenig berauscht, und einen Moment hatte er das Gefühl zu schweben. Er spürte überhaupt keinen Boden mehr unter den Füßen. Aber dann dehnte sich das Brennen in den Armen bis in Schultern und Brust aus, und der Schmerz riss ihn zurück in die Wirklichkeit.
    »Die Pistole, Dad.« Billy reichte sie seinem Vater. Es fiel William schwer, sie zu packen. Seine Hände waren nass von Blut und mit Waschlappen und Kissenbezügen bandagiert. Ganz zu schweigen vom brennenden Schmerz der Bisswunden. Er legte die Waffe mit Daumen und Zeigefinger zwischen seine Beinen auf den Sitz.
    »Okay.« Er griff hoch zur Sichtblende und fummelte ein paar Sekunden daran herum. Hustend fand er die Fernbedienung für das Garagentor und ermahnte die Kinder aus Gewohnheit, sich anzuschnallen.
    Das Garagentor öffnete sich mit einem mechanischen Summen, und sie sahen Beine auf der Straße.
    Billy sah zu seiner Mutter. Sie atmete flach und stierte konzentriert an die Decke. Sein Vater war ein entsetzlicher Anblick. Er schaltete die Automatik auf Fahren und ließ den Wagen langsam aus der Garage rollen.
    Die Kreaturen auf der Straße drehten sich um. Ein Teil kam mit schwerfälligen, humpelnden Schritten auf sie zu. Eine fiel neben dem Auto um und verschwand außer Sicht.
    Billy vergewisserte sich, dass alle Türen verriegelt waren, dann packte er seine Schwester Sarah und drückte ihr Gesicht an seine Brust, damit sie das nicht sehen musste.
    William Richardson steuerte den Wagen um eine schlurfende Kreatur auf die Straße und verlor das Bewusstsein. Das Auto rollte weiter, bis es einen auf der anderen Straßenseite parkenden Wagen rammte.
    »Billy …«, sagte William, als er wieder aufwachte. Er spürte einen schweren Druck in der Kehle. Irgendetwas wallte in ihm hoch, etwas, das sein Körper auskotzen wollte. »Billy …« Er fummelte an der Pistole zwischen seinen Beinen herum. Sie fiel ihm aus der Hand auf den Wagenboden, irgendwo zwischen seine Füße. Dann wurde er wieder ohnmächtig.
    Billy drückte seine Schwester an sich. Jedes Mal, wenn eine der Kreaturen dort draußen auf den Wagen schlug, zuckte Sarah zusammen. Sie hatten das Auto umzingelt. Manche von ihnen waren zerbissen und zerfetzt, durchlöchert, andere wirkten beinahe unversehrt, fast so,