Eden Prophecy
zu sein. Sie sah keine Petrischalen oder Glasplättchen darin, nur etwas, das wie bewässerte Erde und nasser, schlammiger Lehm aussah. In einem zweiten Brutkasten stand eine Schicht Wasser fünf Zentimeter hoch über der Erde, aber nichts wuchs darin. Nicht einmal Schimmel.
Als Nächstes nahm sie sich die Kühlschränke vor. Kondenswasser auf dem Plexiglas verhinderte, dass sie hineinsehen konnte. Sie wischte das Glas ab.
Leer.
Alle beide.
In einem kleineren Inkubator bewegte sich etwas. Sie sah genauer hin. Ratten, manche tot, andere mit verwelktem, altersschwachem Aussehen, die zitterten, wenn sie umherzulaufen versuchten. Der künstliche Lebensraum war versiegelt, mit einem dicken Klebeband auf dem Siegel, wie als Mahnung, es auf keinen Fall aufzubrechen.
»Was zum Teufel ist das alles?«, flüsterte Danielle.
Sie fragte sich, ob Ranga das Haus leergeräumt hatte oder ob ihnen jemand zuvorgekommen war. Unter der Folter hatte er die Adresse höchstwahrscheinlich verraten.
Sie ging zu dem abgeschlossenen Arbeitsbereich und erkannte ein Rasterelektronenmikroskop, ein extrem teures medizinisches Gerät.
Sie schaltete es an und schaute durch. Nichts zu sehen. Aber das Gerät hatte eine elektronische Anzeige und ein kleines Tastenfeld. Sie aktivierte es und fand ein Menü, mit dem sie die letzten Bilder durchgehen konnte.
Genetisches Material mitten in einer Untersuchung. Es war unmöglich für sie festzustellen, worum es sich handelte. Sie sah sich um. Am ehesten würde sie im Computer fündig werden.
Als der Schirm zum Leben erwachte, verlangte er den Zugangscode. Nicht die handelsübliche Software, die leicht zu knacken war, sondern ein massives, für industrielle Zwecke gedachtes System. Was immer der Computer enthielt, es war gut geschützt.
Sie zog einen speziellen USB -Stick aus der Tasche. Er enthielt ein Programm, das sich automatisch durch die meisten Verschlüsselungs-Firewalls arbeitete.
Sie steckte ihn in den Port. Das grüne LED -Licht leuchtete auf, und er machte sich an die Arbeit. Wenn das nicht funktionierte, gab es noch die Möglichkeit, den Computer zu öffnen und die Festplatte selbst zu stehlen. Sie fand den Rechner unter dem Tisch und drehte ihn zu sich herum. Er ließ sich nur schwer bewegen. Das normale Kabelgewirr auf der Rückseite des Kastens war schon schlimm genug, aber es schien noch durch etwas verstärkt zu werden.
Ein dünnes Kabel und ein blanker roter Draht hielten das Gerät fest. Das Kabel war leicht zu lösen, aber der rote Draht war verdächtig. Er endete in einer Art Magnetschalter, der auf der Rückseite des Rechners befestigt war.
Sie folgte dem Draht durch ein schlampig gebohrtes Loch in einer der Schreibtischschubladen. Dort war er mit einer Art Ziegel verbunden, der wie C4 aussah.
Wer braucht eine Alarmanlage, dachte sie, wenn er den ganzen Laden einfach in die Luft jagen kann.
Ein zweites Stück Draht führte von dem Sprengstoff weg. Es lief hinter dem Schreibtisch herum und unter dem Teppich zur anderen Seite des Raums. Weitere Drähte führten zu den Inkubatoren und Kühlschränken.
Sie folgte einem zu einer Anrichte an der gegenüberliegenden Wand.
Vorsichtig öffnete sie eine Schublade. Ein Stapel Aktendeckel lag darin. Sie nahm einen behutsam heraus. Der rote Draht lief durch den Einband, aber es schien genug Spielraum zu geben.
Sie schlug den Deckel auf und fand handschriftliche Notizen darin. Wenn es Rangas Aufzeichnungen waren – es schien sich um seine Handschrift zu handeln, die sie bereits gesehen hatte –, hätte er sie wahrscheinlich nicht hiergelassen, wenn er sie noch brauchen würde. Vielleicht reichten die Proben, die er hergestellt hatte, was immer es war.
Sie studierte die Unterlagen. Tabelleneinträge mit Testergebnissen. Sie blätterte die Seiten durch, wobei sie sorgsam darauf achtete, nicht an dem Draht zu ziehen.
Seite auf Seite mit durchnummerierten Experimenten, alle mit negativem Resultat. Sie verstand auch das.
Trotz der unglaublichen Dinge, zu der die moderne genetische Wissenschaft fähig war, scheiterten rund neunundneunzig Prozent ihrer Experimente. In den großen pharmazeutischen Laboren rund um die Welt schufteten hochbegabte Männer und Frauen oft jahrelang und standen am Ende mit leeren Händen da. Sie erinnerte sich an eine Studie, die besagte, dass ein Genetiker in einem erstklassigen biotechnischen Labor eine Chance von fünfzig zu fünfzig hatte, in seinem gesamten Berufsleben kein einziges verwendbares
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