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Eden und Orion - Lichtjahre zu dir

Eden und Orion - Lichtjahre zu dir

Titel: Eden und Orion - Lichtjahre zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Douglas
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gemacht hast.«
    »Ich bin enttäuscht von dir«, antwortete Miranda sachlich. »Und angesichts der Umstände muss ich über Samstagabend noch einmal nachdenken.«
    »Was meinst du damit?«, fragte ich. Meine Stimme zitterte.
    »Ich bin mir nach dem, was war, nicht mehr sicher, ob ich dir vertrauen kann. So alt bin ich noch nicht, dass ich nicht wüsste, was auf einem Abschlussball so alles abgeht. Ich sage nur: Alkohol und die wilden Partys danach, wenn es erst richtig losgeht …«
    »Ich trinke garantiert keinen Tropfen!«, versicherte ich ihr. »Und Megans Eltern spendieren uns ein Taxi. Für die Hin- und Rückfahrt!«
    »Ich muss noch einmal darüber nachdenken.«
    Ich goss mir ein Glas Wasser ein und ging in den Garten. Der Himmel war mittlerweile tiefschwarz, und die ersten Sterne erwachten. Langsam wurden sie heller und glänzten schließlich wie eine Lichterkette am Firmament. Ich legte mich auf die Picknickdecke, die immer noch auf dem Rasen ausgebreitet war, und schaute in den unendlichen schwarzen Himmel über mir. Automatisch suchte ich nach Kassiopeia, der vertrauten W-Form, die mich daran erinnerte, dass das Universum keine formlose chaotische Masse war. Ich fand Perseus und Algol, den winkenden Teufelsstern, der eigentlich eine Sonne war – für Eden sogar drei Sonnen. Eden. Ryans Zuhause. Und bald das bestgehütete Geheimnis des Universums.
    »Der Nachthimmel ist wunderschön, findest du nicht auch?«, sagte eine leise Stimme.
    Travis.
    Ich setzte mich auf.
    Er zündete sich eine Zigarette an.
    »Ja, überwältigend«, nickte ich. »Kennst du irgendwelche Sternbilder?«
    »Den Großen Wagen«, sagte er und zeigte in den Himmel. »Aber den kennt ja jeder. Dort ist Polaris, der Nordstern. Das war’s dann aber auch schon. Was ist mit dir?«
    »Ich kenne nur ein paar. Siehst du das W am Himmel? Das ist Kassiopeia. Und dort drüben ist Algol, der Teufelsstern.«
    Travis lachte leise. »Gemeinsam sind wir unschlagbar. Zusammen können wir den halben Sternenhimmel benennen.«
    »Hast du gewusst, dass Algol von hier aus zwar aussieht, als wäre er nur ein einziger Stern, dass er in Wirklichkeit aber ein Dreisternsystem ist?«, fragte ich.
    »Woher weißt du das alles?« Travis zog an seiner Zigarette und sah mich verwundert an.
    »Hat mir jemand erzählt«, erwiderte ich ausweichend und starrte weiter konzentriert in den Himmel. Vom Meer her breitete sich Nebel aus. In ein paar Minuten würde von den Sternen nicht mehr viel zu sehen sein. »Ob jetzt irgendwo dort oben auch jemand in seinem Garten liegt, in die Sterne schaut – oder sogar auf unsere Sonne – und sich fragt, ob da draußen im Orbit auch jemand im Garten liegt, in die Sterne schaut und sich fragt …«
    »Wie viel hast du getrunken?«, unterbrach Travis mich scharf. »Oder bist du high?«
    Ich kicherte. »Stocknüchtern. Obwohl, wenn man Miranda Glauben schenkt, muss man davon ausgehen, dass ich den ganzen Nachmittag anschaffen gegangen bin, um mir den nächsten Trip zu finanzieren.«
    »Hat sie dich fertiggemacht?«, fragte Travis.
    Ich lächelte. »Das könnte man so sagen, ja.«
    Er setzte sich zu mir ins Gras. »Sie beruhigt sich schon wieder. Und lässt dich zum Ball gehen, keine Sorge. Ich spreche mit ihr.«
    »Ryan fliegt am Samstag nach dem Ball nach Hause zurück. Der Abschlussball ist meine letzte Gelegenheit, ihn noch einmal zu sehen.«
    »Du magst ihn wohl wirklich.«
    Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »Ich habe ihn lieber, als ich das mit Worten ausdrücken könnte«, flüsterte ich mit einem Kloß im Hals. Die Dunkelheit machte es etwas einfacher, es laut zu sagen.
    »Er kommt aus New Hampshire, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Die Welt ist nicht so groß, wie es dir jetzt vielleicht gerade scheint. Ihr werdet euch schon nicht aus den Augen verlieren.«
    »Doch, werden wir«, erwiderte ich heftig. Meine Stimme zitterte. Ruhig bleiben! , ermahnte ich mich. »Es ist kompliziert. Und ich kann dir nicht sagen, warum. Aber ich weiß, dass ich ihn nach dem Ball nie wiedersehen werde«, flüsterte ich, und jedes Wort schmerzte.
    »Oh, Eden«, sagte Travis traurig. »Das klingt gar nicht gut … Tut mir wirklich leid für euch.«

Vierzehntes Kapitel
    Als ich die Straße zu Ryans Haus hinunterging und sich meine Haare zum wer-weiß-wievielten Mal in den Ästen des Schösslings verfingen, bereute ich, dass ich Ryan ausgerechnet ein Bäumchen als Abschiedsgeschenk ausgesucht hatte. Heute Morgen war ich noch vollkommen

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