Eden und Orion - Lichtjahre zu dir
flüsterte ich.
Ryan ließ den Blick über den Strand schweifen. Dann schüttelte er den Kopf. »Sie haben alle so viel Spaß. Und Abschiede verderben immer alles. Ich verschwinde lieber in aller Stille.«
Ich folgte Ryans Blick. Connor und Megan standen ziemlich nahe am Wasser. Der Saum von Megans Kleid war bereits tropfnass, was sie aber nicht einmal wahrzunehmen schien. Sie hatte vielmehr beide Arme um Connors Hals geschlungen und neigte sich ihm zärtlich zu. Seine Hände ruhten auf ihren Hüften. Ich hielt den Atem an, als ich beobachtete, wie sie ihm einladend ihre Lippen entgegenstreckte und die beiden sich küssten.
Ryan drückte meine Hand. »Komm, lass uns gehen«, sagte er leise.
»Wie kommst du eigentlich zurück?«, fragte ich, als wir losfuhren.
»In einer fliegenden Untertasse.«
»Quatsch, oder?«
Ryan lachte. »Natürlich Quatsch!«
»Habt ihr irgendwo ein Raumschiff versteckt?« Ich sah ihn irritiert an. »Und wo würde man so ein Ding überhaupt verstecken?«
Ryan lächelte über meine tausend Fragen. »Ja, wir haben ein Raumschiff«, sagte er dann. »Obwohl ich bezweifle, dass es deinen Vorstellungen entspricht.«
»Was stelle ich mir denn vor?«, gab ich zurück. »Riesige kampfjetfarbene Suppenteller? Das unterstellst du mir doch, oder?«
»Du meinst so was wie Army-Ufos?« Ryan grinste.
Ich musste lachen. »Keine Ahnung«, sagte ich dann hilflos und zuckte mit den Schultern. »Irgendwie übersteigt das meine Vorstellungskraft.«
Ryan wählte wie immer die Küstenstraße. »Unser Raumschiff ist klein und maximal auf fünf Passagiere ausgerichtet«, sagte er und fügte entschuldigend hinzu: »Wir haben aber nur Treibstoff für die Beförderung von drei Personen an Bord.«
»Dann muss es wirklich ziemlich klein sein.«
Ryan nickte. »Es ist nur unwesentlich größer als ein Mittelklassewagen.«
Ich machte große Augen. »Was? Ihr seid in einem Auto durch Zeit und Raum gejettet?«
Ryan grinste. »Jep. So ähnlich zumindest. Es gibt aber Raumschiffe in allen Größen. Je nachdem, was du damit vorhast, wählst du entweder ein kleines oder ein großes. Für Zeitreisen sind die kleinen Modelle geeigneter, weil das Zeit-Raum-Kontinuum sich für ein kleines Raumschiff einfacher aufheben lässt als für ein großes.«
»Und wie lange dauert eure Heimreise?« Ich konnte einfach nicht aufhören zu fragen. Ich stellte mir irgendeine Zahl in Jahren vor; andererseits war Ryan erst siebzehn, was bedeutete, dass ich mit meiner Vermutung vollkommen danebenliegen musste.
»Genau zwei Minuten.«
Ich traute meinen Ohren nicht. »Zwei Minuten? Wie soll das denn gehen?«
Wir kamen an die gefährliche Kurve über Lucky Cove, und Ryan schaltete einen Gang herunter. »Na ja, ähem, tja, das ist nicht ganz einfach zu erklären«, stotterte er, und ich meinte, er klänge nervös. »Wir bedienen uns einer Abkürzung. Die du dir ungefähr wie ein Wurmloch vorstellen musst.«
»Ich darf dir versichern, dass ich mir darunter rein gar nichts vorstellen kann«, sagte ich missmutig. Das war irgendwie alles eine Nummer zu hoch für mich.
Ryan räusperte sich. »Na ja, wie auch immer. Auf alle Fälle verbrauchen klassische Zeitreisen eine unglaubliche Menge an Energie. Mit unserer Methode stören wir aber einfach nur das Raum-Zeit-Kontinuum. Damit benötigen wir nur noch Minutenbruchteile, um zwischen den verschiedenen Dimensionen zu navigieren.«
Ich nickte anerkennend. »Das schlägt die klassischen Transportmittel natürlich um Längen. Kein Schlangestehen mehr, keine Verspätungen. Reisen muss unglaublich einfach sein in deiner Zeit.«
»Du kannst diese Methode aber nicht für Kurzstrecken anwenden«, erklärte Ryan. »Das wäre zu gefährlich.«
»Wieso gefährlich?«
»Portale – so nennen wir diese Abkürzungen – sind grundsätzlich instabil. Wenn sie einbrechen, während du hindurchnavigierst, dann war’s das. Kleine Zeit- und Raumabstände zu stören, ist zu schwierig, als dass es sich lohnen würde. Man braucht so etwas wie einen Mindestabstand. Was bedeutet, dass man mit dieser Methode zu weit entfernten Teilen unseres Sonnensystems, zu anderen Sternensystemen oder durch die Zeit reisen kann – aber nicht von A nach B auf der Erde.«
»Darf ich euch beim Abflug zusehen?«
»Nein«, antwortete Ryan sanft. »Ben wollte nicht einmal, dass ich dir irgendwas von der Technik erzähle, und er wäre stinksauer, wenn er wüsste, dass ich es trotzdem getan habe. Wenn du während unseres Abflugs
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