Eden Prophecy
westlichen Welt eingeführte Maßnahmen, um die Kindersterblichkeit und die Sterberate zu verringern, während die Geburtsraten nicht im gleichen Maß verringert wurden.«
»Die Seuche dient also dazu, überschüssige Bestände auszumerzen«, sagte Danielle.
»Die logische Reaktion bei Vieh.«
»Menschen sind kein Vieh.«
»Für diese Sekte vielleicht schon«, sagte Moore.
Hawker schwieg. Er hatte zu oft gesehen, wie Menschen ihre Mitmenschen schlimmer als Vieh behandelt hatten, um daran zu zweifeln.
»Rangas Aufzeichnungen legen den Schluss nahe, dass er an etwas gearbeitet hat, was die Lebensspanne drastisch reduzieren würde«, sagte Danielle. »Er scheint nahe dran gewesen zu sein. Kann das dieses Gesundschrumpfen sein?«
»Vielleicht« sagte Moore.
Hawker wurde klar, dass sie es mit einer Gruppe mit gefährlich verdrehten Gedanken zu tun hatten. Sein Handel mit Lavril spielte wahrscheinlich gar keine Rolle. Das waren nicht die Leute, die sich umdrehen oder verhaften ließen. Er war sich ziemlich sicher, dass man sie töten musste, um sie zu besiegen.
»Ranga hat sich irgendwie mit diesen Leuten eingelassen«, sagte Hawker. »Wenn wir herausfinden, wie es dazu kam, dann finden wir vielleicht auch ihr Versteck. Und können zuschlagen, bevor sie zuschlagen. Agieren statt reagieren.«
Moore sah ihn nachdenklich an. »Ich glaube, wir wissen, über welche Schiene Ranga mit ihnen in Kontakt kam«, sagte er. Ohne sich näher zu erklären, aktivierte er den Bildschirm in der Zwischenwand des Flugzeugs.
Hawker drehte sich zu dem Monitor herum. Zunächst konnte er nicht sagen, was er sah. Das Video hatte eine schlechte Bildqualität, und der gezeigte Raum war nicht ausreichend beleuchtet. Er stellte sich als eine Art Auditorium heraus. Und als die Kamera dann auf eine Gruppe von Leuten zoomte, die auf einer Bühne saßen, erkannte er Ranga. Er war jünger, schlanker, trug ein weißes Hemd und eine schmale, schwarze Krawatte.
Der Moderator sprach, er sagte etwas über die Herausforderung, wachsende Bevölkerungen durch den Einsatz von genetisch verändertem Getreide zu ernähren.
Ranga wurde die Frage gestellt, welcher Fortschritt in den nächsten zwanzig Jahren zu erwarten sei.
»Dürreresistenz ist wichtig«, sagte Ranga mit Nachdruck, »denn verlorenes Getreide bedeutet überhaupt keine Ernte, was der schlimmstmögliche Fall ist. Aber man muss begreifen, dass alle diese Dinge in der Natur Kompromisse sind. Dürreresistenz hat ihren Preis: Sie kann zu geringeren Erträgen unter normalen Umständen führen. Genau wie es ein Risiko birgt, Feldfrüchte zu entwickeln, die mehr Nahrung pro Hektar erbringen: Sie brauchen mehr Wasser und Düngemittel und fallen unter belastenden Bedingungen häufig am ehesten aus.«
Eine Frage aus dem Publikum lieferte ihm das Stichwort.
»Was ist dann die Lösung, Dr. Milan?«, wollte jemand wissen. »Gibt es Hoffnung?«
Ranga räusperte sich. »In gewisser Weise suchen wir nach dem Unmöglichen«, sagte er. »Die beste Lösung wäre ein Getreide, das belastenden Wachstumsbedingungen widersteht, mehr Nahrung pro Hektar erbringt und den Boden nicht übermäßig austrocknet. Wir suchen nach Wegen, das zu erreichen«, sagte er stolz und fuhr dann nicht mehr ganz so kraftvoll fort. »Aber es ist ein wenig, als wollte man einen Elefanten zum Fliegen bringen, ohne ihn Gewicht verlieren zu lassen.«
Gelächter im Publikum.
»Es ist problematisch«, fuhr Ranga fort. »Wir tun, was wir können. Aber wenn Sie es genau wissen wollen, eigentlich packen wir das Problem von der falschen Seite an. Es heißt oft, es wird zu wenig Nahrung auf der Welt produziert. Aber selten hört man, dass wir zu viel davon verbrauchen.«
Hawker spürte das Innehalten. Ranga hatte immer innegehalten, ehe er seinen wichtigsten Punkt vorbrachte.
»Bald wird es sieben Milliarden Menschen auf dieser Erde geben. In zwanzig Jahren wird sich die Zahl auf rund zehn Milliarden erhöhen. Und trotz sinkender Wachstumsraten gehen manche Hochrechnungen von zwölf bis fünfzehn Milliarden bis 2075 aus. Die Erde kann so viele Menschen nicht ernähren. Besonders nicht, wenn wir alle wie Amerikaner leben wollen.«
Ein Murren ging durch die Menge.
»Täuschen Sie sich nicht«, fuhr Ranga fort. »In allen Winkeln der Welt träumen Menschen davon, wie die Amerikaner zu leben. Aber das bedeutet, jeder Einzelne verbraucht sechsmal so viel Essen, Wasser und Benzin wie der weltweite Durchschnitt. Das wäre das Äquivalent eines
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