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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Der Karren war umgekippt und beschäftigte die Wachen der Nachhut. Lash packte den Techniker und schubste ihn dem näher kommenden Sheldrake entgegen. Die beiden verkeilten sich ineinander und fielen rücklings um. Dann drehte Lash sich in Richtung Gangkreuzung und lief los. Während er rannte - als er die Kreuzung erreichte, kurz in beide Richtungen blickte, einen Fluchtweg wählte, eine kleine Gruppe von Arbeitern durchbrach und weiterfloh -, schien die Zeit wieder ihren normalen Lauf zu nehmen. Sie verging nun schneller, bis seine Gedanken, seine Atmung und die heftigen Bewegungen seiner Beine zu verwaschenen Geräuschen und Farben wurden.

 
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    Lash umrundete eine Ecke, jagte durch einen anderen Gang und bog erneut ab. Dann blieb er stehen, drückte sich an die Wand und schaute sich hektisch um. Niemand war in Sicht.
    In der Ferne hörte er laute Stimmen und die Geräusche rennender Füße. Sein Herz, das kurz zuvor scheinbar so langsam geschlagen hatte - hämmerte nun mit der Geschwindigkeit eines Maschinengewehrs. Er wartete eine Sekunde ab, damit es langsamer wurde, dann stieß er sich von der Wand ab und lief weiter. Die Geräusche waren nun nicht mehr so fern. Er huschte in den nächsten Gang und kam an einer Tür mit der Aufschrift GEHÄUSEWARTUNG/SUBSYSTEM B vorbei. Er war in eine Werkstattzone gelangt, in der sich nur relativ wenig Arbeiter aufhielten.
    Das nützte ihm jedoch nicht viel. Es war nur eine Frage der Zeit, bis man ihn einholte und das Verhör wieder aufnahm - diesmal mit Handschellen, Fesseln und Medikamenten.
    Lash kämpfte gegen seinen überwältigenden Unglauben an.
    Wie war all das nur passiert, und noch dazu so schnell? War er wirklich heute Morgen als freier Mann aus dem Bett aufgestanden, um jetzt wie ein psychotischer Mörder gejagt zu werden? Es erschien ihm unmöglich, dass jemand, speziell ein Mensch wie Mauchly, so etwas glauben konnte. Und doch war ihm nur allzu klar, dass Mauchly und die anderen es wirklich glaubten. Lash konnte sich vorstellen, wie die Beweise aussahen. Mauchly hatte die Liste der erlogenen, doch fraglos großen Eindruck schindenden Indizien genannt: Telefonrechnungen, psychologische Gutachten, sogar ein Vorstrafenregister. Wie sollte man jemanden bekämpfen, dem Edens fast grenzenlose Ressourcen zur Verfügung standen? Im Korridor vor ihm tauchte jemand auf eine Technikerin in einem weißen Laborkittel. Lash marschierte mit gesenktem Kopf an ihr vorbei, ohne sie anzusehen. Wieder kreuzten sich Gänge. Er bog erneut ab. Dieser Gang hier war schmaler, die Türen standen weiter auseinander.
    Hatte wirklich alles schon damals begonnen - mit seinen verschwundenen Zeitungen, den Verwicklungen mit dem MautPassierschein, den Unregelmäßigkeiten mit seiner Post? Bestand die Möglichkeit, dass es so weit zurückreichte? Ja. Und dann die angeblich ungültigen Kreditkarten und das Problem mit seinen Hypothekenzahlungen. All dies war Bestandteil eines Feldzuges gewesen, der an Druck ständig zunahm. Und er wurde nun umso unerträglicher, je mehr er der Sache auf die Spur gekommen war.
    Und nun, da er alles wusste, wurden Schritte eingeleitet, die sicherstellten, dass keiner mehr auf ihn hörte. Man würde ihn einsperren. Seine Schreie würden sich mit denen aller anderen Gefangenen vermischen, die lauthals auf ihrer Unschuld beharrten ...
    Lash blieb jäh stehen. Wurde er allmählich paranoid oder war es möglich, dass sogar Edmund Wyres Bewährung zu diesem gerissenen Versuch gehörte, ihn zum Schweigen zu bringen? War es außerdem möglich, dass die versehentliche TankEinspeisung seines abgelehnten Avatars, die ihm eine scheinbar so rosige Zukunft versprochen hatte, nur eine Methode gewesen war, um ihn besser im Auge zu behalten? Lash zwang sich zum Weitergehen. Mauchlys Worte hallten in seinem Kopf wider. Wir haben Schritte eingeleitet, um Diana Mirren aus der Gefahrenzone zu bringen. Sie werden nie wieder von ihr hören.
    Es musste jemanden geben, mit dem er reden konnte. Jemanden, der ihm glaubte. Doch wer im Inneren der Festung Eden wusste etwas über ihn, geschweige, was er wirklich hier machte? Man hatte es von Anfang an sorgfältig geheim gehalten.
    Eigentlich fiel ihm nur eine einzige verzweifelte Chance ein.
    Doch wie? Er war verloren in einem endlosen Irrgarten von Korridoren. Alles wurde überwacht. Seine Hand griff nach dem sein Handgelenk umspannenden Identitätsarmband. Ein Dutzend Scanner hatten seinen Fluchtweg zweifellos registriert. Es konnte sich

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