Eden Prophecy
nur ihm – das Herz brechen würde.
»Das Virus, das Ranga entwickelt hat, kann zum Guten verwendet werden«, sagte sie. »Das weißt du. Es könnte zu allen möglichen Behandlungsmethoden führen, Dinge, die bisher nur theoretisch denkbar sind. Wenn ihr das Schiff zerstört, zerstört ihr die Forschungsergebnisse.«
»Besser das als eine weltweite Katastrophe.«
»Und wenn sie noch einen Stützpunkt haben?«
Er zögerte.
»Komm schon, Arnold. Es gibt einen Grund, warum das CDC Milzbrand, Pocken und andere unerfreuliche Erreger vorrätig hält: weil wir sie erforschen müssen, für den Fall, dass etwas passiert. Dieses Schiff ist unsere einzige Chance, 951 und das Eden-Virus in die Hände zu bekommen. Unsere einzige Chance, diese beiden Viren zu verstehen. Wenn ihr jetzt alles in die Luft jagt, wird man beim nächsten Mal, wenn wir so ein Virus sehen, nicht rechtzeitig reagieren können.«
»Ich weiß das alles, Danielle«, sagte Moore. Er klang erschöpft. »Ich habe gerade eine Stunde lang dem Präsidenten und seinem Stab dieselben Argumente vorgetragen. Aber eine Sorge überschattet alles: Eurem Gefangenen zufolge haben sie Raketen. Und wenn die nicht eine extrem kurze Reichweite haben, sind Kuwait, der südliche Irak und große Teile des Golfs in der roten Zone. Eine Rakete, eine Freisetzung, und alles ist vorbei.«
Das Gewicht der Wahrheit drückte sie nieder wie ein schwerer Stein. Sie fühlte sich verbraucht, erschöpft, besiegt, und ihr fiel kein einziges Argument mehr ein.
Nachdem sie von Washington über Kroatien und Paris nach Beirut und in den Irak gereist war, nachdem sie sich tagelang mit Hawker, Moore und Yousef auseinandergesetzt hatte, war ihre Energie verbraucht. Zumal sie wusste, dass Moore recht hatte.
Moore spürte es. »Ich weiß alles zu schätzen, was du und Hawker getan habt«, sagte er. »Aber bei einem direkten Präsidentenbefehl müsst ihr beide nachgeben.«
Das Knattern im Kopfhörer war wieder da. Es kostete sie alle Kraft, noch ein Wort herauszubringen. »Sonst noch etwas?«
»Bitte sag Hawker, dass es mir leidtut«, sagte Moore.
»Mach ich«, antwortete sie und beendete das Gespräch.
Sie legte das Telefon auf die Bank des Schnellboots und sah Hawker an.
»Du brauchst nichts zu sagen«, sagte er.
»Es tut mir so leid.«
»Sie tun, was sie tun müssen«, sagte er und klang seltsam einverstanden mit dem Befehl.
Sie konnte sich denken, wieso. »Du machst trotzdem weiter.«
Er nickte.
»Dann komme ich mit dir.«
»Das musst du nicht«, sagte er. »Es ist nicht dein Kampf.«
»Wenn es deiner ist, ist es auch meiner«, sagte sie. »Abgesehen davon ist das mein Job. Sie machen die Insel dem Erdboden gleich, ohne dass sie eine Ahnung haben, was sich dort überhaupt befindet, und wir werden nie erfahren, ob wir einer Kugel ausgewichen sind oder ob sie einfach noch gar nicht abgefeuert wurde.«
Hawker nickte, dann sah er an ihr vorbei. »Keegan, sollen wir dich mit ein, zwei Schwimmwesten über Bord werfen?«
Keegan sah Hawker an, als hätte der den Verstand verloren. »Weißt du, ich kann nicht sehr gut schwimmen.«
»Du bist auf einer Insel aufgewachsen«, erwiderte Hawker. »Du warst bei der Royal Marine. Soviel ich weiß, hat Marine irgendwie mit Wasser zu tun.«
»Was soll ich sagen«, antwortete Keegan. »Die Anforderungen waren damals nicht sehr hoch. Außerdem fasziniert mich die Aussicht, zum zweiten Mal in zwei Tagen iranische Hoheitsrechte zu verletzen. Das hat wahrscheinlich noch nie jemand geschafft. Wir könnten zur Legende werden. Ich könnte mich zur Ruhe setzen, fünfzig Kilo zulegen und immer noch Freibier in jedem Pub in London kriegen, wenn ich mir diese Feder an den Hut stecke.«
Hawker lachte und spähte in die Ferne. »Dann heißt es also: Wir drei gegen die da vorn.« Er sah Danielle an. »Was denkst du, wie viele Leute sie haben?«
Danielle atmete geräuschvoll aus. »Wie ich unser Glück kenne, mindestens hundert.«
Die Absurdität der Situation ließ Hawker das Gesicht verziehen. Er fing zu lachen an. Keegan lachte ebenfalls. Und schließlich stimmte auch Danielle ein.
»Die armen Teufel«, sagte Keegan. »Sie haben nicht die geringste Chance.«
49
Nachdem Arnold Moore den Befehl weitergegeben hatte, wartete er und versuchte sich mit geschlossenen Augen zu entspannen. Früher oder später würden Nachrichten eintreffen, ob es gute oder schlechte waren. Er musste jetzt nicht danach Ausschau halten.
Er öffnete die Augen und sah auf die
Weitere Kostenlose Bücher