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Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Titel: Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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mich zu wundern, daß ich überhaupt wieder erwachte.
    Augustus rief mich zuerst leise und ohne die Falltür zu schließen, aber ich gab keine Antwort. Nun schloß er die Klappe und sprach lauter, zuletzt mit sehr starker Stimme: ich schnarchte weiter. Was sollte er beginnen? Um durch das Gerümpel zu mir durchzudringen, bedurfte er einiger Zeit, und inzwischen konnte seine Abwesenheit von Kapitän Barnard bemerkt werden, da dieser ihn jeden Augenblick zum Ordnen und Abschreiben von gewissen Geschäftspapieren nötig hatte. Er entschloß sich somit, hinaufzugehen und eine andere Gelegenheit abzuwarten. Dieser Entschluß wurde ihm um so leichter, als mein Schlummer äußerst friedlicher Natur schien und er nicht annehmen konnte, meine Gefangenschaft habe mir irgend geschadet. Eben war er mit sich einig geworden, als seine Aufmerksamkeit durch eine ungewöhnliche Unruhe gefesselt wurde, die von der Kajüte auszugehen schien. Er sprang durch die Falltür, schloß sie zu und öffnete weit die Tür der Kajüte. Kaum hatte er einen Fuß über die Schwelle gesetzt, so blitzte ein Pistolenlauf vor seinen Augen, und zugleich schlug ihn ein Hebebaum zu Boden. Eine kräftige Hand, die seinen Hals fest umklammerte, drückte ihn an den Fußboden der Kajüte; aber was um ihn her vorging, konnte er deutlich wahrnehmen. Sein Vater, an Händen und Füßen gebunden, lag auf den Stufen der Kajütentreppe, mit dem Kopf nach unten und einer tiefen Stirnwunde, aus der Blut ununterbrochen hervorströmte. Er sprach kein Wort und rang offenbar mit dem Tode. Über ihm stand der Unterschiffer, betrachtete ihn mit teuflischem Hohne und durchsuchte ruhig seine Taschen, denen er alsbald einen Schnappsack und ein Chronometer entnahm. Sieben von der Mannschaft, darunter der Koch, ein Neger, durchstöberten die Backbordkabinen nach Waffen und waren bald mit Musketen und Munition versehen. Neben Augustus und seinem Vater befanden sich im ganzen neun Kerle in der Kajüte, der Abschaum der Bemannung. Die Schurken gingen jetzt aufs Deck und schleppten meinen Freund mit sich, nachdem sie ihm die Arme auf den Rücken gebunden hatten. Sie begaben sich flugs nach dem Vorderkastell, dessen Luke verschlossen war; zwei von den Meuterern hielten dort mit Äxten Wacht; ebenso war es mit der Hauptluke bestellt. Der Unterschiffer rief mit lauter Stimme: »Hört, ihr da unten! Macht, daß ihr raufkommt, einer nach dem andern – hört ihr? Und daß mir keiner aufmuckt!« Es dauerte einige Minuten, bis sie zum Vorschein kamen; endlich stieg ein Engländer, der sich als Neuangeworbener eingeschifft hatte, herauf, kläglich weinend und den Maat aufs demütigste beschwörend, er möge ihm das Leben schenken. Die einzige Antwort war ein Axthieb über die Stirn. Der arme Teufel stürzte ohne einen Seufzer auf das Verdeck hin, und der schwarze Koch hob ihn wie ein Kind in die Höhe und schleuderte ihn in das Meer.
    Die Menschen drunten hatten den Krach und den Fall ins Wasser gehört, und weder Drohungen noch Versprechen vermochten sie auf das Verdeck zu locken. Sie versuchten alsdann einen allgemeinen Ansturm, und es schien einen Augenblick, als würde die Brigg zurückerobert werden. Doch gelang es den Meuterern schließlich, das Vorderkastell zu schließen, ehe mehr als sechs ihrer Gegner heraufgestiegen waren. Diese sechs sahen sich einer großen Überzahl gegenüber und waren ohne Waffen; sie ergaben sich daher nach kurzem Kampf. Der Unterschiffer gab ihnen freundliche Worte, jedenfalls in der Absicht, die noch unter Deck Befindlichen zum Nachgeben zu veranlassen, denn sie konnten ohne Mühe alles, was oben gesprochen wurde, verstehen. Der Erfolg sprach ebensosehr für seine Schlauheit wie für seine höllische Niedertracht. Alle, die noch im Vorderkastell waren, erklärten sich zur Übergabe bereit; dann stiegen sie einer nach dem andern herauf, man band sie und warf sie samt den ersten sechs auf den Rücken; es waren im ganzen siebenundzwanzig Personen, die nicht an der Meuterei teilgenommen hatten.
    Eine unsagbar scheußliche Schlächterei folgte. Die gefesselten Matrosen wurden an das Fallreep geschleppt. Hier stand der Koch mit einer Axt und schlug jedem der Opfer auf den Kopf, während es von den Meuterern über die Reling gehalten wurde. In dieser Art starben ihrer zweiundzwanzig, und Augustus verzweifelte an seinem Leben; er erwartete jeden Moment, auch an die Reihe zu kommen. Aber entweder waren die Schurken müde, oder ihre blutige Arbeit ekelte sie; die

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