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Eden Prophecy

Eden Prophecy

Titel: Eden Prophecy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Brown
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Sie würden mich töten.«
    Sie fühlte mit ihm, trotz allem, was er wahrscheinlich getan hatte. Er konnte nicht viel älter als zwanzig sein. Er war ein Opfer wie alle andern.
    »Du hast es nicht verdient zu sterben«, sagte sie.
    »Sie werden über mich lachen«, sagte er und zitterte.
    Sie streckte die Hand aus und wischte einige Tränen aus seinem Gesicht. Er brach schluchzend zusammen.
    »Sie werden sagen: Das ist Scindo, der Verräter. Er hat den Allmächtigen zurückgewiesen und dann die verraten, die ihn aufgenommen haben. «
    »Nein«, erwiderte sie. »Sie werden sagen: Da ist Yousef Kazim, der in seiner dunkelsten Stunde den Teufel zurückwies und der Welt eine Chance auf Leben gab. «
    Er sah sie aus großen Augen an, als wäre ein wenig Hoffnung in ihn zurückgekehrt. Er weinte immer noch, aber er sagte nichts mehr.
    Eine Weile später hörte Yousef auf zu weinen, die Taubheit kehrte zurück, und Danielle erlaubte ihm – ohne ihm die Handschellen abzunehmen –, sich hinzulegen und endlich zu schlafen.
    Sie verließ den kleinen Raum und zog die Tür zu, oder was noch von ihr übrig war. Dann ging sie zu der Stelle, wo sie das Auto abgestellt hatte.
    Eine Gestalt stand neben dem Wagen.
    »Hat er es dir gesagt?«, fragte Hawker leise.
    Sie nickte erschöpft, aber dankbar. »Tut mir leid, dass ich auf dich geschossen habe«, sagte sie.
    Er rieb sich die Schulter. »Es hat funktioniert. Aber lass dir von niemandem einreden, dass diese Gummigeschosse nicht wehtun.«
    »Das Blutpäckchen war ein netter Effekt.«
    »Ich hätte es beinahe fallen lassen«, sagte er.
    Sie nickte, war aber nach allem, was passiert war, kaum noch zu einer Gefühlsregung fähig.
    »Ich bringe ihn zum Haus zurück«, sagte sie. »Ich will nicht, dass er dich sieht.«
    Dafür gab es viele Gründe. Strategisch war es sinnvoll, die Lüge aufrechtzuerhalten. Vor allem aber wollte sie nicht, dass sich Yousef getäuscht fühlte. Er hatte eine ehrenwerte Entscheidung getroffen, eine beinahe unmöglich schwere Entscheidung. Sie wollte, dass er sich so gut wie möglich fühlte, bei dem, was er getan hatte.
    Hawker nickte.
    »Er ist nicht böse«, sagte sie. »Nur fehlbar.«
    »Das sind wir alle«, sagte Hawker.
    Er schien zu verstehen. Das gehörte zu seinen wohltuenden Eigenschaften. Er war bisweilen voller Arroganz und Selbstgerechtigkeit, aber das glich er durch Mitgefühl aus. Er konnte sich selbst in den Gestrauchelten sehen.

48
    Während sich die Dämmerung über den Mittleren Osten senkte, saß Danielle auf dem linken Vordersitz eines kastanienbraunen Schnellboots, das über das spiegelglatte Wasser des Persischen Golfs flog. Rechts von ihr steuerte Hawkers Freund Keegan das Boot, während Hawker hinter ihnen saß und auf einem Laptop ein Bild betrachtete, das sie vom Server des NRI heruntergeladen hatten. Die kugelsicheren Westen und die Waffen, die sie in die Wüste mitgenommen hatten, lagen neben ihm auf der Rückbank.
    Eine Meile voraus sah Danielle die Umrisse eines Öltankers, der auf sie zufuhr. Das Schiff stand hoch im Wasser, da die Tanks leer waren.
    »Halten Sie sich vom Kanal fern«, sagte sie. »Damit man uns nicht mit Selbstmordattentätern verwechselt.«
    »Gut«, sagte Keegan. »Haben Sie schon eine Idee, wohin wir fahren?«
    »Nach Süden.«
    »So viel dachte ich mir schon«, sagte er. »Denn wenn wir uns von dort, wo wir aufgebrochen sind, nach Norden orientiert hätten, hätten wir Räder gebraucht.«
    Sie stieg nach hinten und setzte sich neben Hawker.
    »Was meinst du?«
    Er drehte den Laptop zu ihr. Sie hatte sich das Bild kurz angesehen, als es eingetroffen war, aber da es wahrscheinlich darauf hinauslief, einen Angriff auf die Insel zu planen, hatte sie sich gedacht, dass Hawker besser qualifiziert war, alles genau zu studieren.
    »Dieses Bild stammt von einem Satelliten der NSA ?«, fragte er.
    »Ein Überflug heute Morgen«, sagte sie. »Die Insel wurde mit erfasst, aber da sie nicht das Ziel war, sind die Informationen nicht so detailliert, wie ich es gern hätte.«
    »Die Gebäude sind alle auf der Südseite«, sagte er. »Was nicht abgebrannt ist, sieht verlassen aus.«
    Danielle zoomte auf die Insel. Sie konnte nicht mehr als zweihundert Meter Durchmesser haben. Auf einer Seite gab es Bündel zerfetzter Rohre und etwas, das nach Pumpen aussah. Ein paar Kontrollgebäude und ein Hubschrauberlandeplatz, der ins Meer hinausragte, sahen zerschossen und baufällig aus. Ein einhundertzwanzig Meter langes Schiff

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