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Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Titel: Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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vier Übriggebliebenen erhielten samt meinem Freunde eine Galgenfrist, während die ganze Mordbande ein Saufgelage abhielt, das bis zum Untergang der Sonne währte. Nun stritten sie sich wegen des Schicksals der Überlebenden, die nur vier Schritte entfernt lagen und jedes Wort mit anhören mußten. Einige der Meuterer schien der Branntwein zu besänftigen, denn mehrere Stimmen wurden laut, man möge die Gefangenen freilassen unter der Bedingung, daß sie sich der Meuterei nachträglich anschließen sollten. Der schwarze Koch aber, der in jeder Hinsicht ein vollkommener Satan war und mindestens ebensoviel Einfluß wie der Maat, wenn nicht größeren, besaß, wollte auf keinen derartigen Vorschlag hören und stand wiederholt auf, um seine Tätigkeit am Fallreep fortzusetzen. Zum Glück war er so von Trunkenheit übermannt, daß die weniger Blutdürstigen ihn leicht zurückhalten konnten; unter diesen war ein Leinenführer, der Dirk Peters hieß. Er war der Sohn einer Indianerin aus dem Stamme der Upsarokas, die in den Wildnissen der Schwarzen Berge leben, nahe der Quelle des Missouri. Sein Vater war, glaube ich, ein Pelzhändler, oder wenigstens stand er irgendwie in Beziehung zu den indianischen Händlerposten am Lewisflusse. Peters hatte das grimmigste Aussehen, das ich jemals an einem Menschen wahrnahm. Er war von kleiner Figur, nicht mehr als vier Fuß acht Zoll hoch, aber von herkulischem Körperbau. Besonders die Hände waren so furchtbar dick und breit, daß sie kaum Menschenhänden glichen. Seine Arme und Beine waren auf wunderliche Art gebogen, so daß sie scheinbar gar keine Beweglichkeit besaßen. Auch sein Kopf war unförmlich, nämlich von riesiger Größe, mit einer Vertiefung am Schädel, wie man sie bei den meisten Negern findet, und völlig kahl. Um diesen Mangel, der keine Folge des Alters war, zu verbergen, pflegte er eine Perücke aus irgendwelchem haarigen Zeug – gelegentlich vom Fell eines spanischen Hundes oder amerikanischen Graubären – zu tragen. Zur erwähnten Zeit trug er ein Stück Bärenfell auf dem Kopfe, und es erhöhte nicht wenig die Wildheit seines Gesichtes, das den Typus der Upsarokas hatte. Der Mund zog sich fast von einem Ohr zum andern, die Lippen waren dünn und schienen gleich einigen anderen Teilen seines Körpers unbeweglich, so daß der herrschende Ausdruck seiner Züge stets derselbe blieb. Seine Zähne waren lang und standen weit vor, so daß sie niemals von den Lippen verdeckt wurden. Auf den ersten Blick schien dieser Mensch sich in Lachkrämpfen zu winden, auf den zweiten aber mußte man sich sagen, daß seine Lustigkeit nur die eines Teufels sein könne. Unter den Seeleuten Nantuckets waren mancherlei Geschichten über dieses sonderbare Wesen im Umlauf. Diese Anekdoten bewiesen die wunderbare Stärke, über die er in erregtem Zustande verfügte, und einige von ihnen ließen einen Zweifel übrig, ob er bei gesundem Verstande sei. Aber an Bord des »Grampus« wurde er, zur Zeit der Meuterei, offenbar mehr als komische Figur betrachtet. Ich erzähle so ausführlich von Dirk Peters, weil er trotz seines furchtbaren Aussehens der eigentliche Retter meines Freundes wurde und weil ich ihn im Laufe meiner Erzählung noch öfter erwähnen muß – dieser Erzählung, die, wie ich hier vorausschicken möchte, Ereignisse berichtet, die außerhalb aller menschlichen Erfahrung zu stehen scheinen und daher auch so schwer zu glauben sind, daß ich jede Hoffnung aufgeben muß, man werde meine Mitteilungen für wahr halten, aber der Zeit und dem Fortschritt der Wissenschaft vertraue, die gewiß die wichtigsten und unwahrscheinlichsten meiner Erlebnisse als wirklich erweisen werden.
    Nach vieler Unschlüssigkeit und drei oder vier heftigen Streitigkeiten wurde zuletzt beschlossen, daß alle Gefangenen (außer Augustus, den Peters mit scherzenden Worten als seinen Schreiber beanspruchte) in einem der kleinen Fangboote ausgesetzt werden sollten. Der Maat ging nach der Kajüte, um zu sehen, ob Kapitän Barnard noch lebe; bald erschienen die beiden wieder, der Kapitän, bleich wie der Tod, aber etwas erholt von seiner Verwundung. Mit einer Stimme, die kaum zu artikulieren vermochte, flehte er sie an, ihn nicht auszusetzen, sondern zu ihrer Pflicht zurückzukehren, und versprach, sie auszuschiffen, wo sie wollten, und keine Schritte zu ihrer gerichtlichen Verfolgung zu unternehmen. Er sprach völlig in den Wind. Zwei Halunken packten ihn bei den Armen und stießen ihn über die Reling

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