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Eden Prophecy

Eden Prophecy

Titel: Eden Prophecy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Brown
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öffnete einen Schrank, in dem zwei bereits gepackte Koffer standen. »Hol deine Sachen«, sagte sie zu Sonia. »Und weck deine Schwester. Sie schläft.«
    Noch eine Neuigkeit für Hawker. Er hatte nicht gewusst, dass Sonia eine Schwester hatte.
    »Schon gut«, sagte eine schwache Stimme vom dunklen Flur her. »Ich bin schon auf.«
    Hawker drehte sich um.
    Ein Kind stand dort, vielleicht einen Meter groß. Es kam herein und schlang die Arme um Sonias Taille.
    Hawker machte große Augen. Das Kind trug eine außerordentlich dicke Brille. Sein Gesicht war runzlig, das Haar weiß und dünn, die Haut fleckig.
    Erst dachte er, das Licht spielte ihm einen Streich oder er würde sich sonst irgendwie täuschen, aber dann drehte sich das Mädchen zu ihm, rückte seine Brille zurecht und lächelte. Jetzt konnte er es richtig sehen. Und er blickte in das Gesicht einer achtzigjährigen Frau.
    Sonia kauerte sich nieder und legte die Arme beschützend um das Kind. »Das ist meine Schwester«, sagte sie. »Ihr Name ist Nadia. Sie ist elf Jahre alt.«

26
    Danielle Laidlaw hielt sich fest, während der antike Fahrstuhl ruckelnd und schaukelnd zwei Ebenen abwärtssank. Nachdem er stehen geblieben war, öffnete sich die Tür zu einem Korridor aus Sandsteinwänden, der spärlich mit Arbeitslampen und nackten Glühbirnen an einer Wand beleuchtet war. Baugerät lag an einer Stelle, andere Bereiche waren abgesperrt.
    »Was ist das hier?«, fragte sie.
    »Beim Wiederaufbau der Stadt stoßen wir auf immer neue Funde aus unserer Geschichte«, sagte Najir. Er zeigte auf einen Bereich, der nach Ausgrabung aussah. »Das hier war einmal ein römisches Bad.«
    Drei Männer warteten dort, zwei von ihnen bewaffnet.
    »Hier entlang«, sagte der hagere Mann und führte sie weiter, indem er dem Gang nach rechts folgte.
    Sie kamen zu einer Treppe mit einem Rundbogen darüber. Alte Stadtarchitektur, aus dem Sandstein gehauen.
    »Wohin zum Teufel gehen wir?«, fragte Danielle.
    Der hagere Mann blieb stehen und drehte sich um. Er sah zuerst Najir an, antwortete dann aber Danielle.
    »Die Auktion findet weiter unten statt. Vierzig Stufen. Wenn Madame das nicht bewältigt oder sich unwohl fühlt, kann ich den Gastgeber informieren, dass sie ihre Teilnahme abgesagt hat. Die zur Sicherheit hinterlegte Summe wird jedoch nicht zurückerstattet.«
    Danielle wechselte einen Blick mit Najir und ging durch den Bogen.
    »Madame kommt schon klar«, sagte sie. »Sie weiß nur gern, worauf sie sich einlässt.«
    Sie ging voran, und Najir folgte ihr. Im Halbdunkel stiegen sie die Treppe hinunter. Wörtlich und im übertragenen Sinn gerieten sie immer tiefer in die Sache, und Danielle fühlte sich immer weniger angemessen gekleidet.
    »Wir durchqueren sechstausend Jahre Geschichte«, sagte Najir. »Dort unten sind die ersten ausgedehnten Katakomben, die je in Beirut entdeckt wurden. Die Phönizier begruben ihre Toten dort, genau wie die Römer Jahrhunderte später. Man glaubt, dass manche Krypten die Leichen von Kreuzfahrern aus Europa enthalten.«
    »Solange wir am Ende nicht selbst dort unten begraben werden«, sagte Danielle.
    Schließlich kamen sie zum Fuß der Treppe und erreichten nach einigen weiteren Schritten ein Eisentor, das durchaus aus der Zeit der Kreuzzüge stammen konnte. Zwei bewaffnete Männer hielten Wache. Sie ließen Najir und Danielle passieren.
    »Und Sie wissen genau, was Sie tun?«, fragte Danielle.
    »Wir sind hier sicher«, sagte Najir.
    In ihrer Zeit beim NRI war sie Dutzende Male in brenzlige Situationen geraten. Zu ihrer Ausbildung hatten Überlebenstraining und andere Prüfungen gehört, und das Ergebnis war ein außerordentlich großes Vertrauen in ihre Fähigkeit, mit jeder Situation fertigzuwerden. Doch alle ihre Ausbilder hatten einen gemeinsamen Lieblingsspruch: Gute Agenten befreien sich aus jeder schwierigen Lage. Sehr gute kommen gar nicht in eine solche.
    Beim Anblick des Tors, der Wände und der schmalen Treppe hatte Danielle trotz Najirs Zuversicht das Gefühl, in eine Falle zu tappen.
    Die beiden traten in einen Gang hinaus, der nach links und rechts verlief. Boden und Wände waren nass, und an manchen Stellen stand Wasser.
    Der Name Beirut bedeutete im alten Phönizisch »die Brunnen«, und das aus gutem Grund. Die Stadt hatte einen hohen Grundwasserspiegel, und Brunnen mussten nicht sehr tief gebohrt werden, um gutes, trinkbares Wasser zu erreichen. Hier in den Katakomben der alten Stadt waren sie diesem Grundwasserspiegel

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