Eden Prophecy
lag am westlichen Rand der Insel. Es war schwer zu sagen, ob es dort angelegt hatte oder auf Grund gelaufen war.
»Sieht aus wie von Yousef beschrieben«, sagte Danielle.
»Das Schiff sieht ebenfalls verlassen aus.«
»Ich glaube, er hat mir die Wahrheit gesagt, soweit er sie kannte. Gut möglich, dass sie von dort verschwunden sind, sobald sie Sonia beziehungsweise die Samen hatten.«
Hawker nickte. »Ich glaube ebenfalls, dass er dir die Wahrheit gesagt hat. Haben wir ein Infrarotbild?«
»Nicht von diesem Überflug«, sagte sie und sah auf ihre Uhr. »Aber ein zweiter müsste vor ein paar Minuten stattgefunden haben. Wir werden gleich erfahren, ob sich dort etwas rührt.«
Dreißig Sekunden später leuchtete das Satellitentelefon auf. Danielle griff danach.
Im ersten Moment hörte sie nur das Knattern des Winds, das sich im Mikrofon ihres eigenen Transceivers fing. Sie drehte sich zur Seite und schirmte das Telefon ab. Moores Stimme war vernehmbar.
»Danielle?«
»Schieß los, Arnold.«
»Wo seid ihr gerade?«
»Draußen im Persischen Golf, Richtung Süden. Habt ihr den neuesten Überflug?«
»Ja«, sagte Moore. »Die NSA bestätigt Wärmequellen in dem gestrandeten Schiff und in einigen der Gebäude. Die Insel sollte dunkel sein, aber sie ist es nicht.«
Wie sie es erwartet hatte. Es war eine gute Nachricht. »Dann sind wir hier wahrscheinlich richtig.«
»Sieht so aus«, sagte Moore.
Seine Antworten hatten etwas Abgehacktes, das ihr nicht gefiel. Als müsste er noch eine schlechte Nachricht loswerden.
»Wo treffen wir uns mit dem Einsatzteam?«, fragte sie.
»Danielle …«
»Wir können unmittelbar hinter ihnen reingehen oder gleich mit ihnen. So oder so werden sie unsere Hilfe brauchen, damit wir identifizieren, wonach wir suchen.«
»Es wird kein Einsatzteam geben«, sagte Moore.
Das war sonderbar. Vor einer Stunde waren sie gerade dabei gewesen, eines startklar zu machen.
»Wovon redest du?«
»Wir stürmen die Insel nicht.«
»Wieso?«
»Sie liegt in iranischen Gewässern«, rief er ihr in Erinnerung. »Iran und Irak streiten seit Jahrzehnten um sie. Die Schäden, die ihr seht, stammen aus dem Jahr 1986. Seitdem hat sie niemand mehr angerührt.«
»Und?«, sagte Danielle. »Was hat das mit uns zu tun? Wir werden ja wohl nicht die Iraner die Sache erledigen lassen?«
»Klar«, sagte Moore in sarkastischem Ton. »Hier sind alle ganz scharf drauf, Präsident Ahmadinedschad mitzuteilen, dass die Massenvernichtungswaffe, die er immer haben wollte, ein paar Meilen vor seiner Küste auf ihn wartet.«
»Was tun wir dann?«, fragte sie. »Wenn es kein Sturmteam gibt und wir die Iraner nicht einbeziehen …«
»Die Marine wird die Insel flächendeckend mit Tomahawks bombardieren«, sagte Moore. »Befehl des Präsidenten.«
»Wann?«
»In genau zwanzig Minuten.«
Sie holte tief Luft. »Was ist mit den Geiseln?«
»Es tut mir leid«, sagte er. »Wenn sie dort sind, werden sie umkommen.«
Danielle sah zu Hawker hinüber, der jedes Wort hören konnte. Er hatte nicht reagiert, fast als hätte er vermutet, dass es so laufen würde.
Sie fühlte mit ihm. Sie verstand, warum der Präsident diese Entscheidung getroffen hatte, und Gefühlsduselei würde sie nicht rückgängig machen, aber es gab logische Gründe, die Insel nicht dem Erdboden gleichzumachen.
»Was wenn die Sekte gar nicht dort ist?«, sagte sie. »Wenn sich irgendwer einfach unrechtmäßig angesiedelt hat? Wir denken, wir haben die Welt gerettet, und eines Tages kommt dann unerwartet der große Schlag.«
»Das können wir nur im Nachhinein feststellen.«
»Nachdem ihr die Insel in die Luft gejagt habt? Glaubst du, dann wird noch genug Zeit sein, irgendetwas festzustellen? Meinst du, die Iraner werden sagen: Hey, nur zu, setzt ein paar Inspektoren auf unserer Insel ab, warum nicht? Nett von euch, dass ihr sie schon mal für uns in die Luft gejagt habt.«
Moore antwortete mit der Indizienlage. »Der Frachter war vor einem halben Jahr noch nicht dort«, sagte er. »Wir haben ihn zu einem unbekannten Käufer in Singapur zurückverfolgt. Er wurde zur Verschrottung ausgemustert. Er müsste jetzt eigentlich irgendwo in seine Einzelteile zerlegt eingeschmolzen werden, nicht auf dem Strand einer iranischen Golfinsel liegen. Wir sind uns sicher, das ist der richtige Ort. Und nach allem, was wir wissen, will niemand ein Risiko eingehen.«
Danielle war klar, er hatte recht, aber sie konnte nur daran denken, dass es Hawker – und nicht
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