Eden Prophecy
mit dem Nachtsichtgerät daran war an die Rückenstütze hinter ihm geschnallt, wo er ihm nichts nützte.
Er hatte keine Zeit, anzuhalten und beides aufzusetzen, deshalb spähte er mit zusammengekniffenen Augen in den Fahrtwind und versuchte mithilfe des Sternenlichts über den Wüstensand zu navigieren.
Danielle hatte die Abzweigung erreicht. Sie verlangsamte und suchte nach der besten Stelle, um die Uferböschung hinaufzusteuern. Als sie eine vielversprechende Stelle gefunden hatte, rief sie über die Schulter zu Sonia: »Festhalten!«
Dann gab sie wieder Gas, und sie rasten den Hang hinauf und in die offene Wüste. Eine Minute später waren sie in den Sanddünen.
Wie jemand, der großen Buckeln auf einem Skihang ausweicht oder hohen Wellenbergen auf See, versuchte sie möglichst in den Senken zwischen den Dünen zu bleiben. Wenn sie eine Sandfahne hinter sich herziehend über die Kämme der Dünen schießen würde, wäre sie ein leichtes Ziel.
Unten war es sicherer, aber es bedeutete ständige Kurswechsel, und sie musste immer wieder ihr GPS zu Rate ziehen. Das alles und gleichzeitig mit voller Geschwindigkeit auf dem Quad dahinzurasen beanspruchte ihre ganze Aufmerksamkeit. Sie konnte es nicht riskieren, einen Blick nach hinten zu werfen und nach Hawker Ausschau zu halten, aber Sonia konnte es.
»Sehen Sie Hawker?«, rief sie.
Danielle spürte, wie sich Sonias Gewicht verschob, als sich die junge Frau umdrehte.
»Nein!«, rief Sonia.
Eine Sekunde später fiel ihr von links etwas ins Auge, und sie hoffte, es war Hawker.
»Verdammt.«
Das Geräusch eines nicht gedämpften Motors dröhnte ihr in den Ohren, und von der Düne oberhalb von ihnen strahlten Scheinwerfer auf sie herab. Die Strandbuggys hatten sie gefunden.
38
»Festhalten!«, rief Danielle.
Ein Buggy raste vom Kamm der Düne zu ihnen herab. Ein zweiter folgte in einem etwas weiteren Bogen.
Danielle schwenkte von ihnen weg und schlängelte sich im Dunkeln durch eine Gruppe kleinerer Hügel. Das Quad hüpfte und schlitterte. Links, rechts, wieder links. Plötzlich waren sie in gleißendes Licht getaucht, als sich einer der Strandbuggys genau hinter sie setzte.
Das Licht war so intensiv, dass Danielle durch das Nachtsichtgerät nichts mehr erkennen konnte. Sie klappte es gerade rechtzeitig nach oben, um einen Felsvorsprung zu bemerken.
Mit einem Schwenker nach rechts schrammten sie um Haaresbreite daran vorbei. Ein lautes Knirschen und die plötzliche Rückkehr der Dunkelheit verrieten ihnen, dass ihre Verfolger frontal gegen die Felsnase gekracht waren. Ob sie auf Dauer aus dem Rennen oder nur vorübergehend aufgehalten waren, wusste Danielle nicht. Sie musste es nehmen, wie es kam.
Während Hawker mit Höchstgeschwindigkeit dahinflog, um Danielle einzuholen, wurde ihm ein neues Problem bewusst: Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand.
Das Flussbett sah anders aus: mehr tote Bäume, mehr Felsen, weniger glatter Untergrund. Auf der Hinfahrt hatte er all das nicht gesehen, und das konnte nur eins bedeuten: Er war zu lange in dem Wadi geblieben und zu weit nach Norden gelangt.
Er suchte nach einem Weg aus dem Bett, sah eine Böschung, die bezwingbar aussah, und raste sie hinauf, sein Gewicht weit nach vorn verlagernd, damit die Nase des Gefährts auf dem Boden blieb.
Oben angekommen, sah er Scheinwerfer in westlicher Richtung durch die Dünen rasen, drei Scheinwerferpaare vorn, zwei ein Stück dahinter.
Danielle und Sonia als Fuchs mit der Hundemeute auf den Fersen.
Er beschleunigte weiter und zog das Gewehr wieder heraus. Da sich der Gashebel auf der rechten Seite befand, wechselte er das Gewehr in die linke Hand und fixierte es am Lenker.
Er konnte sich nicht erinnern, schon einmal ein Gewehr linkshändig abgefeuert zu haben, aber es gab für alles ein erstes Mal.
Danielle brauste weiter durch die Dünen und bemühte sich verzweifelt, grob die Richtung zu ihrem Boot einzuhalten. Es war jetzt nur noch eine Meile entfernt, und dort wartete Hawkers Freund Keegan mit zusätzlicher Feuerkraft.
Sie fuhr eine scharfe Rechtskurve, und das Quad wäre beinahe umgekippt. Sonia hatte sich in die falsche Richtung bewegt.
Einen Augenblick später passierte es erneut.
»Bewegen Sie sich mit mir!«, rief sie.
»Ich halte nach Hawker Ausschau!«, kam es zurück.
»Vergessen Sie ihn. Sie müssen meinen Bewegungen folgen, sonst kippen wir um.«
Um das zu unterstreichen, vollführte Danielle einen weiteren Richtungswechsel, der nicht nötig
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