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Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Mochinski
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sich um und machte sich auf den Weg zu ihrem Haus. Er dachte an andere Gelegenheiten, bei denen er Julie auf die eine oder andere Art den Rücken zugekehrt hatte. Julie liebte ihn, und irgendwie liebte er sie auch, liebte er sie wirklich, aber irgendwo im Hinterkopf hatte er immer noch Raquel, und vermutlich wusste Julie das.
    Harris fragte sich, ob er überhaupt in der Lage war, sich ganz, ohne irgendeinen Vorbehalt für Julie zu entscheiden. So weit hatte der allgegenwärtige Tod seine Gefühle schon verkrüppelt. Möglicherweise war das schon das Beste, wozu er fähig war, angesichts der Zeit, in der sie lebten, der Person, zu der ihn diese Zeit gemacht hatte.
    Er wollte Julie nicht enttäuschen. Sie liebte ihn, von ganzem Herzen und bedingungslos.
    All das ging ihm durch den Kopf, als er die Haustür aufschloss. Etwa drei Monate nach ihrer Ankunft in Eden war Julie aus ihrem eigenen Haus aus- und hier bei ihm eingezogen.
    Drinnen schloss er die Tür und lehnte sich daran an. Er öffnete die linke Hand. Seit er sie bei der Hustenattacke vor den Mund gehalten hatte, war sie nass. Seitdem hatte er sie zur Faust geballt dicht am Körper gehalten und gehofft, dass niemand es bemerkte. Harris starrte auf seine Handfläche, starrte auf die Blutspritzer.
    Ihm blieb nicht mehr viel Zeit.

15
     
    Buddy und Harris hielten sich ein wenig zurück und folgten den Soldaten in den Supermarkt. Es waren Nationalgardisten, keine Vollzeittruppen, aber sie hatten eine Kampfausbildung, auch wenn die nur aus einem Wochenende im Monat und zwei ganzen Wochen jeden Sommer bestand. Es empfahl sich, ihren Anweisungen zu folgen, ihnen keinen Ärger zu machen, und, so lange es ging, bei ihnen zu bleiben. Hinzu kam, dass die Gardisten im Vergleich zu Harris mit seinem Revolver und Buddy mit seiner abgesägten Schrotflinte und allem, was der Hüne sonst noch in seinen Satteltaschen verbarg, richtig schwer bewaffnet waren.
    Der Supermarkt war geschlossen. Sie waren eingebrochen, hatten eines der Rollgitter aufgesprengt und es dann hinter sich wieder herabgezogen. Dann hatte Shapiro, einer der Nationalgardisten, es mit einem Schweißbrenner wieder befestigt. Gehört das zur Standardausrüstung der Garde? , hatte sich Harris gefragt. Oder haben sie das irgendwo unterwegs aufgelesen, weil es noch nützlich sein könnte? Die anderen schwärmten aus und durchsuchten den Laden.
    Es gab keine Zombies im Innern des Geschäfts. Alle Ausgänge waren gesichert. Sergeant Edmond postierte seine Männer an strategischen Stellen. Die Fenster waren durch Rollgitter wie dem am Eingang geschützt. Auf Augenhöhe war ein Maschengitter eingelassen. Buddy blickte hinaus und beobachtete die Untoten auf der Straße.
    Die Zombies glotzten zu ihnen herein. Mehrere hatten das Gesicht fest ans Gitter gedrückt. Unter lautem Stöhnen zerrten sie an den Metallstangen oder drückten dagegen, ohne irgendetwas auszurichten.
    »Nicht«, ermahnte Edmond Annunziata, der das Sturmgewehr auf einen der hereinstarrenden Zombies angelegt hatte. »Keine Munition verschwenden.«
    »Sie haben gesehen, was diese Drecksviecher mit Bevilacqua und Gordon gemacht haben, Sarge«, knurrte der Soldat. »Sehen Sie sich Koster an. Sie haben ihn völlig zerrissen. Wissen Sie, was das heißt? Er hat ein fünfjähriges Kind zu Hause, Sarge.«
    »Jetzt hören Sie mir mal zu, Annunziata.« Edmond streckte die Hand aus und drückte den Lauf des M-16 nach unten. »Sie werden jetzt, verdammt nochmal, nicht schießen. Die werden dafür bezahlen, was sie getan haben, keine Sorge. Aber bis ich den verdammten Befehl gebe, werden Sie Ihren verdammten Abzugsfinger unter Kontrolle halten, verstanden?«
    Eingeschüchtert nickte Annunziata. »Ja.«
    Hunderte Zombies versammelten sich vor dem Laden, und jede Minute wurde es ein Dutzend mehr.
    »Hier hinten geht es zum Dach«, rief Gill.
    »Sehen wir uns das mal an.« Der Sergeant winkte Buddy und Harris, ihm zu folgen, und befahl einem der anderen Männer, bei Annunziata zu bleiben.
    »Haben Sie schon mal so viele auf einem Haufen gesehen?«, fragte Harris Buddy und den Sergeant, als sie auf dem Dach standen.
    »Manhattan war schlimmer als das hier«, antwortete der Soldat. Er schüttelte den Kopf. »Manhattan war übel.«
    »Sie waren in der Innenstadt?«
    »Wir haben es gerade noch rausgeschafft, bevor die Kampfjets kamen«, erklärte Edmond. »Am Times Square sind wir in den Siebenerzug gehüpft und bis Grand Central gefahren. Als wir dort ankamen, haben sich

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