Eden Inc.
Fragen stellen. Und es macht keinen Sinn, unseren ehemaligen, gegenwärtigen und künftigen Klienten unnötiges Unbehagen zu bereiten.«
Lash wechselte die Position. »Dass ich aus Quantico fortgezogen bin und mich selbstständig gemacht habe, hatte einen Grund.«
»In Ihrem Dossier befindet sich ein Zeitungsausschnitt über die Tragödie. Tut mir sehr Leid. Deswegen überrascht es mich nicht, dass sie nicht wild darauf sind, die Bequemlichkeit Ihrer Praxis zu verlassen, nicht mal zeitweise.« Lelyveld öffnete die Ledermappe und entnahm ihr einen Umschlag.
»Daher die Höhe Ihres Honorars.«
Lash nahm den Umschlag an sich und riss ihn auf. Er enthielt
einen Scheck über 100.000 Dollar.
»Das müsste Ihren Zeitaufwand, die Reise und Ihre Spesen abdecken. Falls Sie mehr brauchen, lassen Sie es uns wissen.
Nehmen Sie sich Zeit, Dr. Lash. Seien Sie gründlich. Gehen Sie subtil an die Sache heran, denn das ist in dem Fall erforderlich. Je mehr wir wissen, desto erfolgreicher wird unser Unternehmen in Zukunft sein.«
Lelyveld schwieg eine Weile, dann ergriff er erneut das Wort.
»Es gibt noch eine andere Möglichkeit, wenngleich ich sie für sehr unwahrscheinlich halte. Es könnte sein, dass einer der Thorpes instabil war und früher mentale Probleme hatte, die er bei den Prüfungen irgendwie vertuschen konnte. Aber das ist sehr, sehr unwahrscheinlich. Sollte es Ihnen jedoch nicht gelingen, im Eheleben der beiden eine Antwort zu finden, sollten Sie sich vielleicht auch in ihrer Vergangenheit umsehen.«
Lelyveld klappte die Mappe mit der Aura des Endgültigen zu. »Ed Mauchly wird während Ihrer Ermittlungen Ihr wichtigster Kontaktmann sein. Er hat ein paar Unterlagen zusammengestellt, mit denen Sie anfangen können. Unsere Daten über das Ehepaar können wir natürlich nicht offen legen, aber sie wären für Sie ohnehin nicht von Interesse. Die Antwort auf dieses Rätsel liegt im Privatleben von Lewis und Lindsay Thorpe.«
Er verfiel wieder in Schweigen, und Lash fragte sich kurz, ob die Besprechung nun beendet war. Doch dann redete Lelyveld weiter. Seine Stimme war jetzt leiser, irgendwie vertraulicher. Sein Lächeln war verblasst. »Unsere Klienten sind uns sehr viel wert, Dr. Lash. Doch um ehrlich zu sein - die Hundertprozentigen sind uns besonders wichtig. Immer wenn wir auf ein neues Superpaar stoßen, erfährt es das ganze Unternehmen, obwohl wir uns bemühen, die Sache nicht an die große Glocke zu hängen. Solche Menschen sind eben sehr selten. Deswegen bin ich mir ziemlich sicher, dass Sie verstehen, wie weh mir gerade diese Nachricht getan hat - besonders deswegen, weil die Thorpes das erste Paar ihrer Art waren. Glücklicherweise hat man ihr Ableben in der Presse nicht breitgetreten, sodass unseren Mitarbeitern diese traurige Nachricht bisher erspart geblieben ist. Ich persönlich bin sehr dankbar für jedes Licht, das Sie auf das werfen können, was im Leben der beiden schief gelaufen ist.«
Als Lelyveld aufstand und die Hand ausstreckte, war sein Lächeln wieder da - nur war es diesmal wehmütig.
4
Vierundzwanzig Stunden später stand Lash in seinem Wohnzimmer, nippte an einem Kaffee und schaute aus dem Erkerfenster. Jenseits der Scheibe lag Compo Beach, ein langer, schmaler, geschwungener Sandstrand, an dem heute Morgen kaum Watvögel und Spaziergänger zu sehen waren.
Die Urlauber waren zwar schon vor Wochen abgereist, doch dies war seit einem Monat das erste Mal, dass Lash sich wirklich die Zeit nahm, aus dem Fenster zu sehen. Die relative Leere des Strandes machte ihn beinahe fassungslos. Der Morgen war hell und klar: Hinter dem Sund konnte er die niedrige grüne Linie von Long Island ausmachen. Ein Tanker zog vorbei, ein stilles Gespenst, das auf den offenen Atlantik zuhielt.
Im Geiste ging er noch einmal die Vorbereitungen durch, die er getroffen hatte. Er hatte alle regulären Privattherapie- und Beratungssitzungen für eine Woche abgesagt. Dr. Kline würde die Gruppen übernehmen. Es war alles erstaunlich leicht gegangen.
Lash gähnte, nippte erneut an seinem Kaffee und schaute in den Spiegel. Die Frage, was er anziehen sollte, war etwas schwieriger gewesen. Außendienst hatte ihm noch nie behagt, und seine anstehende Verabredung erinnerte ihn ein wenig zu sehr an alte Zeiten. Doch dann machte er sich klar, dass dies die Sache erheblich beschleunigen würde.
Menschen verfielen nicht spontan in geistige Verwirrung, und schon gar nicht in ein so exotisches Verhalten wie
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