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Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Mochinski
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    »Was, schwul?«
    »Ja.«
    Er lachte. »Der ist gut. Das wird ihm gefallen. Oh Mann, wird ihm das gefallen.«
    »Also, ich meine, es wäre nicht irgendwie falsch, wenn Sie es sind …«
    Er lachte noch lauter.
    »Es ist nur, dass Sie beide dauernd zusammen sind, verstehen Sie? Ich meine, normalerweise habe ich ein ganz gutes Gespür für so was, aber ich weiß es wirklich nicht.«
    »Ach, hat Ihr Schwulen-Radar ausgeschlagen? Und jetzt halten Sie Buddy und mich für ein Paar?«
    »Nein. Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube nicht …«
    »Julie, Julie, Julie«, schmunzelte Harris. »Nein, ich bin nicht schwul. Und ich glaube auch nicht, dass der große Kerl es ist. Er ist einfach nur mein Kumpel, verstehen Sie? Ohne Buddy würde ich heute nicht hiersitzen und mich mit Ihnen unterhalten.«
    War das Erleichterung in ihrer Miene?, fragte er sich.
    »Ich wollte Sie nicht beleidigen …«
    »Haben Sie nicht. Keine Sorge.«
    »Es ist nur, Sie und er sind auch, äh, Mann, wie kann ich das ausdrücken, ohne eingebildet zu klingen?«
    »Sagen Sie es einfach.«
    »Buddy und Sie. Sie beide haben nicht ein einziges Mal versucht, mich anzumachen. Keine der Frauen hier.«
    »War das ein Fehler?«
    »Nein, das ist toll ! Sie können sich nicht vorstellen, wie das ist, hier eine Frau zu sein. Alle Kerle hier scheinen überzeugt zu sein, dass wir jetzt alle unbedingt einen Partner haben müssen. Verstehen Sie?«
    Harris überlegte. »Ja, stimmt. Die einzige andere ungebundene Frau hier, die mir einfällt, also außer Ihnen, ist Isabel.«
    Julie rollte mit den Augen. »Und was die angeht. Na ja, Sie wissen ja selbst, wie sie drauf ist. Und ein paar von den Kerlen finden wohl, so sollten alle Frauen hier sein.«
    »Wieso, ist Ihnen einer zu nahegetreten?«
    »Also, Diaz ist ein Arsch.«
    »Diaz wurde schon als Arsch geboren. Kümmern Sie sich gar nicht um ihn. Wenn er aufdringlich werden sollte, wird Shannon ihm schon den Marsch blasen. Aber jetzt, wo Sie es ansprechen, Thompson scheint Gefallen an Ihnen zu finden.«
    »Er ist ein netter Bursche, Harris, aber er hängt an mir wie eine Klette.«
    »Nicht gut, eh?«
    »Nein, das ist nicht gut.«
    »Pech für Thompson. Aber jetzt, wo ich Bescheid weiß, werde ich darauf achten, Ihnen in Zukunft etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken.«
    »So war das nicht gemeint.«
    »Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich Sie gelegentlich verfolge? Und ab und zu ein bisschen anstarre?«
    »Sehr komisch, Harris. Sie sollten nicht so allein hier herumsitzen und brüten.«
    »Ich habe nicht gebrütet, ich habe nachgedacht. Da gibt es einen Unterschied.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Sie werden es sehen. Geben Sie mir auch ein Bier, und denken Sie mit mir zusammen nach.«
    Sie schaute ihm geradewegs in die Augen, und er zwinkerte ihr zu. Es geschah ganz von selbst.
    »Okay«, sagte Julie. »Versuchen wir’s.«
    Sie reichte ihm ein Bier. Er öffnete die Dose, sie tat es ihm gleich.
    »Auf Cosette«, sagte Harris, als sie anstießen.
    Er trank und verzog das Gesicht. »Schmeckt immer noch beschissen.«

14
     
    Harris dachte daran, dass die vergangene Nacht sein letzter Schlaf gewesen war. Der letzte überhaupt. Es war eine enorme Feststellung, und er machte sie mit einer inneren Unbeteiligtheit, als ginge es dabei nicht um sein Schicksal, sondern das irgendeines Fremden.
    Der Biss war winzig. Nur ein paar Zahnabdrücke am Oberarm. Aber er hatte die Haut verletzt. Wie halbverweste Leichen so kräftige Zähne haben konnten, war ihm ein Rätsel.
    Dabei hatte er es so weit geschafft. Er hatte auf der Straße überlebt. Erst allein, dann zusammen mit Buddy. Er hatte sich mit nichts angesteckt, obwohl der Tod und die Verwesung überall eine Brutstätte für Krankheiten waren.
    Und jetzt hoffte er, es irgendwie noch bis zum Abend zu schaffen. Er dachte an Diaz’ Freundin. Shannon war furchtbar verletzt gewesen, und trotzdem hatte sie die ganze Nacht durchgehalten, bis zum anderen Morgen. Nur, was für eine Existenz war das? Sobald man infiziert war, veränderte sich der Körper. Auf den blutigen Stuhlgang freute sich Harris am wenigsten.
    Er wechselte den Verband und zog das Hemd wieder an.
    Irgendwie wollte er es Julie sagen, aber er konnte nicht. Er konnte es einfach nicht.
    Nicht, dass er glaubte, sie hätte ihn erschossen. Julie war immer noch erschüttert davon, in einem Haus voller Untoter aufzuwachen, die sie zu fressen versuchten. Ihr jetzt auch noch so etwas vor den Latz zu knallen …
    Die anderen

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