Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eden und Orion - Lichtjahre zu dir

Eden und Orion - Lichtjahre zu dir

Titel: Eden und Orion - Lichtjahre zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Douglas
Vom Netzwerk:
hast du den perfekten Orientierungspunkt, um weitere Planeten und Sternbilder zu bestimmen.« Er führte meinen Finger ein kleines Stückchen nach unten. »Das da ist das sogenannte Schwertgehänge des Oriongürtels. Der Stern in der Mitte, der aussieht wie ein helles Wölkchen, ist der Orionnebel.«
    »Der was?«
    »Der Orionnebel. Schau mal, wie verschwommen der mittlere Stern aussieht.«
    Ich nickte.
    »Eigentlich ist das gar kein Stern, sondern ein kosmischer Nebel. Aus ihm entstehen später neue Sterne.«
    »Neue Sterne?«
    »Ja. Sie entstehen, scheinen ein paar Milliarden Jahre lang und verglühen dann irgendwann.« Ryan führte meine Hand zu vier beinahe quadratisch zueinander stehenden Planeten. »Man sagt, das Sternbild des Orion symbolisiere einen mythischen Himmelsjäger. Diese beiden Sterne – Beteigeuze und Bellatrix – bilden die Schulter, diese Sterne dort, Rigel und Saiph, die Füße.«
    Und plötzlich sah ich tatsächlich ein Bild. Eine Gestalt – mitten in dem Sternengewirr am Himmel.
    Ryan führte meine Hand wieder zurück. »Beteigeuze ist ein roter Riesenstern. Einer der größten und hellsten Sterne am Himmel. Er ist ungefähr sechshundertmal so groß wie unsere Sonne. Und bald wird er sterben. Dann explodiert er in eine Supernova und vernichtet sich dabei selbst. Kurz bevor er verglüht, ist seine Leuchtkraft so stark, dass wir ihn von der Erde aus sehen können. Er strahlt wie eine ganze Galaxie, und von hier unten sieht es aus, als hätten wir zwei Sonnen.«
    »Wenn du bald sagst – von welchem Zeitraum sprichst du dann?«
    »Na ja, bald aus kosmischer Sicht. Vielleicht morgen. Vielleicht auch erst in einer Million Jahren.«
    »Na, da kann ich ja lange warten.«
    »Tja«, grinste Ryan. »Aber Orion hat in näherer Zeit auch noch andere interessante Entdeckungen zu bieten. Du musst auch nur ein paar Monate statt einer Million Jahre warten: Wenn du nämlich in der zweiten Oktoberhälfte in den frühen Morgenstunden den Orion betrachtest, kannst du die Orioniden sehen, die wohl beeindruckendsten Meteorenschauer überhaupt.«
    »Sternschnuppen«, flüsterte ich ehrfürchtig.
    »Jep. Na ja, eigentlich sind Sternschnuppen ja nichts anderes als Kometenstaub, der in die Erdatmosphäre eindringt. Aber es ist zugegebenermaßen ziemlich beeindruckend.«
    Ich hatte mir bislang noch keine Gedanken über Sterne gemacht. Für mich waren sie einfach nur schön gewesen; chaotische Glitzerpunkte am Himmel. Wie Glitter auf schwarzem Tonpapier. Dass dieses glänzende Gewirr am Nachthimmel einer bestimmten Ordnung folgen könnte, dass die Sterne unterschiedlich groß oder dass sie gar vergänglich waren, wäre mir nie in den Sinn gekommen.
    »Zeigst du mir noch ein anderes Sternbild?«, fragte ich.
    Ryan führte meine Hand am Firmament entlang und deutete auf fünf helle Sterne, die ein großes W am Himmel bildeten. »Kassiopeia. Das ist noch so ein Sternbild, das ziemlich einfach zu finden ist. Und dieses Sternensystem dort –«, er führte meine Hand zu einem Sternhaufen, der in einem Nebelschleier zu liegen schien, »… sind die Plejaden. Schau genau hin.«
    Ich starrte auf den Sternendunst, und plötzlich schien es, als löse sich der Nebel und als träten hinter dem Schleier sieben leuchtende Sterne hervor.
    »Die Plejaden werden auch ›Die Sieben Schwestern‹ genannt«, sagte Ryan. »Durch ein Teleskop oder ein Fernglas siehst du in dem undeutlichen Haufen noch viele weitere Sterne. Die Plejaden setzen sich nämlich aus über 500 Einzelsternen zusammen.«
    Fasziniert starrte ich weiter in den Himmel. Die drei Planeten, die den Oriongürtel bildeten, fand ich auf Anhieb wieder. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass Ryan mich ansah. Ich drehte mich zu ihm, und weil er immer noch meine Hand hielt, waren unsere Gesichter sich plötzlich näher als erwartet. Wir erstarrten beide und sahen einander tief in die Augen – über uns die flimmernden Sterne.
    »Wer braucht schon eine Astronomie-AG, wenn er dich hat?«, sagte ich.
    Ryan lachte leise, und ich spürte seinen warmen Atem an meiner Wange. »Bevor Sterne erlöschen, explodieren sie«, erklärte er dann weiter. »Die mikroskopisch kleinen Meteoritentrümmer rasen durch unser Universum und verströmen dabei so viel Energie, dass neues Leben entsteht – nicht nur Sterne und Planeten, sondern auch neue Lebensformen. Eigentlich ist alles, was du siehst, aus Sternenstaub gemacht. Aus Atomen, die früher ein Stern waren. Sogar du und ich sind aus

Weitere Kostenlose Bücher