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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Aufforderung nach und schloss die Augen.
    Dann spürte er, wie über seinem Ellbogen ein Gummischlauch festgezurrt wurde. Es folgten der kalte Betadin-Tupfer, ein kurzes Prüfen der Ader mit der Fingerspitze, dann der Stich der in ihn hineingleitenden Nadel.
    »Machen Sie bitte eine Faust«, sagte der Arzt. Lash folgte seiner Anweisung und wartete stoisch, während ihm mindestens ein Viertelliter Blut abgezapft wurde. Endlich merkte er, dass die Spannung des Gummis nachließ. Der Arzt zog die Nadel heraus und klebte mit einer sanften Bewegung ein kleines Pflaster auf die Einstichstelle. Dann half er Lash, sich aufzusetzen. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Mir fehlt nichts.«
    »Schön. Sie können jetzt in den nächsten Raum gehen.«
    »Aber meine Sachen ...«
    »Die warten hier auf Sie, bis Sie das Gespräch absolviert haben.«
    Lash blinzelte; das musste er erst einmal verdauen. Dann drehte er sich um und wandte sich dem Mittelraum zu.
    Vogel war da. Er kritzelte schon wieder etwas auf seinen Palmtop. Als Lash aus dem Untersuchungszimmer kam, schaute er auf. Auf seiner normalerweise nicht aus der Ruhe zu bringenden Miene lag ein Ausdruck, den Lash nicht recht zu deuten wusste.
    »Hier entlang bitte, Dr. Lash«, sagte Vogel, während er das Gerät in der Tasche seines Laborkittels verstaute. Doch Lash benötigte keine Führung mehr. Da es nur noch eine Tür in der Suite gab, die bis jetzt noch nicht geöffnet worden war, konnte er erraten, wo das Schlussgespräch stattfand.
    Als er sich dem Raum zuwandte, stellte er fest, dass die Tür schon geöffnet war. Der Raum dahinter war anders als alle, die er heute gesehen hatte.
     

 
13
    Im Türrahmen zögerte Lash. Vor ihm lag ein Raum, der einfach möbliert und fast so klein war wie die anderen: in der Mitte ein Stuhl mit ungewöhnlich hohen Lehnen; daneben ein Metallschrank; an der Rückwand ein Tisch mit einem Laptop. Seine Aufmerksamkeit wurde unweigerlich von den Strippen angezogen, die von dem Stuhl zum Laptop verliefen. Er hatte so vielen Verhören beigewohnt, dass er die Anlage als Lügendetektor identifizierte.
    Ein Mann saß hinter dem Tisch und las eine Akte. Als er Lash bemerkte, stand er auf und umrundete den Tisch. Er war groß und dünn wie ein Skelett; auf seinem Schädel wuchs kurz geschnittenes eisgraues Haar. »Danke, Robert«, sagte er zu dem abwartend dastehenden Vogel, dann schloss er die Tür und winkte Lash wortlos zu dem Stuhl in der Mitte.
    Lash tat, wie ihn geheißen. Er empfand Unglauben, als der Mann Klemmen an seinen Fingerkuppen und einen Blutdruckmesser an seinem Handgelenk befestigte.
    Dann verschwand er kurz aus Lashs Blickfeld. Als er wieder auftauchte, hielt er eine rote Kappe in der Hand. An einer Seite war ein langes, regenbogenfarbenes Datenkabel befestigt. Dutzende transparenter Kunststoffscheiben, jede etwa so groß wie eine Zehncentmünze, waren in das Textil eingenäht. Zwei Dutzend, um genau zu sein, dachte Lash ergrimmt.
    Er kannte das »Rotkäppchen«, die Kopfbedeckung, den man bei einem Quantitativ-EEG-Test - beziehungsweise QEEG - trug. Er maß die Schwingungen der Hirnaktivität. Normalerweise setzte man das Käppchen bei neurologischen Erkrankungen, Dissoziation, Schädeltraumata und dergleichen ein.
    Dies würde kein psychologisches Gespräch von der Stange werden.
    Der Mann injizierte in alle vierundzwanzig Elektroden Leitgel, dann setzte er Lash die Kappe auf und befestigte an seinen Ohren Erdungsleitungen. Schließlich kehrte er an den Tisch zurück und steckte das Datenkabel in den Laptop.
    Lash beobachtete ihn; die Kappe auf seinem Kopf fühlte sich unbequem eng an.
    Der Mann setzte sich hin und fing an zu tippen. Er schaute auf den Monitor und tippte weiter. Er hatte Lash weder die Hand geschüttelt noch ihn sonst auf irgendeine Weise zur Kenntnis genommen.
    Lash wartete. Er war wie betäubt. In dem Krankenhaushemd kam er sich vorgeführt und entwürdigt vor. Er wusste aus Erfahrung, dass psychologische Bewertungen im Grunde oft intellektuelle Auseinandersetzungen zwischen Seelenklempner und Patient waren. Man versuchte Dinge in Erfahrung zu bringen, von denen der andere meist nicht wollte, dass sie bekannt wurden. Vielleicht war dies ja nur eine besondere Variante des ihm bekannten Spiels. Lash verhielt sich still, wartete ab und bemühte sich, die Erschöpfung aus seinem Kopf zu verbannen.
    Der Blick des Mannes wanderte vom Bildschirm zur Akte auf dem Schreibtisch. Dann hob er endlich den Kopf und schaute Lash in

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