Eden Prophecy

Medikament zu produzieren.
    Das lag zum Teil an den Sicherheitsvorkehrungen und Protokollen, die die Arbeit bewusst extrem verlangsamten, aber hauptsächlich war es einfach eine unglaublich schwierige Aufgabe. Die Natur hatte fünf Milliarden Jahre gebraucht, um das Leben in seiner ungezählten Vielfalt an Formen zu erschaffen. Fünf Milliarden Jahre Versuch und Irrtum. Die Genetiker bemühten sich verzweifelt, dieses Verfahren abzukürzen.
    Draußen, einen halben Block entfernt in der Rue des Jardins-St.-Paul, saß Hawker in dem gemieteten Peugeot und hielt nach Ärger Ausschau. Bisher waren die Straßen dieses Pariser Viertels ruhig geblieben.
    Ein paar Autos waren vorbeigekommen. Ein weißer Isuzu-Lieferwagen war die Straße entlanggefahren und um den Block verschwunden, und einige Fußgänger waren vorbeigeschlendert, aber keiner von ihnen hatte angehalten oder sich in der Nähe des Gebäudes herumgetrieben.
    Die Straße war ruhig, die Gegend war ruhig, und Danielle war ebenfalls seit einigen Minuten ruhig geblieben.
    Er griff nach dem Telefon. »Schon was gefunden?«
    Es dauerte eine paar Sekunden, ehe die Antwort kam.
    »Hier drin ist eine Art Labor«, sagte sie. »Computer, Inkubatoren, Mikroskope. Alles mit Sprengstoff verkabelt.«
    »Na, wunderbar«, sagte er und überlegte, ob sie vielleicht die französische Polizei einschließlich ihrer Sprengstoffspezialisten hinzuziehen sollten.
    »Irgendwelche Probleme da draußen?«
    »Alles klar so weit, aber …«
    Hawkers Stimme verlor sich. Der Isuzu war wieder da, und er hielt vor dem Haus.
    Wann würde er lernen, den Mund zu halten?
    »Moment mal«, sagte er. »Kann sein, dass du Gesellschaft bekommst.«
    »Von wo?«
    »Vordertür.«
    »Wie viele?«
    Der Isuzu hatte direkt vor dem Haus gehalten, sodass Hawker den Eingang nicht sah. Drei Männer sprangen heraus, sie waren gekleidet wie Mitarbeiter einer Umzugsfirma. Einer trieb sich beim Heck des Lieferwagens herum, die anderen beiden bewegten sich in Richtung Eingang des Stadthauses.
    »Mindestens zwei«, sagte sie. »Ein dritter hier draußen.«
    »Ich muss wissen, ob sie reinkommen«, sagte sie.
    Hawker hörte den Frust in Danielles Stimme. Er wusste, sie würde bis zum letzten Moment warten, vielleicht sogar zu lange. Es war ihre Art. Er überlegte, ob er sagen sollte, die Männer seien ins Haus gegangen, nur damit sie sich in Bewegung setzte.
    »Sie scheinen herumzubummeln«, sagte er. »Aber du solltest dir vielleicht einen Weg hinten raus suchen.«
    »Ich brauche mehr Zeit«, sagte sie.
    »Das entscheide ich leider nicht.«
    Hawker sah zu dem Lieferwagen und überlegte, was er tun könnte, um die Männer an der Haustür abzulenken, als er aus dem Augenwinkel einen Schatten wahrnahm, der von schräg hinten kam.
    Er duckte sich instinktiv; im selben Moment zersprang das Seitenfenster seines Wagens, und er hörte das Plopp-plopp einer schallgedämpften Handfeuerwaffe.
    Keine Zeit, sich umzuschauen; er krabbelte auf die andere Wagenseite, während ein dritter Schuss abgegeben wurde. Ein langes Stück Polsterung schälte sich aus dem Sitz und zeichnete den Weg der Kugel nach.
    Er stieß die Beifahrertür auf und purzelte auf den Gehsteig hinaus. Im Fallen zog er seine Waffe, drehte sich herum und feuerte blindlings zurück in den Wagen und überall rundherum.
    Im Stadthaus hörte Danielle die Schüsse. Sie kannte das Geräusch von Hawkers 45er.
    Sie musste gehen, aber sie fühlte, sie war der Antwort nahe. Sie blätterte das Heft durch und sprang zum Ende, bis sie eine Seite fand, die nur halb voll war. Der letzte Eintrag war einen Monat alt.
    Sie fuhr mit dem Zeigefinger die Liste entlang.
    Serie 947 – Ergebnisse nicht schlüssig, Subjekt getötet
    Serie 948 – Ergebnisse nicht schlüssig, Subjekt getötet
    Serie 949 – Ergebnisse bestimmbar, Vitalität beeinträchtigt, Subjekt hat nicht überlebt.
    Draußen ertönte ein weiterer Schuss. Danielle wandte den Kopf in diese Richtung und sah dann wieder in die Aufzeichnungen.
    Serie 950 – Ergebnisse nicht schlüssig, Subjekt getötet
    Serie 951 – Ergebnis eindeutig, Telomere des Subjekts verkürzt, Aktivität nicht beeinträchtigt, Lebensdauer um 51% reduziert.
    Das war der letzte Eintrag.
    Danielle starrte wie in Trance auf die Worte. Telomere verkürzt … Lebensdauer reduziert.
    Telomere waren Molekularketten am Ende des DNA -Strangs. Man weiß, dass sie mit Zellreproduktion, der Lebensdauer von Zellen und sogar der des Individuums zu tun haben.
    Woran