Eden und Orion - Lichtjahre zu dir
wirklich nicht ganz ohne …«
»… weil wir alle unser Leben in Gefahr brächten«, ergänzte Cassie kühl.
Ben nickte. »Ich selbst tendiere zu Möglichkeit eins. Weil wir wirklich weniger Menschen gefährden.«
»Nur mich«, flüsterte ich.
Ryan nahm meine Hand und drückte sie. »Solange du dich daran hältst, dass du niemandem auch nur eine Andeutung von dem machst, was du weißt, kann dir nichts passieren«, sagte er aufmunternd.
»Und was passiert jetzt?«, fragte ich verzagt.
Ben lächelte mich an. »Wir bringen unsere Mission zu Ende, retten euren Planeten und fliegen dann nach Hause. Es wird alles gut gehen.«
»Und wenn nicht?«, flüsterte ich mit erstickter Stimme.
»Dann haben wir versagt«, antwortete Ben lakonisch. »Das war’s dann. Ende. Aus. Wir haben nur einen einzigen Versuch.«
»Könntet ihr nicht einfach zurückkommen und es noch mal versuchen, falls jetzt etwas schiefgehen sollte?«
Ben schüttelte den Kopf. »Nein. Jede einzelne Zeitreise verzerrt den vierdimensionalen Raum. Und je öfter man dieselbe Route fliegt, desto unsicherer und gefährlicher wird die Reise. Weil das Portal einfach in sich zusammenfallen kann.«
»Wie ein Schwarzes Loch«, erklärte Cassie.
»Deshalb geht man niemals in dieselbe Zeit an denselben Ort zurück. Das wäre wie russisches Roulette spielen. Theoretisch könnte alles gut gehen. Aber es ist eben nicht besonders wahrscheinlich.«
»Wir müssen es also jetzt schaffen«, seufzte Ryan.
Ich verstand.
Wir fuhren schweigend zu mir nach Hause. Um diese Zeit war an unserem gewohnten Autoversteck um die Ecke kein einziger Parkplatz frei, deshalb parkte Ryan am Ende meiner Straße. Er schaltete den Motor ab, klickte den Gurt auf und wandte sich mir zu.
»Es tut mir leid«, sagte er.
»Du kannst nichts dafür.«
»Und ob das alles mein Fehler ist! Ich hätte dich niemals in mein Leben hineinziehen dürfen.«
»Na ja, ich habe mich ja auch nicht gerade heldenhaft gewehrt, geschweige denn um Hilfe gerufen.«
Er lachte. »Na ja, als du dachtest, ich würde dich nur benutzen, um meine Mission zu erfüllen, da hast du dich schon gewehrt … wobei du allerdings mit anderen Waffen gekämpft hast. Was du geboten hast, fiel eher in die Kategorie ›Schmollecke‹ und ›die kalte Schulter zeigen‹.«
Ich gab ihm einen schelmischen Schubs. »Ich würde sagen, dieser Nachmittag hat nun auch die letzten Zweifel ausgeräumt, oder?«, sagte ich und sah Ryan lächelnd an. »Für mich ist die Sache klar: Ben und Cassie wünschten, wir hätten einander nie getroffen.«
Ryan nahm meine Hand und drückte sie sanft. » Ich bin froh, dass ich dich getroffen habe«, sagte er leise.
Ich merkte, wie mir heiß wurde. Das altbekannte Gefühl. Nur dass die Male, die mir das noch passieren konnte, ab jetzt gezählt waren. Jeder Moment des Glücks trug bereits den Schmerz des Abschieds in sich.
»Nach all dem, was war – verbringen wir den Tag morgen trotzdem zusammen?«, fragte ich.
»Natürlich. Komm einfach gegen Mittag zu mir. Ich kümmere mich um was zu essen.«
Er hielt immer noch meine Hand und sah mir tief in die Augen. Und plötzlich, ohne Vorwarnung, wurde mir beklommen zumute. Ich senkte die Augen und wandte mich hektisch zur Tür.
»Oh, Mist«, sagte ich, als ich das Paar erkannte, das da in der Abenddämmerung Hand in Hand über den Gehweg geschlendert kam. Miranda und Travis. Die beiden hatten uns noch nicht gesehen.
Dann streifte mich ihr Blick.
»In Deckung!«, keuchte ich.
Ryan drückte meine Hand und ließ sie dann los. »Es kann nicht schlimmer werden als das Verhör bei Cassie und Ben«, flüsterte er zuversichtlich.
»Da kennst du Miranda schlecht«, flüsterte ich zurück und beobachtete, wie sie langsam auf uns zumarschiert kam. »Sie beherrscht alle Spielarten des Psychoterrors. Besonders die Variante mit den Schuldgefühlen.«
»Soll ich mit ihr reden?«, flüsterte Ryan.
Ich schüttelte den Kopf. Was ich am allerwenigsten brauchen konnte, waren Zuschauer, wenn Miranda mich gleich in der Luft zerreißen würde.
»Das ist schon okay so. Ich stehe das lieber alleine durch.«
»Wie galant von ihm«, sagte Miranda eisig, als Ryan anfuhr und Gas gab.
»Er hat angeboten zu bleiben«, verteidigte ich ihn. »Ich habe ihm gesagt, dass er gehen soll.«
»Guter Rat«, antwortete Miranda sarkastisch. »Denn wenn ich diesen Kerl zu fassen kriege …«
»Miranda!«, setzte ich an.
»Los! Rein mit dir ins Haus!«, fauchte sie. »Ich werde
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