Eden Inc.
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Lash machte einen Schritt nach vorn. Was sollte er jetzt tun? Sich freundlich räuspern? Klopfen? Die Situation war so absurd, dass ihn die Verzweiflung packte.
Er trat an die erste Tür und öffnete sie leise. Dahinter lag die Sporthalle, die er zuvor schon gesehen hatte, doch nichts deutete an, dass Silver sich zwischen den Gewichten, Laufbändern und anderen Fitnessgeräten aufhielt. Er zog die Tür lautlos wieder zu und setzte die Suche fort.
Der nächste Raum war klein und schien als Referenzbibliothek zu dienen. Die Wände waren mit Metallregalen bedeckt, in denen sich Computer- und sonstige technische Zeitschriften stapelten. Dann kam eine spartanisch eingerichtete Küche. Abgesehen von einer Kühlkammer, die gut in ein Restaurant gepasst hätte, gab es dort nur einen einfachen Herd mit einer Glasplatte, eine Mikrowelle, Schränke für Töpfe und Geschirr sowie einen Tisch mit einem einzelnen Stuhl. Lash machte auch diese Tür wieder zu.
Es war sinnlos. Auf diese Weise schob er nur das Unvermeidliche auf. Silver war bestimmt mit allen anderen evakuiert worden. Und jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Wachmänner hier auftauchten. Da er ins Penthouse des Firmenbesitzers eingedrungen war, würde man ihn vermutlich erschießen, sobald man ihn sah. Er schaute Tara kurz an und spürte deutlich, wie seine Verzweiflung zunahm.
Dann hielt er den Atem an. Über ihre Schulter hinweg erspähte er die schwarze Tür am Ende des Ganges. Sie stand einen Spalt weit offen, ihre Ränder waren in gelbes Licht getaucht.
Lash ging schnell auf sie zu. Dann hielt er kurz inne - und schob sie langsam auf.
Der Raum sah so aus, wie er ihn in Erinnerung hatte: die Regale mit den Instrumenten, das Säuseln zahlloser Ventilatoren; das halbe Dutzend Rechner, die auf dem langen Holztisch aufgereiht waren. Und dort, auf dem einzigen Stuhl, den es hier gab, saß Richard Silver.
»Christopher«, sagte er mit ernster Stimme, »treten Sie bitte ein. Ich habe Sie erwartet.«
53
Lash machte einen Schritt nach vorn. Richard Silvers Blick fiel kurz auf Tara.
»Und Ms. Stapleton ist auch da. Als Edwin mich vor ein paar Minuten anrief, sagte er, dass auch Sie vermutlich hier auftauchen würden. Ich verstehe das nicht.«
»Sie ist gekommen, um Ihre Version der Geschichte zu hören«, erwiderte Lash.
Silver zog die Augenbrauen hoch. Er trug ein buntes, mit Palmen und Muschelschalen verziertes Hemd. Seine abgetragenen Jeans waren frisch gebügelt.
»Dr. Silver ...«:, setzte Lash an.
»Bitte, Christopher, sagen Sie Richard zu mir. Ich hab Sie doch schon einmal gebeten.«
»Wir müssen uns unterhalten.«
Silver nickte.
»In den letzten paar Stunden hat sich mein Leben in die reinste Hölle verwandelt.«
»Ja, Sie sehen schrecklich aus. Ich habe einen Erste-HilfeKasten im Badezimmer. Soll ich ihn holen?«
Lash winkte ab. »Wieso klingen Sie nicht überrascht?«
Silver verfiel in Schweigen.
»Jemand hat meine Krankengeschichte getürkt. Man hat falsche Informationen über angeblich abweichendes Verhalten in meiner Jugend hinzugefügt. Meine FBI-Akte ist auf eine Weise verändert worden, die meine verstorbenen Kollegen beleidigt. Ich habe jetzt ein Strafregister. Man hat Beweise gefälscht, die mich mit dem Ableben der Wilners und Thorpes in Zusammenhang bringen: Flugscheine, Hotelreservierungen, Telefonrechnungen. Ich weiß, dass es nur einen Menschen gibt, der das getan haben kann, Richard:
Sie. Aber Tara ist nicht davon überzeugt. Sie möchte hören, was Sie dazu zu sagen haben.«
»Eigentlich - ich sage es ja nicht gern, Christopher - sind Sie derjenige, der hier vor Gericht steht. Aber erzählen Sie mir mehr. Sie deuten an, ich hätte ein gigantisches Lügengespinst um Sie herum fabriziert. Wie hätte ich das tun sollen?«
»Sie haben die nötige Rechnerkapazität. Liza tauscht Daten mit den größten Kommunikationsunternehmen, Reisebüros, Hotels, Krankenkassen und Banken aus. Und Sie haben Zugriff - uneingeschränkten Zugriff -, um die Unterlagen dieser Unternehmen zu manipulieren.«
Silver nickte langsam. »Das ist wohl anzunehmen. Wenn ich die dazu nötige Zeit hätte, könnte ich dergleichen wohl bewerkstelligen. Und die nötige Phantasie. Aber die Frage ist: Warum sollte ich so was tun?«
»Um die Identität des wahren Mörders zu verschleiern.«
»Und das wäre dann wohl ...«
»Sie, Richard.«
Silver wartete eine Weile, bevor er antwortete.
»Ich«, sagte er
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