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Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Mochinski
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Knöchel trug, in der Rechten.
    Harris gab sich Mühe, nicht direkt in Als zerstörtes Gesicht zu blicken. Al klammerte sich an Harris’ Arm wie ein Ertrinkender, versuchte zu reden, ihm etwas zu sagen.
    Harris richtete die Neunmillimeter auf seine Stirn.
    »Al, es ist okay. Hörst du? Es ist okay.«
    Al schluckte, wurde einen Moment ruhiger. Sein Griff um Harris’ Arm ließ nicht locker.
    »Es ist okay, Al. Du warst ein guter Mann. Hörst du? Du bist ein guter Mann.«
    Die Schrotflintensalve klang ihm noch in den Ohren, dadurch wirkte der Pistolenschuss leiser als sonst.
    Hinter ihm ertönte ein zweiter Knall.
    Sanft legte Bobby Evers den zertrümmerten Kopf seiner zweiten Frau auf den Boden. Er hatte getan, was er tun musste.
    »Bobby.«
    Er schaute Harris an und nickte.
    Harris nickte zurück.
    Er seufzte. Bei Bobbys erster Frau hatte Harris es erledigen müssen.
    Das Ding, das einmal Davon gewesen war, zog die Knie an die Brust und wälzte sich zur Seite, manövrierte sich in eine Position, aus der es aufstehen konnte.
    Harris zielte auf den Kopf des Hünen, aber Bobby kam ihm zuvor, marschierte hinüber und jagte eine Kugel in die linke Schläfe des Untoten. Er blieb über dem Zombie stehen. Feuerte eine zweite und dritte Kugel in seinen Hinterkopf.
    »Diaz.«
    Diaz hatte die Pistole fallen lassen. Er hatte sich wie ein Fötus eingerollt und lag weggetreten zwischen Bett und Zimmerwand.
    Harris schaute ihn sich an. Der Kerl hatte nicht einen Biss abbekommen.
    »Irgendwelche Einwände …?«, fragte er Bobby und deutete mit der Pistole auf Diaz.
    Bobby schüttelte den Kopf. Es gab nichts zu sagen.
    Harris hob die Neunmillimeter. Untot oder nicht …
    »Harris.«
    Julie stand mit der AR-15 in der Tür. Hinter ihr stand Mickey mit einer schweren Schrotflinte. Er war es, der gesprochen hatte.
    Julie war bleich. Ihr Blick suchte Harris’ Augen. Es lag eine unausgesprochene Frage darin.
    »Mickey«, sagte er und senkte die Pistole. »Tu mir einen Gefallen und hol Lisa, damit sie sich Diaz anschaut.«
    Julie wartete, bis er die Waffe zurück ins Holster gesteckt hatte.

8
     
    Zehn Minuten bevor der Wecker klingelte, wachte er auf. Draußen war es noch dunkel.
    Harris stand nicht auf. Er zog die Ohrstöpsel heraus und legte sie unters Kopfkissen. So konnte er die Vögel vor dem Fenster hören. In der Stunde vor Sonnenaufgang sangen sie am lautesten.
    Er wälzte sich herum und legte einen Arm und ein Bein um die ruhig schlafende Raquel.
    Er ließ den Mund zu und schmeckte seinen Atem. Harris schlief grundsätzlich mit geschlossenem Mund. Das war besser so. So konnte nichts in seinen Mund fliegen. Er hatte als Kind zu viele Slapstickfilme gesehen, zum Beispiel mit Federn, die vom Atem eines Schlafenden in der Luft gehalten wurden. Andererseits sorgte ein geschlossener Mund für säuerlichen Atem beim Aufwachen.
    Als Kind hatte er sich die Zähne putzen müssen , wenn ihn seine volle Blase aufweckte. So sehr hatte er diesen fiesen Geschmack im Mund gehasst. Das war bis zum ersten Ehejahr so gegangen. Da erst hatte er aufgehört, sich immer sofort nach dem Aufstehen die Zähne zu putzen. Inzwischen putzte er sie sich einmal morgens und einmal bevor er zu Bett ging und neben Raquel mit geschlossenem Mund einschlief.
    Sie wohnten in einer ruhigen Gegend, in einer Sackgasse, und trotzdem brauchte er Ohrstöpsel, um einzuschlafen. Eine alte Angewohnheit. Ohne sie lag er wach und lauschte den knarrenden Geräuschen des Hauses, den gelegentlich vorbeifahrenden Autos, den von irgendwelchen nachtaktiven Tieren aufgescheuchten Hunden. Im Sommer war es weniger schlimm. Da half ihm das stete Summen der Klimaanlage beim Einschlafen.
    Zwei Minuten bevor der Wecker klingelte, drückte er die Nase in Raquels Haare und atmete tief ein. Der Duft ihres Shampoos, ihrer Spülung, ihres Körpers. Er mochte ihren Geruch, selbst die leicht muffige Note, wenn ihr Deo nach einem langen Tag nachließ. Es war kein richtiger Körpergeruch, nicht die Art Ausdünstung, die andere Fahrgäste in der U-Bahn veranlasste, die Nase zu rümpfen und sich wegzudrehen, nur eine vage Andeutung von Schweiß. Hätte er es erwähnt, wäre es ihr peinlich gewesen. Insgeheim machte es ihn scharf.
    Als er aufstand und Raquel wieder zudeckte, fragte sich Harris, ob das wohl schon als pervers gelten konnte. Er würde sie noch eine Viertelstunde schlafen lassen, bevor er sie ebenfalls weckte. So wie immer.
    Er schob den Regler am Radiowecker eine Kerbe weiter, um die

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