Eden Prophecy
»Weiter«, sagte sie und nickte.
»Wenn das mit dem ›großen Austrocknen‹ gemeint ist, dann können wir die Zeit, in der diese Schriftrolle verfasst wurde, auf irgendwann zwischen 3900 und 3400 v. Chr. festmachen.«
»Okay«, sagte sie. »Was noch?«
»Es heißt weiter, dass von einer Unfruchtbarkeit des Gartens in Edin geredet wurde, aber das sei gelogen gewesen, die Bäume dort hätten weiter Früchte getragen.«
»Der Garten in Edin war also der letzte Ort, an dem diese Bäume wuchsen«, sagte Danielle. »Könnte das die Quelle der biblischen Geschichte gewesen sein?«
»Sehr gut möglich«, sagte McCarter.
Er sah, wie sich Danielle weitere Notizen machte. Sie wirkte eher frustriert als beeindruckt.
»Was noch?«, fragte sie und blickte noch immer nicht auf.
»Der Schriftrolle zufolge gab es in der Mitte eines großen Flusses eine Insel, die als ›Tisch aus Sand‹ bekannt war. Nur der König und die stärksten und ehrenwertesten seiner Soldaten wussten, wo sie sich befand. Sie hielten sie geheim, bewachten sie Tag und Nacht und erhielten im Gegenzug Gold und Onyx.«
»Dinge, die ebenfalls in der Bibel erwähnt werden.«
McCarter nickte und fuhr fort. »Das Königreich erwarb sich großen Wohlstand, denn sie gaben auch den Führern anderer Länder die Frucht dieses Gartens, und wer sie aß, lebte um Ewigkeiten länger als jene, die sie nicht aßen.«
An diesem Punkt schnaufte Danielle schwer und blickte auf. »Das ist ja alles sehr interessant, Professor, aber ich fürchte, es hilft mir nicht viel.«
»Vielleicht könnte ich hilfreicher sein, wenn ich wüsste, womit Sie es zu tun haben«, sagte er.
Sie zögerte. »Vielleicht haben Sie recht«, sagte sie. »Eine radikale Gruppe hat diese Schriftrolle gestohlen. Sie behaupten, sie könnten beweisen, dass Gott nicht existiert, und seien nun selbst die Herren über Leben und Tod. Normalerweise würden wir sie als Spinner abtun, die sich großtun, nur dass sie möglicherweise nahe dran sind, eine gewaltige biologische Waffe herzustellen.«
McCarter erstarrte.
»Aus irgendeinem Grund interessieren sie sich für diese Schriftrolle«, fuhr Danielle fort. »Und deshalb tun wir es auch. Es scheint nur nichts mit ihrer Drohung zu tun zu haben, selbst wenn die Rolle eine symbolische Bedeutung für die Sekte haben sollte.«
McCarter dachte nach und bemühte sich seinerseits eine Verbindung zu erkennen.
»Verrät Ihnen der Text etwas von Wert? Etwas, das über eine andere Version der Genesis hinausgeht?«
»Er verrät uns, wie man hinkommt«, sagte McCarter.
»Wohin?«
»Zu dem Garten in Edin.«
Danielle hielt inne und sah ihn an, als hätte sie nicht richtig gehört.
»Ich dachte, das steht bereits in der Bibel«, sagte sie.
»Ja«, sagte McCarter. »Nur ergibt die geografische Beschreibung dort keinen Sinn. Deshalb suchen Menschen seit Jahrtausenden erfolglos danach.«
Er warf einen Blick in seine Notizen. »Im Alten Testament oder in der Thora heißt es, dass Eden im Osten liegt. Das engt es nicht gerade ein. Dort ist auch von Flüssen die Rede, die nach Eden oder aus ihm hinausführen, aber auch hier herrscht Verwirrung. Zusätzlich zu Euphrat und Tigris, die wir alle kennen, heißt ein in der Bibel genannter Fluss Pischon , von dem gesagt wird, er fließe um das ganze Land Chawila herum, wo Gold und Onyx zu finden sind. All das verweist auf den Irak, möglicherweise auch den Iran, eindeutig aber auf den Mittleren Osten. Chawila bedeutet nebenbei bemerkt ›Sandfläche‹, was schön mit dem ›Tisch aus Sand‹ aus der Schriftrolle übereinstimmt.«
»Das klingt hilfreich«, sagte Danielle.
»Das Problem ist nur, dass dann ein Fluss namens Gihon beschrieben wird, der durch das Land Kusch fließt. Unglücklicherweise wird allgemein davon ausgegangen, dass mit Kusch ein wohlbekanntes Königreich am Nil, im Gebiet des heutigen Äthiopiens gemeint ist. Und das nicht nur von modernen Wissenschaftlern. In der Bibel ist von Kusch ständig im Zusammenhang mit dem Nil die Rede.«
»Ich verstehe, was Sie meinen«, sagte Danielle. »Das sind keine sehr guten Wegangaben.«
»Nicht gut, wenn man einen Ort finden will«, sagte McCarter. »Aber wenn es mehr als einen Wundergarten des Lebens gibt …«
»Natürlich«, sagte Danielle beeindruckt. »Sie erstaunen mich immer wieder aufs Neue.«
»Danke«, sagte er und war sehr stolz auf sich.
»Können Sie mir sagen, wie man einen von ihnen findet? Irgendeinen?«
»Diese Schriftrolle erzählt uns von
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