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Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Titel: Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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wollte nichts als sterben. Abends aßen wir die letzten Oliven und fanden das Wasser im Krug so faulig, daß wir es ohne Wein nicht hätten genießen können. Morgen soll die Schildkröte geschlachtet werden.
    31. Juli. Nach einer Nacht voll furchtbarer Angst und Ermüdung, infolge der Lage des Hulks, machten wir uns ans Schlachten und Aufschneiden der Schildkröte. Sie erwies sich kleiner, als wir vermutet hatten, doch in gutem Zustand – etwa zehn Pfund Fleisch waren an ihr. Wir schnitten es der guten Erhaltung wegen in kleine Stückchen und füllten damit unsere drei Olivenkrüge und die Weinflasche, worauf wir den Essig nachgossen. Wir wollten uns auf etwa vier Unzen täglich beschränken; dann meinten wir dreizehn Tage auszukommen. Ein kräftiger Regenguß, mit Blitz und Donner, kam um die Dämmerung über uns, war aber von so kurzer Dauer, daß wir nur eine halbe Pinte Wasser faßten. Diese bekam nach allgemeinem Beschluß Augustus für sich allein; er schien sich jetzt seinem Ende zu nähern. Er trank das Wasser aus dem Tuch, wie es aufgefangen wurde (wir hielten jenes über den Liegenden, so daß es ihm in den Mund rinnen mußte) – denn wir hatten jetzt kein Gefäß mehr, wollten wir nicht das Fäßchen Wein oder den Wasserkrug leeren. Wäre der Guß von Dauer gewesen, wir hätten eins von beiden getan.
    Dem Kranken schien der Trunk wenigstens Linderung zu gewähren. Sein Arm war vom Gelenk bis zur Schulter vollständig schwarz, seine Füße waren kalt wie Eis. Jeden Augenblick erwarteten wir, er werde den letzten Atemzug tun. Er war entsetzlich abgemagert, so daß er wohl von 127 Pfund, die er in Nantucket wog, auf höchstens vierzig oder fünfzig herabgekommen schien. Seine Augen lagen so tief eingesunken, daß man sie kaum noch sah, und die Haut seiner Wangen hatte sich so gelockert, daß er ohne große Anstrengungen nicht kauen und selbst Flüssiges kaum hinabschlucken konnte.
    1. August. Noch immer ruhiges Wetter, die Sonne drückend heiß. Wir litten furchtbar an Durst; das Wasser im Krug war gänzlich verfault und voll Gewürm. Dennoch tranken wir etwas davon, vermischt mit Wein; aber unserem Durst half das wenig. Die Seebäder erquickten uns schon mehr; doch konnten wir sie nur in langen Zwischenräumen genießen, wegen der beständigen Nähe der Haifische. Augustus noch zu retten, gaben wir jede Hoffnung auf; er lag im Sterben. Wir waren außerstande, seine furchtbaren Qualen zu lindern. Um zwölf Uhr verschied er nach heftigen Krämpfen, nachdem er schon mehrere Stunden nicht mehr gesprochen hatte. Sein Tod erfüllte uns mit trüben Vorahnungen und bedrückte unsere Gemüter so sehr, daß wir den ganzen Tag über regungslos neben der Leiche saßen und nur flüsternd miteinander verkehrten. Erst einige Zeit nach Anbruch der Nacht faßten wir den Mut, den Toten über Bord zu werfen. Der Leichnam war grauenhaft anzusehen und schon so stark verwest, daß ein Bein sich ablöste, als Peters ihn in die Höhe hob. Als diese Masse Fäulnis über Bord glitt, zeigte uns ihr phosphoreszierendes Leuchten mit erschreckender Deutlichkeit sieben oder acht große Haie; und als sie die Beute zwischen sich in Stücke rissen, hätte man das Zuschnappen ihrer scheußlichen Zähne meilenweit hören können. Wir erbebten im Innersten vor diesem schaudervollen Ton.
    2. August. Das gleiche beunruhigend stille und heiße Wetter. Die Dämmerung fand uns kläglich bedrückt, körperlich entkräftet. Das Wasser des Kruges war nur mehr eine sulzige Masse, in der Würmer von haarsträubender Häßlichkeit ihr Wesen trieben. Wir gossen es weg und wuschen den Krug sorgfältig in der See, nachdem wir etwas Essig hineingeschüttet hatten. Der Durst war kaum noch zu ertragen; Wein bot seinen Flammen nur noch neue Nahrung und erregte uns zu wahnsinniger Trunkenheit. Nachher mengten wir ihn mit Seewasser, aber das verursachte uns heftiges Würgen, so daß wir es nie mehr wagten. Den ganzen Tag hindurch sehnten wir uns vergeblich nach einem Bad; der Hulk war jetzt von Haien förmlich belagert – gewiß denselben Ungeheuern, die unsern armen Freund verzehrt hatten und jeden Augenblick eines ähnlichen Bissens gewärtig waren. Dieser Umstand war uns besonders entsetzlich, und die bedrückendsten Vorgefühle gewannen Leben in uns. Wie hatten uns die Bäder erfrischt, und von dieser Wohltat so grauenvoll abgeschnitten zu sein, war mehr, als wir ertragen konnten. Auch waren wir nicht frei von unmittelbarer Gefährdung, denn ein

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