Eden Inc.
Vorstellung einer perfekten Partnerin. Und den anderen, finsteren Richard Silver, der mörderischen Neid bei dem Gedanken empfindet, dass ein anderer Mann diese vollkommene Frau hat.«
Er verfiel in Schweigen. Silver schaute ihn an. Seine Lippen waren fest aufeinander gepresst, seine Augen funkelten.
Lash las in seiner Miene Kränkung und Zorn. Aber Schuld? Er wusste es nicht genau. Und jetzt hatte er keine Zeit mehr, überhaupt keine...
Als wolle jemand diesen Gedanken unterstreichen, tönte von unten ein weiterer dumpfer Knall.
»Edwin ist gleich hier«, sagte Silver. »Dann ist Ihre Schmierenkomödie endlich beendet.«
Lash empfand plötzlich eine riesige Leere. »Das ist alles? Sonst haben Sie nichts zu sagen?«
»Was soll ich denn sagen?«
»Sie könnten die Wahrheit zugeben.«
»Die Wahrheit.« Silver spuckte die Worte fast aus. »Die Wahrheit ist die: Sie haben mich mit diesem pseudopsychologischen Geschwafel beleidigt und gedemütigt. Machen wir dieser Travestie jetzt ein Ende. Ich habe Sie lange genug bei Laune gehalten. Sie sind des Mordes schuldig. Haben Sie den Mumm, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen.«
»Damit Sie mit sich selbst leben können? Sie könnten einen Unschuldigen zum Tode verurteilen?«
»Sie sind nicht unschuldig, Dr. Lash! Warum erkennen Sie die Wahrheit nicht an? Alle anderen haben es doch auch getan.«
Lash drehte sich zu Tara um. »Stimmt das? An welchen Anflug von Wahrheit glauben Sie heute Abend?«
»Anflug«, sagte Silver geringschätzig. »Sie sind ein Serienmörder.«
»Tara?« Lash gab nicht nach.
Tara atmete tief durch, dann drehte sie sich zu Silver um.
»Sie haben mich vorhin etwas gefragt. Sie haben gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, dass Sie diese Frauen umbringen.«
Silver wirkte eine Sekunde verdutzt. »Ja, das habe ich gefragt. Warum?«
»Warum haben Sie nur die Frauen erwähnt? Was ist mit den Männern?«
»Ich ...« Silver unterbrach sich jäh.
»Sie hatten Christophers Theorie, dass nur die Frauen an der Überdosis eines Medikaments starben, das selbstmörderisches wie auch mörderisches Verhalten hervorruft, noch gar nicht gehört. Warum also haben Sie nur die Frauen erwähnt?«
»Das war nur so eine Redensart.«
Tara antwortete nicht.
»Ms. Stapleton«, sagte Silver nun drängender. »In ein paar Minuten werden meine Leute Lash überwältigen und fesseln. Dann ist er keine Bedrohung mehr. Machen Sie die Sache für alle - Sie eingeschlossen - nicht komplizierter, als es sein muss.«
Tara sagte noch immer nichts.
»Silver hat Recht«, sagte Lash. Er hörte die Verbitterung in seiner eigenen Stimme. »Er hat überhaupt nichts zuzugeben.
Er braucht nur den Mund zu halten. Mir glaubt jetzt ohnehin niemand mehr. Ich kann nichts mehr tun.«
Tara gab nicht zu erkennen, ob sie ihn verstanden hatte. Ihr Blick wirkte weiterhin verschleiert, weit weg.
Dann riss sie plötzlich die Augen auf.
»Nein«, sagte sie und drehte sich zu Lash um. »Es gibt noch eine Möglichkeit.«
54
In dem Raum wurde es still. Einen Moment lang hörte Lash nur noch das Surren der Kühlventilatoren.
»Was meinen Sie damit?«, fragte er.
Statt einer Antwort zog Tara ihn beiseite. Dann deutete sie kaum wahrnehmbar mit dem Kinn über ihre Schulter hinweg. Lash folgte ihrem Blick zu dem Schalensitz, der sich hinter dem Plexiglas am anderen Ende des Raumes befand.
»Liza?«, fragte er sehr leise.
»Wenn Sie Recht haben, hat Silver von hier aus auf das System zugegriffen. Vielleicht gibt es irgendeine Spur, der Sie folgen können. Selbst wenn es keine gibt - sie müsste es wissen.«
»Sie?«
»Liza hat Silvers Zugriffe bestimmt protokolliert. Er hätte eine ganze Menge Anfragen an diverse Untersysteme richten müssen: an die Kommunikation, die Medizin und die Datenerfassung. Er hätte auf eine Unmengen externe Körperschaften einwirken müssen, um sämtliche Ihre Person betreffenden Unterlagen zu fälschen. Und auch Lindsay Thorpes medizinische Daten. Da kann man alles Mögliche finden. Sie könnten sie direkt fragen.«
»Ich könnte sie fragen?«
»Warum denn nicht? Sie ist ein Computer. Sie ist programmiert, auf Befehle zu reagieren.«
»Das meine ich nicht. Ich hab einfach keine Ahnung, wie ich mich mit ihr verständigen soll.«
»Sie haben doch gesehen, wie Silver es macht. Sie haben es mir erzählt, als wir im Sebastian’s was getrunken haben. Da wissen Sie schon mehr als jeder andere.« Sie trat beiseite und schaute ihn fragend an. Sie sind doch derjenige,
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