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Eden

Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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überragte, unbeweglich, wie aus einem Felsen gehauen. »Man muss etwas unternehmen …«, flüsterte der Kybernetiker. »Wir wollen den Beschützer in Betrieb nehmen«, sagte der Physiker. »Ganz gleich, ob das was nützt oder nicht, jedenfalls müssen wir uns an die Arbeit machen. Sag dem Koordinator, er soll uns den Chemiker schicken, wir gehen nach unten. Wir müssen die Filter reparieren. Der Automat wird das Kabel anschließen. Komm«, er nickte dem Kybernetiker zu. »Das schlimmste ist, mit verschränkten Armen zu warten.« Sie gingen in den Tunnel. Der Automat machte auf der Stelle kehrt und folgte ihnen. »Sieh einer an, er hat mit ihm schon Rückkopplung«, sagte voll Bewunderung der Ingenieur zum Doktor. »Das wird sich gleich als nützlich für uns erweisen. Wir lassen den Schwarzen unter Wasser tauchen. Einem Untergetauchten könnte man mit der Stimme keine Befehle erteilen.« »Wie dann? Durch Funk?« fragte der Doktor zerstreut, als sagte er nur etwas, um die Unterhaltung nicht abbrechen zu lassen. Er verfolgte die beiden Silhouetten vor dem Schein am Horizont. Sie waren umgekehrt. Sie sahen aus wie nächtliche Spaziergänger unter den Sternen.
    »Mit einem Mikrosender, das weißt du doch«, erklärte der Ingenieur. Mit den Augen folgte er dem Blick des Doktors und fuhr dann in dem gleichen Ton fort: »Das ist deshalb, weil er schon überzeugt war, es würde uns gelingen …« »Ja.« Der Doktor nickte. »Darum weigerte er sich heute früh so heftig, Eden zu verlassen …«
    »Das macht nichts …« Der Ingenieur wandte sich wieder dem Tunneleingang zu. »Ich kenne ihn.
    Sobald es richtig losgeht, ist er darüber hinweg.« »Ja, dann vergeht alles«, pflichtete der Doktor ihm bei. Der Ingenieur hielt inne und versuchte ihm im Dunkeln ins Gesicht zu schauen, da er unsicher war, ob sich nicht Spott hinter den Worten verbarg. Doch er bemerkte nichts, denn es war zu dunkel. Nach einer guten Viertelstunde kamen der Koordinator und der Chemiker in die Rakete hinunter. Inzwischen hatte der Schwarze oben einen zwei Meter hohen Wall rings um den Tunnelausgang aufgeschichtet, ihn festgestampft und abgestützt und dann die oben zurückgelassenen Sachen nach unten transportiert. Außer dem eingegrabenen Werfer blieb nur der Geländewagen oben zurück. Sie wollten sich die Zeit sparen, die sie gebraucht hätten, ihn auseinanderzunehmen, und auf die Hilfe des Automaten wollten sie auch nicht verzichten.
    Um Mitternacht legten sie sich tüchtig ins Zeug. Der Kybernetiker überprüfte die gesamte innere Installation des Beschützers. Der Physiker und der Ingenieur regulierten die kleine Batterie der Radioaktivitätsfilter, und der Koordinator stand im Schutzanzug über der Öffnung des Geschosses unter dem Maschinenraum. Der Automat war auf den Boden getaucht und arbeitete an den Kabelverzweigungen zwei Meter tief unter Wasser. Die Filter wiesen auch nach der Reparatur eine verminderte Durchlässigkeit auf, weil ein paar Sektionen ausgefallen waren. Sie halfen sich, indem sie die Zirkulation des Wassers beschleunigten. Seine Reinigung vollzog sich unter ziemlich primitiven Bedingungen. Der Chemiker entnahm alle zehn Minuten Proben aus dem Behälter und untersuchte den Grad der radioaktiven Verseuchung. Der selbsttätige Anzeiger arbeitete nicht, und sie hätten viel Zeit zu seiner Instandsetzung benötigt.
    Gegen drei Uhr früh war das Wasser gereinigt. Der Behälter, aus dem es ausgelaufen war, hatte drei Lecks. Sein Beharrungsvermögen hatte ihn aus der Lagerung gerissen. Er war mit der Vorderseite gegen einen Hauptspanten des Panzers geprallt. Statt ihn zu schweißen, pumpten sie in der Eile das Wasser einfach in den oberen leeren Behälter. Unter normalen Bedingungen wäre eine solche asymmetrische Verteilung der Ladung undenkbar gewesen, aber die Rakete war ja vorläufig nicht startbereit. Nachdem das Wasser ausgepumpt war, bliesen sie die Bodenräume mit flüssiger Luft durch. An den Wänden blieb etwas radioaktiver Niederschlag zurück, aber dem maßen sie keine Bedeutung bei. Vorläufig beabsichtigte niemand, dort hineinzugehen. Nun kam das Wichtigste -das öffnen der Lastenklappe. Die Kontrollichter zeigten die volle Leistungsfähigkeit des Schlossmechanismus an, dennoch wollte er sich beim ersten Versuch nicht öffnen. Sie schwankten einen Augenblick, ob sie den Druck in den hydraulischen Vorrichtungen nicht verstärken sollten, aber der Ingenieur entschied, dass es besser sei, wenn sie die Klappe von außen

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