Eden und Orion - Lichtjahre zu dir
siehst also: Es steht schlimm um uns. Wir müssen es einfach schaffen, das Blatt zu wenden!«
»Und deshalb seid ihr zurück in meine Zeit gereist«, brachte ich ihren Gedankengang zu Ende.
»Nicht jeder hat das so gesehen«, erklärte Ben. »Es gibt Leute im Jahr 2122, die argumentieren, dass nichts und niemand Zeitreisen in die Vergangenheit rechtfertige.«
»Aber wenn doch die Menschheit in Gefahr ist? Wenn der gesamte Planet zu sterben droht? Dann müsst ihr doch etwas unternehmen! Wie kann jemand etwas dagegen haben?«
»Es ist schon ein paarmal ziemlich schiefgegangen«, erklärte Ben und zögerte kurz. Dann gab er sich einen Ruck und fragte: »Weißt du, warum die Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren ausgestorben sind?«
»Weil ein Meteoriteneinschlag sie getötet hat.«
Ben lachte. »So? Ist das die gängige Theorie in deiner Zeit?«
Ich nickte. »Schon.«
»Na ja, da wird im Laufe der Zeit noch die eine oder andere Theorie dazukommen. Mach dich auf etwas gefasst … Ich sage dir aber, wie es wirklich war: Es waren Zeitreisende aus dem späten 21. Jahrhundert. Einer der Touristen hatte Grippe. Zum Zeitpunkt des Starts war er noch symptomfrei. Das Grippevirus hat die Dinosaurier ausgelöscht.«
»Moment mal«, sagte ich und goss mir noch eine Tasse Kaffee ein. »Willst du mir gerade sagen, dass es gar keine Meteoriteneinschläge gab?«
»Doch, sogar mehrere«, erklärte Ben. »Aber die Dinosaurier waren zu diesem Zeitpunkt bereits vom Aussterben bedroht.«
»Die Dinosaurier sind an Grippe gestorben«, murmelte ich kopfschüttelnd und musste unwillkürlich lachen. Das war so absurd!
»Ich weiß, das sind alles schwer verdauliche Informationen«, sagte Ben freundlich. »Und weil dir immer etwas anderes erzählt wurde, muss das alles ziemlich haarsträubend für dich klingen. Aber es ist wichtig, dass du verstehst, weshalb unsere Zeitreisegesetze so streng sind. Das Aussterben der Dinosaurier ist nicht die einzige Katastrophe, die durch Zeitreisen verursacht wurde.«
»Was denn noch?«, flüsterte ich atemlos.
»Der Schwarze Tod zum Beispiel, der ein Drittel der europäischen Bevölkerung auslöschte«, fuhr Ben fort.
»Die Beulenpest.« Ich riss die Augen vor Erstaunen auf.
Ben schüttelte jedoch den Kopf. »Nein, ein anderes Bakterium. Eines, das Menschen im 21. Jahrhundert problemlos vertragen, das im 14. Jahrhundert allerdings tödlich auf den menschlichen Organismus wirkte.«
»Und wie viele solcher Zeitreisekatastrophen gibt es insgesamt?«, fragte ich.
»Diese beiden waren die schlimmsten«, erklärte Ben. »Sie passierten, als das vierdimensionale Reisen noch in den Kinderschuhen steckte. Seitdem sind nur noch sehr wenige Missionen genehmigt worden. Für unsere gab es auch nur deshalb eine Sondergenehmigung, weil so viel auf dem Spiel steht.«
»Verstehe«, sagte ich. »Aber wenn es doch so wichtig ist, dass Connor Eden auf keinen Fall entdeckt, warum tötet ihr ihn dann nicht einfach? Damit hättet ihr doch die Garantie, dass eure Mission gelingt?«
»Wir sind keine Mörder«, sagte Cassie pikiert. »Unsere Aufgabe ist es, Connor daran zu hindern, Eden zu entdecken. Das schaffen wir auch, ohne dass wir ihn gleich töten müssten.«
»Aber wäre das nicht die allereinfachste Lösung?«
»Natürlich wäre es das«, nickte Ben. »Und wenn aus Connor tatsächlich jemand würde, der nichts aus seinem Leben macht, jemand, der als Niemand und unter ›ferner liefen‹ endet, wer weiß, vielleicht wäre unsere Mission dann tatsächlich, ihn zu töten. Aber Connors Nachfahren werden einflussreiche Zeitgenossen.« Er warf Cassie einen Blick zu. »Sie haben der Mission nur unter der Bedingung zugestimmt, dass Connors Lebenszeit überhaupt nicht und sein Lebenslauf nur so wenig wie möglich beeinflusst wird.«
»Aha.«
»Die einzige Person, die hier wirklich in Lebensgefahr ist, bist du«, sagte Cassie.
»Cassie!«, mahnte Ben. »Hör auf damit!«
»Aber es ist doch wahr! Sie weiß über Eden Bescheid und über Zeitreisen. Wenn unser Aufräumer davon Wind bekommt, ist sie Geschichte. Und Eden muss das wissen. Das finde ich nur fair.«
»Unser Aufräumer wird aber nichts davon erfahren«, sagte Ryan eindringlich. »Eden kann unser Geheimnis bewahren.«
»Ihr Leben lang?« Cassie war skeptisch.
»Sei jetzt still!«, fuhr Ben sie an. Dann wandte er sich an mich. »Hat Ryan dir etwas über Aufräumungsagenten erzählt?«, fragte er.
Ich erinnerte mich vage, dass Ryan mir etwas erzählt
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