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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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hinter dem Schreibtisch. Doch das deutlichste Merkmal des Büros war ein großes, an die Wand gelehntes Fiberglas-Surfbrett. Es war abgeschabt und zerkratzt, seine Längsstreifen waren von Salz und Sonne verblasst. Aufkleber mit Sprüchen wie »Ich lebe, um zu surfen, und surfe, um zu leben« sowie »Hol mich ein, wenn du kannst« zierten die Wand dahinter. Postkarten berühmter Surfstrände - Lennox Heads, Australien, Pipeline, Hawaii, und Potovil Point, Sri Lanka - waren in einer Reihe am oberen Rand des Bücherregals befestigt.
    »Muss ’ne Menge Zeit gekostet haben, das hier herzuschleppen«, sagte Lash. Er deutete mit dem Kopf auf das Surfbrett.
    Tara, die nur selten lächelte, ließ kurz ihre Zähne blitzen.
    »Ich habe die ersten paar Monate außerhalb des Zentrums verbracht und Sicherheitsverfahren geprüft. Ich habe das alte Brett mitgebracht, damit ich nicht vergesse, dass auch außerhalb von New York City eine Welt existiert. Damit ich nicht vergesse, was ich lieber täte. Ich hab die Probezeit abgeschlossen, wurde befördert und ins Zentrum versetzt. Das Brett durfte ich nicht mitnehmen. Ich war so sauer wie nur was.« Bei der Erinnerung schüttelte sie den Kopf.
    »Dann stand es eines Tages am Eingang meines Büros. Alles Gute zum ersten Jahrestag. Mit Genehmigung von Edwin Mauchly und Eden.«
    »So wie ich Mauchly einschätze, hat er es zuvor auf jede nur vorstellbare Weise gescannt, sondiert und analysiert.«
    »Wahrscheinlich.«
    Lash warf einen Blick auf den Haufen smaragdgrüner Postkarten. In seinem Kopf hatte sich eine Frage gebildet - eine Frage, die Tara wahrscheinlich besser beantworten konnte als jeder andere sonst.
    Er beugte sich über den Schreibtisch. »Hören Sie mal, Tara.
    Erinnern Sie sich noch an den Tag, an dem wir im Sebastian’s einen gehoben haben? Da haben Sie mir damals erzählt, Sie hätten ein positives Ergebnis gekriegt.«
    Er spürte, wie ihre Reserviertheit sofort zunahm.
    »Ich muss etwas wissen. Besteht eine Möglichkeit, dass die Daten eines durch die Prüfung gerasselten Eden-Bewerbers trotzdem weiterverarbeitet werden? Dass er die Datenerfassung und Überwachung - den ganzen Kram - durchläuft und am Ende doch noch im Tank landet? Und dass man nach einem Ebenbild für ihn sucht?«
    »Meinen Sie irrtümlich? Dass ein Überflüssiger es doch noch irgendwie schafft? Unmöglich.«
    »Wieso?«
    »Weil es jede Menge Prüfungen gibt. So wie bei allem im System. Wir gehen keinerlei Risiko ein, dass ein Klient, nicht mal ein Möchtegern-Klient, aufgrund schlampiger Datenverarbeitung in eine solch peinliche Lage gerät.«
    »Wissen Sie das genau?«
    »Es ist noch nie vorgekommen.«
    »Gestern ist es passiert.« Als Antwort auf Taras ungläubigen Blick reichte er ihr den Brief, den er vor seiner Haustür gefunden hatte.
    Sie las ihn und wurde sichtlich blasser. »Die Tavern on the Green.«
    »Ich wurde als Bewerber abgewiesen. Und zwar ziemlich endgültig. Wie also kann das passiert sein?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Könnte jemand, der bei Eden arbeitet, meine Formulare manipuliert und weitergegeben haben, statt sie auf den Müll zu werfen?«
    »Hier macht niemand etwas, ohne dass ein halbes Dutzend andere es sehen.«
    »Niemand?«
    Als Tara Lashs skeptischen Tonfall vernahm, schaute sie ihn konzentriert an. »Es müsste jemand sein, der ziemlich weit oben sitzt. Jemand mit Weltklasse-Zugriff. Ich, zum Beispiel.
    Oder ein Drecksack wie Handerling, der sich irgendwie ins System gehackt hat.« Sie hielt inne. »Aber warum sollte jemand so etwas tun?«
    »Das wäre meine nächste Frage gewesen.«
    Stille. Tara faltete das Schreiben zusammen und gab es Lash zurück.
    »Ich weiß nicht, wie das passiert ist. Aber es tut mir sehr, sehr Leid, Dr. Lash. Wir werden den Fall natürlich sofort aufklären.«
    »Ihnen tut es Leid. Silver tut es Leid. Warum tut es allen so Leid?«
    Tara musterte ihn verdutzt. »Meinen Sie ...?«:
    »Richtig. Morgen Abend gehe ich aus.«
    »Aber ich verstehe nicht ...« Sie unterbrach sich mitten im Satz.
    Das weiß ich, dachte Lash.
    Er verstand sich eigentlich selbst nicht. Wenn er, wie Tara, bei Eden gearbeitet hätte . Wäre er von dem beeinflusst, was die Insider den »Oz-Effekt« nannten, hätte er den Brief vielleicht zerrissen.
    Aber er hatte ihn nicht zerrissen. Der Blick hinter die Kulissen und die begeisterten Aussagen der Eden-Klienten hatten sein Interesse unmerklich angestachelt. Und nun hatte man ihm gesteckt, dass die perfekte Partnerin

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