Eden Inc.
erwiderte er.
»Dein Bild und deine Stimme sind bekannt. Du bist Christopher Lash.«
»Ja.«
Mehr sagte der Computer nicht. Lash merkte, wie sein Puls zu rasen anfing, und riss sich zusammen. Was konnte er sagen? Ihm fiel eine Frage ein, die Silver gestellt hatte, und beschloss, sie zu wiederholen.
»Liza«, sagte er ins Mikrofon. »Was ist dein gegenwärtiger Status?«
»99,224 Prozent der Leistung verfügbar. Die aktuellen Prozesse belegen 22,6 Prozent der für Multithreads freien Kapazität. Danke der Nachfrage.«
»Aufhören«, sagte Silver hektisch und leise.
»Ich habe eine visuelle Akquisition Richards«, sagte Liza.
»Ich habe eine aurale Akquisition Richards. Und doch ist es nicht Richard, der mit mir spricht. Eigenartig.«
Eigenartig. Silver hatte ihm erzählt, dass Neugier eine von Lizas grundlegenden Eigenschaften war. Vielleicht konnte er diese Neugier ja für sich nutzen.
»Ich, Christopher Lash, spreche mit dir«, sagte er.
»Christopher«, wiederholte die Stimme. Sie wies nur einen winzigen Anflug digitaler Künstlichkeit auf.
Auch diesmal war Lash verblüfft über die Art, wie Liza seinen Namen aussprach - es war fast so, als ließe sie ihn sich auf der Zunge zergehen. Nachdem sie jahrelang nur mit Silver gesprochen hatte, musste die Verständigung mit einem Fremden geradezu eine Offenbarung für sie sein.
»Warum sprichst du mit mir und nicht Richard?«, fragte Liza.
Lash zögerte. Er musste seine Antworten so formulieren, dass Liza an ihm interessiert blieb. Es erschien ihm zunehmend wahrscheinlich, dass dies die einzige Möglichkeit war, für die Aufrechterhaltung der Verständigung zu sorgen.
»Weil die Situation bei Eden nicht mehr dem Standard entspricht.«
»Erkläre.«
»Die beste Methode, es zu erklären, besteht darin, dir eine Reihe von Fragen zu stellen. Ist das zulässig?«
»Zulässigkeit ist unbekannt. Sie ist meinen Erfahrungen fremd. Ich habe keine Szenerien ausgeführt, die Zulässigkeit betreffen. Gegenwärtig prüfe ich.«
»Wie lange wird die Prüfung dauern?«
»Fünf Millionen zweihundertfünfundvierzigtausend CPU- Takte, plus/minus zehn Prozent, vorausgesetzt, ich kann erfolgreich einen passenden Entscheidungsbaum aufbauen.«
Lash verstand kein Wort. »Darf ich die Fragen stellen, während die Prüfung läuft?«
»»Prüfung läuft< ist grammatikalisch unverständlich. Substantiv und Verb stehen in keinem Zusammenhang.«
»Darf ich während des Prüfverfahrens Fragen stellen?«
»Christopher.«
Das war nicht die Antwort, die Lash erwartet hatte. Er beschloss, sie als ein Ja zu werten.
»Liza, hat Richard in den vergangenen achtundvierzig Stunden diese Schnittstelle benutzt, um auf mich betreffende Unterlagen zuzugreifen?«
Silver hechtete jäh an das Plexiglas. Lash drückte mit ausgestrecktem Arm gegen die Tür und verhinderte so, dass er hereinplatzte.
»Liza«, wiederholte er und drückte die Tür zu. »Hat Richard Silver diese Schnittstelle benutzt, um mich betreffende Daten einzusehen?«
Keine Antwort.
Denkt sie über die Frage nach?, fragte sich Lash. Oder verweigert sie eine Antwort?
»Liza?«, sagte er erneut. »Hast du meine Frage verstanden?«
Plötzlich fiel ihm etwas ein: Die Müdigkeit, mit der Silver die EEG-Sensoren abgelegt hatte, als er von seinem Sitz aufgestanden war. Sitzungen mit Liza können einen ganz schön auslaugen, hatte er gesagt. Sie erfordern hohe Konzentration. Das Bioresonanzverfahren. Die Schwingungen und Reichweiten von Betaoder Thetawellen sind viel deutlicher als Worte.
Vielleicht reichte in dieser Ausnahmesituation Neugier allein für Liza nicht aus. Es war schließlich das erste Mal, dass sie sich direkt mit einem anderen Menschen verständigte. Die Klarheit und Einfachheit der Botschaft musste von entscheidender Wichtigkeit sein.
Sie erfordern hohe Konzentration. Bioresonanzverfahren.
Lash hatte keine Ahnung, welche Methoden Silver anwandte, um Konzentration zu erlangen. Er konnte sich nur auf die Entspannungstechniken verlassen, die er seinen Patienten beibrachte, damit sie mit ihren Ängsten fertig wurden. Selbsthypnose, der Zustand erhöhter Aufmerksamkeit, reichte vielleicht aus. Wenn er sich zur Ruhe bringen, sich von seinem geistigen Ballast befreien könnte ... Er fing so an, als wäre er in seiner Praxis, als spräche er mit einem Patienten. Stell dir eine entspannende Umgebung vor. Die entspannendste Umgebung, die man sich ausmalen kann.
Stell dir vor, du sitzt irgendwo am Strand. Es ist ein
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