Eden Prophecy
verriet er die Lage des Gartens versehentlich an Satan. Und so fängt die Geschichte an.«
»Du hast deinen Vater zu diesen Männern geführt«, vermutete Hawker.
»Andersherum«, sagte sie. »Ich habe sie zu ihm geführt.«
Es war ein Schock für Hawker. »Wie das?«, fragte er.
»Ehe ich begriff, was wir mit Paradox tun konnten, waren wir an einem Punkt der Verzweiflung angelangt. Alle Möglichkeiten waren ausgeschöpft, wir konnten uns nirgendwohin mehr wenden. Ein Mann, der sich für Genetik interessierte, kam zu mir. Er war sonderbar, aber er sagte, er habe Geld. Er wollte, dass jemand an einem genetischen Problem arbeitete, das der Rest der Welt ignorierte. Es klang perfekt. Ich habe ihm von meinem Vater erzählt. Wenn ihm jemand helfen konnte, dann mein Vater. Ich war stolz. Ich war verzweifelt. Vater brauchte mehr Unterstützung, und bis ich die Gefahr erkannte, steckte er wie üblich schon bis zum Hals darin.«
»Sie wollten eine Waffe bauen«, sagte Hawker. »Wie die Generäle im Kongo.«
Sie nickte. »Und genau wie in Afrika habe ich Vater nicht dazu bewegen können, sich von ihnen zu lösen. Und dieses Mal war es dann irgendwann zu spät.«
Er spürte, wie sie in Schuldgefühlen ertrank. Das hatte er nach gewissen Fehlschlägen selbst durchgemacht.
»Ich verstehe, wie du dich fühlst«, sagte er. »Und ich kann mir nur vorstellen, wie weh es tut. Aber hier haben wir es mit einem größeren Problem zu tun.«
»Ja«, sagte sie. »Meine Schwester wird sterben, wenn wir nicht schnell etwas unternehmen. Das ist mein größtes Problem, Hawker. Ich muss den Garten finden. Ich muss diese Sache zum Abschluss bringen.«
»Du verstehst nicht, Sonia. Diese Leute wollen ebenfalls etwas zum Abschluss bringen. Sie haben das Trägervirus. Sie haben es an die Vereinten Nationen geschickt, um die Welt in Angst und Schrecken zu versetzen, aber ohne deine Nutzlast bewirkt es nicht viel. Dein Vater hatte sein Labor mit Sprengfallen ausgerüstet, um zu verhindern, dass sie an 951 kommen. Er hat gelitten unter ihrer Folter, aber er hat es nicht verraten, weil er wusste, was geschehen würde, wenn sie es in die Hände bekommen. Er hat sein Leben gegeben. Er hat sein Lebenswerk zerstört, um zu verhindern, dass etwas weitaus Schlimmeres passiert.«
»Schlimmer für einige«, sagte sie.
Er sah sie an und fragte sich, ob sie wirklich meinen konnte, was sie da sagte.
»Meine Schwester sterben zu sehen in dem Wissen, dass mein Vater sein Leben und die Hälfte des meinen weggeschmissen hat, um sie zu retten, ist so schlimm wie jede Seuche.«
»Das meinst du nicht so. Du willst nicht eine Milliarde Kinder leiden sehen, wie sie es tut.«
Sie zögerte, würgte und unterdrückte den Reiz wieder. »Nein«, sagte sie schließlich. »Aber ich wünschte, ich würde es tun können. Ich möchte mich so fühlen, ich möchte, dass mir Nadia wichtiger ist als alles andere.«
Er konnte spüren, dass Sonia kurz vor dem Zusammenbruch stand. Sie hatte das Gefühl, als liege die Antwort irgendwo da draußen, gleich um die Ecke. Genau wie sich Ranga während zehn Jahren des Suchens gefühlt hatte.
Je mehr Freuden ich ringsum sehe, desto gequälter fühle ich mich im Innern.
Sie sah zu ihm hoch. »Übrigens hat er 951 nicht zerstört«, sagte sie. »Er hat es mir geschickt.«
»Endlich die Wahrheit«, sagte er. »Und die Sekte weiß es. Oder zumindest vermuten sie es.«
Sonia sagte nichts. Vielleicht fing sie an zu verstehen.
»Sie sind nicht ohne Grund hinter dir her«, sagte er. »Ich muss dich irgendwohin bringen, wo sie nicht an dich herankommen. Dich in den Präsidentenbunker stecken oder nach Fort Knox, wo sie schon eine Armee bräuchten, um überhaupt in deine Nähe zu gelangen.«
»Sie sind ins UN -Gebäude gekommen«, stellte Sonia fest.
Damit hatte sie recht. Trotz intensiver Ermittlungen wusste niemand, wie die Sekte das zuwege gebracht hatte. Es ließ auf jemanden schließen, der sich darauf verstand, Organisationen zu infiltrieren, der mit staatlichen Sicherheitsvorkehrungen wohl vertraut war und ausreichend Erfahrung im Spionagegewerbe hatte. Das alles schien die Möglichkeiten einer Gruppe von religiösen Spinnern ein wenig zu übersteigen, aber es war passiert. Noch so ein Puzzleteil aus einer anderen Schachtel.
»Du hast recht«, sagte er. »Aber ich verspreche, das läuft anders.«
»Wieso?«, flüsterte sie. »Warum mich retten?«
Die Vorstellung, diese Gangster könnten Sonia etwas antun, war schlicht
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