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Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Titel: Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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Ausgleiten, ein falscher Tritt konnten uns in den Bereich dieser gefräßigen Fische bringen, die oft schnurstracks auf uns loskamen, indem sie auf der Leeseite heranschwammen. Schreien und Armschwenken schien sie in keiner Weise zu stören. Sogar als Peters den größten mit einer Art Axt getroffen und arg verwundet hatte, gab er seine Versuche, auf uns einzudringen, noch immer nicht auf. Im Dämmern zog eine Wolke auf, aber sie ging an uns vorüber, ohne sich in Regen aufzulösen. Unsre Durstesqualen sind von nun an nicht mehr zu beschreiben. Wir verbrachten die Nacht ohne Schlaf, teils wegen des Durstes, teils aus Furcht vor den Haien.
    3. August. Keine Aussicht auf Rettung. Die Brigg neigt sich immer stärker auf die Seite; wir konnten auf dem Verdeck nicht länger stehen. Trachteten Wein und Schildkrötenfleisch zu sichern, falls wir kentern sollten. Holten zwei lange Nägel von vorn, schlugen sie luvwärts in den Schiffsleib, wenige Fuß überm Wasser; das ist nicht sehr weit vom Kiel, da wir fast ganz auf der Seite liegen. Hier banden wir unsere Vorräte an, da sie hier sicherer waren als am Vorderteil. Litten Höllenqualen durch den Durst; ans Baden war nicht zu denken, die Haifische verlassen uns keinen Augenblick. Schlaf unmöglich.
    4. August. Kurz vor Tagesanbruch merkten wir, daß der Hulk am Kentern war, und machten uns aufs Äußerste gefaßt. Zuerst war die Bewegung langsam und stetig, wir konnten gut nach der Windseite klettern, denn die Taue hingen noch von den Nägeln herab. Aber wir hatten nicht genug mit der Beschleunigung des Falles gerechnet, denn plötzlich konnten wir mit der heftigen Drehung nicht mehr Schritt halten, und ehe wir uns irgendwie besinnen konnten, waren wir mit wütender Gewalt ins Meer geschleudert und zappelten fadentief unter der Oberfläche, gerade unter der ungeheuren Masse des Hulks.
    Im Versinken hatte ich das Tau loslassen müssen, und da ich völlig unter dem Schiff und meine Kraft nahezu erschöpft war, kämpfte ich kaum noch um mein Leben, war vielmehr gefaßt, in wenigen Sekunden zu sterben. Aber auch darin täuschte ich mich, da ich das natürliche Zurückschnellen des Hulks nach Luv nicht in Betracht gezogen hatte. Durch das Zurückrollen des Schiffes entstand ein Druck nach oben, der mich noch heftiger in die Höhe hob, als ich vorhin untergetaucht war. Als ich auftauchte, schwamm ich etwa zwanzig Ellen vom Hulk entfernt. Er lag mit dem Kiel nach oben, schaukelte entsetzlich von einer Seite auf die andre, und die See ringsum war voll von mächtigen Wirbeln. Peters war nicht zu sehen. Ein Tranfaß schwamm noch an mir vorüber, und verschiedene andre Gegenstände von der Brigg lagen auf dem Wasser verstreut.
    Meine größte Angst waren die Haie, die, wie ich wußte, sich ganz in der Nähe aufhielten. Um sie möglichst abzuschrecken, machte ich ein großes Geplätscher und erzeugte eine Unmenge Schaumes, während ich auf den Hulk zuschwamm. Diesem einfachen Hilfsmittel verdanke ich ohne Zweifel meine Erhaltung; denn gerade vor dem Kentern der Brigg war die See ringsherum von diesen Untieren so bevölkert, daß ich während des Schwimmens sie tatsächlich gestreift haben muß. Durch ungeheuren Glückszufall erreichte ich in Sicherheit das Schiff; doch war ich so ermattet, daß ich ohne Peters‘ rechtzeitige Hilfe niemals hinaufgelangt wäre. Der erschien jetzt zu meiner großen Freude (er hatte den Kiel von der Gegenseite erklettert) und warf mir das Ende eines Taues zu – eines von denen, die wir an den Nägeln befestigt hatten.
    Kaum waren wir knapp solcher Gefahr entronnen, da wurde unsere Aufmerksamkeit auf eine noch schlimmere gerichtet – auf die unmittelbar drohende Gefahr des Verhungerns. Trotz alles mühevollen Befestigens waren unsere Vorräte über Bord geschwemmt; da gaben wir uns beide ohne Rückhalt unserer Verzweiflung hin und weinten laut gleich Kindern, keiner versuchte, den andern zu trösten. Solche Schwäche kann sich keiner vorstellen, und jedem, der nicht in ähnlicher Lage war, muß sie unnatürlich erscheinen. Aber wir waren so entmündigt, so aus allen Zusammenhängen gerissen durch Schrecken und Entbehrung, daß wir kaum noch als vernünftige Wesen gelten konnten. In späteren Gefahren, die ebenso groß waren, wenn nicht größer, erduldete ich tapfer alle Übel meiner Lage, und Peters zeigte, wie man sehen wird, eine stoische Denkart, die ebenso unglaublich schien wie seine gegenwärtige Kindischkeit und Schwäche; der Unterschied lag im

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