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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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einer Tür an der Wand gegenüber. Vogel zog seine Karte durch das Lesegerät. Die Tür sprang auf und ließ einen weiteren weißen Raum sehen. Er war allerdings an drei Wänden mit Drucken verziert: einfache, hübsch gerahmte Fotos von Wäldern und Meeresküsten, bar jeglicher Menschen und Tiere. Trotzdem heftete sich Lashs Blick nach der sterilen Leere des Morgens geradezu hungrig auf sie.
    Sein Mittagessen stand auf einer frischen Leinentischdecke bereit: kalter pochierter Lachs mit Dillsoße, Wildreis, ein Sauerteigbrötchen und Kaffee - natürlich koffeinfrei. Beim Essen merkte Lash, dass sein Appetit zurückkehrte und der Kopfschmerz verging. Vogel, der sich abgesetzt hatte, um ihn in aller Ruhe essen zu lassen, kehrte nach zwanzig Minuten zurück.
    »Was jetzt?«, fragte Lash und wischte sich den Mund mit einer Serviette ab. Er hatte zwar nur wenig Hoffnung, dass er eine Antwort auf seine Frage erhalten würde, doch Vogel überraschte ihn.
    »Nur noch zwei Punkte«, sagte er. »Die ärztliche Untersuchung und die psychologische Befragung. Wenn Sie fertig sind, können wir sofort anfangen.«
    Lash legte die Serviette beiseite und stand auf. Erneut fiel ihm ein, was der Mann beim Klassentreffen über den Tag seiner Prüfung gesagt hatte. Bisher war es ermüdend gewesen, wenn nicht gar nervend, aber so schlimm war es nun wieder auch nicht. Eine ärztliche Untersuchung war ein Kinderspiel.
    Außerdem hatte Lash selbst genug psychologische Befragungen durchgeführt, um zu wissen, was ihn erwartete.
    »Nach Ihnen«, sagte er.
    Vogel begleitete Lash in den Mittelraum hinaus und deutete auf eine der beiden unbeschrifteten Türen, die er noch nicht geöffnet hatte. Er zog seine Karte durch das Lesegerät und kritzelte etwas mit dem Plastikschreiber auf seinen Palmtop. »Sie können weitergehen, Dr. Lash. Machen Sie sich bitte frei und ziehen Sie das Krankenhaushemd an, das Sie drinnen finden. Sie können Ihre Sachen an den Türhaken hängen.«
    Lash betrat den nächsten Raum, schloss die Tür, schaute sich um und zog sich aus. Es war ein kleines Behandlungszimmer, doch für sein Format bemerkenswert gut ausgestattet.
    Im Gegensatz zu den bisherigen Räumen lagen hier jede Menge Sachen herum, auf deren Anblick Lash allerdings wenig Wert legte: Sonden, Küretten, Spritzenpäckchen, sterile Tupfer. Ein schwacher aseptischer Geruch hing in der Luft.
    Lash hatte das Krankenhaushemd kaum angezogen, als die Tür wieder aufging und ein Mann hereinkam. Er war klein und dunkelhäutig mit schütterem Haar. Sein Schnauzbart sah aus wie eine Flaschenbürste. Aus der Seitentasche seines weißen Kittels hing ein Stethoskop heraus.
    »Na, dann wollen wir mal sehen«, sagte er und musterte den Aktendeckel in seiner Hand. »Sind Sie zufällig Arzt, Dr. Lash?«
    »Nein. Psychologe.«
    »Sehr gut, sehr gut«, sagte der Arzt. Er legte die Akte beiseite und streifte sich Latexhandschuhe über. »Entspannen Sie sich, Dr. Lash. Es wird nicht länger als eine Stunde dauern.«
    »Eine Stunde?«, sagte Lash. Er verfiel in Schweigen, als er sah, dass der Arzt seinen Finger in ein Vaselineglas schob.
    Vielleicht sind 100.000 Dollar doch kein so unerhörtes Honorar, ging es ihm durch den Kopf.
    Die Schätzung des Arztes erwies sich als korrekt. Während der nächsten sechzig Minuten ließ Lash eine körperliche Untersuchung über sich ergehen, die umfassender und gewissenhafter war als alles, was er je für möglich gehalten hätte.
    EKG, EEG, Echokardiogramm; Urin-, Stuhl- und Schleimhautproben; der Epithelbelag seines Mundes; eine umfassende medizinische Auflistung seiner Krankheiten und die zweier Generationen von Vorfahren; Reflex- und Sehtest, neurologische Prüfungen, Beherrschung der Feinmotorik; eine ausgedehnte Hautuntersuchung. Es ging sogar so weit, dass der Arzt ihm ein Reagenzglas in die Hand drückte und ihn, bevor er den Raum verließ, um eine Spermaprobe bat.
    Als die Tür ins Schloss fiel, stierte Lash das eiskalte Reagenzglas in seiner Hand an und merkte, wie sich in seinem Inneren ein Gefühl von Unwirklichkeit ausbreitete. Ist eigentlich logisch, dachte er. Unfruchtbarkeit oder Impotenz ist schließlich ein wichtiger Punkt.
    Einige Zeit später gab er dem Arzt bekannt, er könne wieder eintreten. Die Untersuchung wurde weitergeführt.
    »Jetzt noch die Blutprobe.« Der Arzt baute ein Tablett auf, auf dem mindestens zwei Dutzend kleine, noch leere Glasröhrchen lagen. »Legen Sie sich bitte auf die Liege.«
    Lash kam der

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