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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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die Augen.
    »Dr. Lash«, sagte er, »ich bin Dr. Alicto, Ihr Seniorbewerter.«
    Lash sagte nichts.
    »Als Seniorbewerter verfüge ich über ein wenig mehr Hintergrundinformationen als Mr. Vogel. Beispielsweise Informationen, die andeuten, dass Ihr früherer Beruf Sie mit einem Lügendetektortest zweifellos vertraut gemacht hat.«
    Lash nickte.
    »In diesem Fall können wir uns die übliche Demonstration seiner Funktionsweise sparen. Sind Sie auch mit dem Neurofeedback-Gerät vertraut, das ich an Ihrem Kopf befestigt habe?«
    Lash nickte erneut.
    »Als Psychologe sind Sie vermutlich neugierig, was seinen Einsatz in dieser Umgebung anbetrifft. Sie wissen, dass Lügendetektoren Herzschlag, Blutdruck, Muskelspannung und so weiter messen. Wir haben festgestellt, dass die faktisch analysierten Daten eines QEEG eine ausgezeichnete Ergänzung darstellen. Sie erlauben uns, weit über die üblichen Ja- und Nein– Antworten eines Lügendetektors hinauszugehen.«
    »Verstehe.«
    »Lassen Sie bitte die Arme auf den Lehnen und halten Sie den Rücken gerade. Ich werde Ihnen nun einige grundlegende Fragen stellen. Antworten Sie nur mit Ja oder Nein. Ist Ihr Name Christopher Lash?«
    »Ja.«
    »Wohnen Sie gegenwärtig 17 Ship Bottom Road?«
    »Ja.«
    »Sind Sie neununddreißig Jahre alt?«
    »Ja.«
    »Ich zeige Ihnen nun eine Spielkarte. Sie kann rot oder blau sein, aber ich möchte, dass Sie das Gegenteil behaupten.
    Haben Sie verstanden?«
    »Ja.«
    Alicto nahm ein Kartenspiel an sich, zog eine rote Karte heraus und hob sie hoch. »Welche Farbe hat diese Karte?«
    »Blau.«
    »Danke.« Alicto legte das Spiel beiseite. »Dann wollen wir mal. Haben Sie die heutigen Testfragen so ehrlich und vollständig wie möglich beantwortet?«
    Der Mann musterte Lash mit fragender, fast zweifelnder Miene.
    »Natürlich«, sagte Lash.
    Alicto schaute wieder in die Akte und schwieg einen Augenblick. »Warum sind Sie hier, Dr. Lash?«
    »Ich dachte, das sei offensichtlich.«
    »Genau genommen ist es überhaupt nicht offensichtlich.«
    Alicto blätterte ein paar Seiten der Akte durch. »Ich habe nämlich noch nie einen Psychologen geprüft. Aus irgendeinem Grund bewerben sie sich nie bei Eden. Internisten, Kardiologen, Anästhesisten kommen dutzendweise. Aber nie Psychologen oder Psychotherapeuten. Ich habe da so eine Theorie. Jedenfalls bin ich heute Morgen Ihre Testergebnisse durchgegangen, besonders die Bestandsaufnahme Ihrer Persönlichkeit.« Er hob einen Bewertungsbogen hoch, auf den Lash allerdings nur einen kurzen Blick werfen konnte.

     
    »Er ist, um es vorsichtig auszudrücken, faszinierend.« Alicto legte den Bogen in die Akte zurück.
    Normalerweise offenbarten Bewerter einer Testperson keine solchen Informationen. Lash fragte sich, warum Alicto ihn fast ritterlich behandelte. »Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, welche Filme mir gefallen oder ob ich auf Cognac oder Whisky stehe, sollten Sie sich auf den Präferenzentest konzentrieren.«
    Alicto musterte ihn kurz. »Tja, das ist auch so eine Sache«, sagte er. »Die meisten Bewerber sind kooperativ, sehr hilfsbereit und offen. Ironische Antworten sind äußerst ungewöhnlich und, ehrlich gesagt, eine bedenkliche Angelegenheit.«
    Durch den Schleier der Müdigkeit stieg allmählich Verärgerung in Lash auf. »Anders ausgedrückt, Sie schüchtern die Bewerber ein, die daraufhin wie Speichellecker reagieren.
    Ich verstehe nur zu gut, dass dies zum Wohl des eigenen Ego ist. Besonders dann, wenn dieses Ego in seinem früheren Dasein auf unzulängliche Weise gehegt wurde.«
    Irgendetwas - Irritation? Argwohn? - blitzte in Alictos Augen auf. Doch so schnell es gekommen war, verschwand es auch wieder.
    »Sie wirken wütend«, sagte er. »Was an meinen Fragen bringt Sie so auf?«
    Lash hatte den Eindruck, dass schon in der Fragestellung die Antwort lag, nach der Alicto suchte. Er kämpfte gegen seinen Zorn an. »Hören Sie«, sagte er und versuchte so vernünftig wie möglich zu klingen, »es fällt einem schwer, Kooperationsbereitschaft an den Tag zu legen, wenn man an einen Lügendetektor geschnallt ist und außer einer Biofeedback-Kappe und einem Krankenhaushemd nichts anhat.«
    »Die meisten Kandidaten haben, sobald sie ihre anfängliche Überraschung überwunden haben, eigentlich nichts gegen Lügendetektoren. Das Wissen, dass sämtliche Partner, mit denen sie verglichen werden, so ehrlich waren wie sie, wirkt sich beru higend auf sie aus.«
    Alictos ruhige Stimme verstärkte die

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