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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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einen Blick auf die glühenden Farbtöne der untergehenden Sonne erhaschen konnte. Einem Beobachter, der von der Straße aus das dekorative Netz in Augenschein nahm, würde sich nie enthüllen, dass es das Bindeglied zweier physisch getrennter Gebäude verbarg - den inneren Turm und das über ihm aufragende Penthouse. Doch Mauchly, der sich sechzig Etagen über Manhattan aufhielt, kam sich vor, als sei er zwischen den Scheiben eines riesigen Sandwichs aus Eisen geklemmt.
    Und da war noch etwas: etwas weitaus Beunruhigenderes.
    In die Mauern der langen Achse eingefügt, auf halber Höhe zwischen beiden Bauten, befanden sich die ausfahrbaren Sektionen der riesigen Sicherungsplatten. In ihren stählernen Flanken konnte Mauchly drei Vertiefungen ausmachen: Zwei passten zu den Datenröhren, die dritte zum Privataufzug. Die Sicherungsplatten waren momentan ganz zurückgefahren. Bei einem Notfall glitten sie nach vorn, schlossen miteinander ab und schotteten das Penthouse von dem Turm darunter ab. Von seinem Aussichtspunkt aus wirkten die gewaltigen hydraulischen Kolben, die die Platten bewegten, wie die Sprungfedern einer gigantischen Mausefalle.
    »Mr. Mauchly?«, rief Sheldrake von unten. Mauchly rüttelte sich wach, griff in die Leitersprossen, wandte den Blick von der Ablenkplatte ab und kletterte durch die Luke in die Vorhalle des Penthouse.
    Sein erster Eindruck war schlichtweg Erleichterung: wie schön, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Der zweite Eindruck gleich darauf war absolute Finsternis.
    »Dorfman!«
    Neben ihm raschelte etwas. »Hier, Mr. Mauchly.«
    »Warum haben Sie kein Licht eingeschaltet?«
    »Ich suche einen Schalter, Sir.«
    Mauchly richtete sich auf und tastete sich voran, bis er auf Metall stieß. Er zog sich an der Wand entlang, bis er eine Tür fand. Da sie verschlossen war, ging er weiter an den Wänden entlang, bis er wieder an die Luke kam. Der Rundgang durch den kleinen Raum hatte nicht zu einem Lichtschalter geführt.
    Ein Scheppern ertönte, dann schob sich plötzlich ein dunkler Umriss durch die Luke und verdeckte das Licht, das von unten zu ihnen hereinfiel.
    »Sheldrake?«
    »Ja, ich bin’s.«
    »Rufen Sie mal zu Ihren Leuten runter. Sie sollen ein paar Taschenlampen raufbringen.«
    Der Umriss verschwand wieder aus seinem Blickfeld.
    Mauchly blieb nachdenklich stehen. Das Penthouse umfasste sechs Etagen. Silvers Domizil nahm die beiden obersten ein.
    Die riesige Fläche darunter beherbergte den Maschinenpark, aus dem Liza bestand.
    Silver war hinsichtlich der geschäftlichen Angelegenheiten des Unternehmens immer sehr locker verfahren und hatte den alltäglichen Kram dem Direktorium überlassen. Nur in einer Hinsicht war er stets sehr eigen gewesen - nämlich was Lizas Maschinenpark anbetraf. Er war während der Bauphase täglich hier oben gewesen, um die Installation persönlich zu überwachen.
    Manchmal hatte er sogar Gerätschaften von den Kränen durch die noch unfertigen Mauern geschleppt. Während dieser Zeit, fiel Mauchly ein, war Liza auf einer Reihe ziemlich alter Rechner mit einer beweglichen Energiequelle gelaufen: Der Aufbau der einzelnen Komponenten an den vorgesehenen Stellen, der Stromanschluss und die im Betrieb befindlichen Rechner waren eine arge Tortur gewesen. Doch Silver hatte darauf bestanden. »Sie darf die Besinnung nicht verlieren«, hatte er Mauchly erzählt. »Das ist noch nie passiert; deswegen kann ich es auch jetzt nicht zulassen. Liza ist kein PC, den man einfach wieder neu startet. Sie hatte die ganze Zeit über ein eigenes Bewusstsein. Wer weiß zu sagen, was verloren geht oder sich verändert, wenn sie keinen Strom kriegt?«
    Vergleichbare Ängste hatten die Vorsichtsmaßnahmen motiviert, die Silver ergriffen hatte, um Liza von der Außenwelt abzuschirmen. Mauchly wusste, dass Lizas Intelligenz - aus welchem Grund auch immer - noch nie von einem Computer auf einen anderen übertragen worden war: Stattdessen hatte Silver neuere und größere Rechner einfach mit den älteren verbunden und so eine immer umfangreichere Zusammenballung von »Big Iron« - Hardware mehrerer Epochen und Macharten geschaffen. Der leistungsfähige Cluster aus Superrechnern, der Edens Auswärtsdaten verarbeitete, Klienten überwachte und dergleichen, stand unter ihnen im Zentrum und wurde von zahlreichen technischen Experten überprüft. Lizas zentraler Kern jedoch, die Steuerungsintelligenz, war hier oben und wurde von Silver allein gewartet.
    Mauchly hatte

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