Eden und Orion - Lichtjahre zu dir
Augenbraue. »Und was findest du?«
Ich merkte, dass ich rot wurde. »Ich finde, du solltest aufhören, mich anzugraben.«
Sechstes Kapitel
»Noch eine Doppelstunde Mathe, dann haben wir es überstanden«, sagte Megan und knallte ihr Tablett auf den Tisch.
Es war der letzte Schultag vor den Osterferien und der Prüfungsvorbereitungsphase, und ich wusste nicht so recht, ob ich wehmütig oder begeistert sein sollte. Ich freute mich auf die vielen freien Tage und das College im neuen Schuljahr, aber ich würde auch vieles vermissen.
Verstohlen schielte ich zu Ryan. Während der letzten Wochen hatte er sich regelrecht in unsere Clique hineingedrängt. Es hatte damit angefangen, dass er montags vor unserer Kunststunde mit uns zu Mittag aß, in letzter Zeit setzte er sich aber jeden Tag, und ohne zu fragen, zu uns an den Tisch. Er bemerkte, dass ich ihn ansah, und lächelte.
»Was hast du gegen eine witzige Unterrichtsstunde mit Stevens?«, fragte Matt sarkastisch.
»Ziemlich viel«, nörgelte Megan und streute Salz auf ihre doppelte Portion Pommes. »Er geht sicher mal wieder alte Klausuren mit uns durch. Ich kann es langsam echt nicht mehr ertragen.«
Ich stocherte nach meinem Gemüse unter der dicken gräulich-glibberigen Saucenschicht und hoffte, in der matschigen Pampe irgendetwas Bekanntes zu finden. Ich hätte wissen müssen, dass Gemüsecurry eine ganz besonders schlechte Wahl war.
»Sollen wir uns mein Essen teilen?«, bot Ryan naserümpfend an und schob sein Tablett näher an meines.
»Danke«, sagte ich erleichtert und pikte eine seiner Nudeln auf. »Bei Pasta kann man nicht viel falsch machen. Mein Essen sieht aus wie Hundekotze. Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe, das Gemüsecurry zu nehmen.«
Connor sah mich genervt an. »Dann hol dir doch was anderes zu essen, Eden.«
»Das geht schon in Ordnung«, sagte Ryan. »Ich teile gern.«
Connor starrte ihn wütend an.
Megan rettete die Situation, indem sie betont munter in die Runde fragte: »Und, was wollen wir morgen machen, um den ersten Tag der Freiheit einzuläuten?«
»An den Strand gehen«, schlug Matt spontan vor. »Die Wettervorhersage sieht gut aus.«
Weiter kam er nicht, denn Amy kam auf uns zu und baute sich begeistert vor unserem Tisch auf. »Na, wie findet ihr das?«, platzte sie in unsere Unterhaltung. Sie wedelte mit einem Plakat herum. »Melissa Whitlock hat die Illustration gemacht, aber ich das Layout.«
Sie knallte das Plakat in die Tischmitte, wo es sofort einen Fettfleck abbekam.
Abschlussball
Samstag, 23. Juni
Karten £ 15,–
Das gesamte Plakat war in Silber und Pink gehalten. Am unteren Bildrand prangte die Silhouette eines tanzenden Paares.
»Es sieht großartig aus, Amy!«, sagte ich begeistert.
Sie setzte sich zu uns und angelte sich eine Pommes von Megans Tablett.
Megan gab ihr mit gespielter Empörung eines auf die Finger. »Hol dir doch selber was zu essen«, meckerte sie. »Was glaubst du, weshalb ich diese tolle Figur habe? Bestimmt nicht, weil ich mein Mittagessen immer teile.«
»Bedien dich doch bei Ryan«, sagte Connor süffisant. » Er teilt gerne.«
Ryan lächelte still vor sich hin.
»Was ist daran so lustig?«, fragte ich ihn leise.
Er lehnte sich zu mir und flüsterte: »Wenn ich jetzt sage, dass Connor sich wie ein Riesenarschloch benimmt, widersprichst du mir sofort und sagst, ich läge vollkommen daneben und würde mir alles nur einbilden. Dabei geht es hier doch nur darum, wer mit wem zum Abschlussball geht.«
»Flüstern ist ganz schlechter Stil«, nörgelte Connor.
Ryan sah mich erschrocken an, und ich musste mir Mühe geben, nicht zu lachen.
»Man kann schon Karten kaufen«, sagte Amy und stibitzte noch eine Pommes von Megan. »So wie es aussieht, gehen Matt und ich zusammen hin. Na ja, direkt gefragt hat er mich noch nicht.«
» Du kannst ihn doch genauso gut fragen«, wandte ich ein. »Wir leben im 21. Jahrhundert. Frauen brauchen nicht mehr zu warten, bis sie gefragt werden. Sie fragen selbst.«
»Klar könnte ich ihn fragen. Aber weshalb sollte ich das tun?«, antwortete Amy pikiert.
Matt verdrehte die Augen und fragte pflichtschuldig: »Amy, gehst du mit mir auf den Ball?«
»Sehr gerne«, antwortete sie und lächelte kokett. »Und du, Eden? Mit wem gehst du?«
Ich zuckte die Schultern. »Darüber hab ich noch gar nicht nachgedacht«, log ich.
»Klar«, spottete Amy und rollte die Augen. »Es gab in den letzten Wochen ja auch kein anderes Gesprächsthema.« Sie
Weitere Kostenlose Bücher