Eden und Orion - Lichtjahre zu dir
du einen Drucker?«
»Jep.«
»Dann lass uns zuallererst ein Foto von uns reinlegen.«
Ich drehte mein Handy um und hielt es eine Armlänge von mir weg. Dann legte ich Ryan meinen anderen Arm um den Hals und grinste in die Kamera. Klack .
In der Küche machten wir zwei Ausdrucke. Einen für mich und einen für die Zeitkapsel. Es war einer dieser unfreiwillig perfekt geratenen Schnappschüsse, auf dem wir beide gut aussahen. Mein Grinsen war lachfaltig, frontal auf die Kamera gerichtet und kam aus vollem Herzen. Solche Bilder gab es eigentlich nicht von mir – normalerweise blickte ich auf Fotos immer ernst. Ryan hingegen strahlte mich – und nur mich – an.
Er holte aus dem Schrank unter der Spüle eine Tupperdose. »Die hier könnten wir als Zeitkapsel benutzen. Was meinst du?«
Ich nickte und legte eines der Fotos hinein.
»Und was noch?«, fragte Ryan.
Ich griff in meine Jackentasche. Dort steckte der Brief, den ich gestern Nacht noch für ihn geschrieben hatte. Eigentlich wollte ich ihn Ryan am Samstagabend unmittelbar vor seiner Abreise geben.
»Hast du was?«, fragte er gespannt.
Ich schüttelte den Kopf und wollte die Hand schon wieder aus meiner Jackentasche ziehen, als ich ein wesentlich kleineres, zerknittertes Stück Papier fühlte. »Doch!«, rief ich. »Das Zugticket nach Plymouth!«
»Ah ja«, grinste Ryan. »Unsere romantische Zugfahrt. Als ich dich ins Klo gezogen und dir meine Kreditkarten gezeigt habe.«
»Hast du auch was?«
»Ja. Meine Eintrittskarte zum Eden-Projekt .«
»Ich finde, wir sollten auch eine Seite aus Connors Autobiographie dazulegen«, schlug ich vor. »Immerhin ist genau dieses Buch schuld daran, dass ich weiß, wer du wirklich bist.«
Ryan schüttelte den Kopf. »Zu gefährlich. Wir dürfen nichts in die Zeitkapsel legen, was in die Zukunft gehört. Wie wäre es, wenn ich eine meiner Skizzen von dir reinlege?«
Und schon rannte er nach oben, um seinen Skizzenblock zu holen.
Meine Finger schlossen sich noch einmal um den Briefumschlag in meiner Jackentasche. Ich hatte ihn noch nicht zugeklebt. So konnte ich den Brief noch einmal lesen.
Lieber Ryan,
wenn du diesen Brief liest, bin ich längst tot. Die ersten ein, zwei Tage zurück in deiner Zeit sind sozusagen der Rest meines Lebens für mich, die ich im Hier und Jetzt zurückbleibe. Es fühlt sich seltsam an, wenn ich mir vorstelle, dass du da draußen noch immer jung und schön bist, wenn ich längst tot und vergessen bin.
Die Begegnung mit dir hat mein Leben verändert. Bis ich dich kennenlernte, hatte ich noch nie ernsthaft darüber nachgedacht, was ich aus mir und meiner Existenz machen wollte. Jetzt weiß ich aber, dass ich nicht einfach nur vor mich hin leben möchte, sondern dass ich es gut machen will, mein Leben. Dass ich etwas Sinnvolles beitragen möchte. Etwas zur Rettung unseres Planeten zum Beispiel. Etwas bewirken. Etwas, auf das ich am Ende meiner Jahre zufrieden zurückblicken kann.
Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, dir ins Gesicht zu sagen, wie viel du mir bedeutest. Es ist so viel einfacher, seine Gefühle aufzuschreiben, als sie auszusprechen. Ich wünsche mir nichts so sehr, als dass du hättest bleiben können, verstehe jedoch, warum das nicht ging. Aber ich werde dich niemals vergessen.
Danke für drei wunderbare Monate.
Ich liebe dich.
Eden
Ich wusste nicht, ob ich den Mut haben würde, ihm den Brief zu geben. Bis jetzt hatte ich noch nie jemandem gesagt, dass ich ihn liebte. Nicht einmal schriftlich.
»Dieses Bild von dir wird mir fehlen«, sagte Ryan atemlos, als er in die Küche zurückkam.
Instinktiv schob ich den Brief in die Zeitkapsel und versteckte ihn unter dem Foto.
»Das ist das erste Bild, das ich von dir gezeichnet habe«, sagte Ryan und lächelte. »Alles, was ich zu diesem Zeitpunkt von dir wusste, war, dass du das böse Mädchen bist, das Connors Herz brechen würde.«
Ich lachte und schlug aus Spaß nach ihm. »Wenn du dein Kunstwerk gar zu sehr vermissen solltest, kannst du unsere Kapsel ja zu Hause in der Zukunft wieder ausgraben.«
Wir trugen die Tupperdose nach draußen.
Genau in dem Moment, als Ryan die Zeitkapsel in die Erde legen wollte, kam ein Auto die Auffahrt hoch. Ryan fuhr auf und wischte sich die schmutzigen Hände an seiner Jeans ab.
»Das ist weder Ben noch Cassie«, sagte er und blinzelte unruhig in den Sonnenschein.
Jetzt hielt das Auto an, und ein Mann stieg aus. Travis.
Mit einem breiten Lächeln kam er zu uns
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