Eden und Orion - Lichtjahre zu dir
auftauchtest, könnte ich für nichts garantieren.«
»Von wo aus fliegt ihr?«
»Wir haben das Raumschiff in der Garage abgestellt. Ben wird es mittlerweile in den Garten rausgeschafft haben, hinter die Garage, wo man es von der Straße aus nicht sieht.«
Alle Lichter auf dem Grundstück waren erleuchtet. Ben stand, von allen Seiten angestrahlt, in der Auffahrt.
»Mission erfüllt!«, schrie Ryan, als wir anhielten.
Ben umarmte Ryan und schlug ihm anerkennend auf den Rücken. »War es schwer?«, fragte er.
»Eden hat das alles übernommen«, sagte Ryan stolz. »Connor ist mit dem Teleskop aus dem Schullabor aufs Dach hochgegangen. Eden hat sich aber mit vollem Körpereinsatz dazwischengeworfen. Was zumindest dem Teleskop nicht sonderlich gut bekam.« Ryan grinste. »Na ja, man könnte auch sagen, dass es jetzt ein Scherbenhaufen ist.«
Ben lachte lauthals und schüttelte den Kopf. »Man glaubt es kaum«, sagte er. »So ein Dickkopf, der gute Connor! Da haben wir all die kleinen Änderungen vorgenommen, damit es gar nicht erst dazu kommt, und was macht er? Ist immer noch wild entschlossen, heute Nacht Sterne zu gucken. Irgendwie muss man sich dann doch fragen, ob es den freien Willen tatsächlich gibt.«
Nun tauchte auch Cassie auf und stellte sich neben Ben. »Wir können dann«, verkündete sie und sah auf ihre Armbanduhr. »Noch zehn Minuten.«
»Dann sollten wir uns jetzt wohl verabschieden«, sagte Ben, riss mich ohne Vorwarnung an sich und umarmte mich ungestüm. »Du bist ein erstaunliches Mädchen!«, sagte er. »Wie locker du mit allem umgehst – das ist einfach unglaublich! Danke, Eden, dass du uns allen eine so liebe Freundin warst!«
»Danke, dass ich das sein durfte«, erwiderte ich leise. »Ich weiß, dass ich euch mit meiner Entdeckung in eine unmögliche Situation gebracht habe und ihr gezwungenermaßen ein paar harte Entscheidungen fällen musstet. Danke für euer Vertrauen.«
»Als ob wir eine Wahl gehabt hätten!«, grinste Ben. »Ryan war da sehr direkt. Aber er hat gut daran getan, dir zu vertrauen.«
Ben ließ mich los, schob mich eine Armlänge von sich weg und sah mir fest in die Augen. »Ich weiß, dass ich dir das eigentlich nicht noch einmal zu sagen brauche …«, setzte er an, »… aber du musst unter allen Umständen dichthalten. Okay?«
»Selbstverständlich!«, versicherte ich ihm.
»Dann hab noch ein schönes Leben!«
»Du auch!«, sagte ich. »Hab ein Auge auf meine Enkel – oder auf meine Urenkel –, wenn du zu Hause bist!«
»Das werde ich tun!«, versprach Ben.
Bei dem Gedanken, dass dort draußen irgendwo meine Zukunft lag, ungelebt, unbekannt, ja, noch nicht einmal ausgemalt, und dass Ben und Ryan in wenigen Minuten alles darüber wissen würden – wie ich mein Leben leben und welche Entscheidungen ich treffen würde –, wurde mir ganz mulmig zumute.
Cassie reichte mir ihre Hand. »Pass auf meinen Urgroßvater auf«, bat sie.
Ich nickte. »Mach ich. Versprochen.«
Ryan nahm meine Hand und zog mich an sich. So eng, dass sich unsere Körper vollständig berührten. Seine Körperwärme drang durch sein Hemd und mein Kleid und legte sich wohlig auf meine wesentlich kühlere Haut. Dann umfing er mich mit beiden Armen und küsste mich – so eindringlich und leidenschaftlich, wie man nur bei Abschieden küsst, beim allerletzten Mal. Bevor es einem das Herz zerreißt. Ich spürte, wie ich rot wurde. Ryan schien alles um uns herum auszublenden, mir war aber sehr wohl bewusst, dass wir Zuschauer hatten.
Jetzt räusperte Cassie sich vernehmlich. »Mannomann, wie lange braucht ihr eigentlich noch, um euch zu verabschieden? Sollen wir noch einen Kaffee trinken gehen und später wiederkommen – oder wie stellt ihr euch das vor?«
Ryan beachtete sie gar nicht, sondern sah mir in die Augen. »Du wirst mir so unendlich fehlen«, flüsterte er mit heiserer Stimme.
»Und du mir erst«, flüsterte ich zurück. »Hör zu, wenn du heimkommst, dann grab die Zeitkapsel gleich aus. Dort liegt ein Brief für dich.«
»Wirklich?« Ryan sah mich überrascht an.
Cassie seufzte noch lauter und diesmal deutlich genervt. »Habt ihr’s jetzt bald, oder fangt ihr gleich noch mal von vorne an? Noch fünf Minuten, Ry!«
Ryan küsste mich zart auf den Mund. »Adieu, Eden. Und glaub mir, ich würde lieber Auf Wiedersehen sagen.«
»Adieu«, sagte ich und schluckte tapfer meine Tränen hinunter, um unseren letzten Moment nicht zu verderben.
Ryan sah auf meine Armbanduhr. »Vier
Weitere Kostenlose Bücher