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Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Titel: Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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Namen »Elefanten-Schildkröte« verschafft. Oft sind sie von fabelhaftem Umfang. Ich habe einzelne gesehen, die 1200 bis 1500 Pfund schwer waren. Ihr Aussehen ist sonderbar, eigentlich geradezu widerlich. Sie schreiten langsam, gemessen, schwerfällig und tragen den Leib etwa einen Fuß überm Erdboden. Sie haben sehr lange und schlanke Hälse, die gewöhnlich bis zu zwei Fuß messen; ich selbst habe eine erlegt, die vom Kopf zur Schulter einen Abstand von drei Fuß zehn Zoll aufwies. Der Kopf ähnelt auf merkwürdige Weise dem Haupt einer Schlange. Sie können unglaublich lange ohne Nahrung bestehen; man weiß von Schildkröten, die zwei Jahre ohne jegliches Futter im Kielraum eines Schiffes gelebt haben und nach Ablauf dieser Zeit noch ebenso fett und wohlauf waren, wie man sie hineingesetzt hatte. In einer Beziehung gemahnen diese wunderlichen Tiere an das Dromedar oder Kamel der Wüste. Sie haben an der Halswurzel einen Sack, der beständig einen Vorrat frischen Wassers birgt. Man hat Schildkröten getötet, die ein Jahr lang gehungert hatten, und hat in ihren Säcken an drei Gallonen frischen, süßen Wassers gefunden. Sie leben hauptsächlich von wilder Petersilie und Sellerie, auch von Portulak, Seekraut und Stachelbirnen; bei letztem Gewächs gedeihen sie vorzüglich. Man findet es in Menge an den Hängen jener Küsten, die das Tier zu bewohnen pflegt. Diese Schildkröten bieten eine treffliche und sehr nahrhafte Kost und haben ohne Zweifel Tausenden von Seeleuten das Leben gefristet, die als Walfischfänger oder in ähnlichem Beruf den Stillen Ozean befuhren.
    Die von uns im Vorratsraum gefundene war nur von mäßiger Größe; sie mochte an siebzig Pfund schwer sein. Es war ein Weibchen, in vortrefflichem Zustand, außerordentlich fett, und führte über ein Quart frischen, süßen Wassers in ihrem Sack, Das war ein wahrer Schatz; so fielen wir denn einmütig auf die Knie und dankten Gott für so rechtzeitige Hilfe.
    Es kostete viel Mühe, das Tier durch die Luke zu bringen, da es sich ingrimmig wehrte und eine furchtbare Kraft besaß. Schon war es daran, Peters‘ Griff zu entschlüpfen und ins Wasser zurückzuplumpsen, als Augustus ihm ein Tau mit einer Schleife um den Hals warf und es so in der Schwebe hielt, bis ich zu Peters hinuntergesprungen war und ihm geholfen hatte, die Last herauszuheben.
    Das Wasser füllten wir sorgfältig aus dem Säckchen in den Krug, der, wie man sich entsinnen wird, aus der Kajüte heraufgebracht worden war. Dann tranken wir jeder ein bestimmtes Maß und beschlossen, uns, solange der Vorrat währte, täglich darauf zu beschränken.
    Die letzten Tage war das Wetter trocken und angenehm gewesen; das Bettzeug aus der Kajüte war, ebenso wie unsere Kleider, durch und durch getrocknet, und so verging uns diese Nacht (die des Dreiundzwanzigsten) in verhältnismäßigem Wohlbefinden. Nachdem wir ein reichliches Abendbrot, Schinken und Oliven mit einem kleinen Guß Wein, genossen hatten, überließen wir uns einer tiefen Ruhe. Unsere Vorräte befestigten wir an den Trümmern des Gangspills, damit nicht im Falle eines Wetterumschlages etwas davon über Bord gespült würde. Die Schildkröte, die wir so lange wie möglich am Leben erhalten wollten, warfen wir auf den Rücken und fesselten sie außerdem mit entsprechender Vorsicht.

Dreizehntes Kapitel
    24. Juli. Dieser Morgen fand uns an Leib und Seele wunderbar gekräftigt. Trotz der gefahrvollen Lage, in der wir uns noch befanden, ohne Kenntnis des Ortes, obwohl jedenfalls weit von jedem Land entfernt, ohne Vorräte für eine längere Zeit als etwa vierzehn Tage, selbst wenn wir uns aufs peinlichste beschränkten, fast ohne Trinkwasser, herumgetrieben als ein Spiel von Wind und Wellen auf einem elenden Wrack – betrachteten wir dennoch unsere gegenwärtigen Beschwerden als gewöhnliche, alltägliche Übel, wenn wir sie mit den unsagbaren Schrecknissen, die hinter uns lagen, verglichen. So sehr hängt der Begriff des Wohl- oder Übelbefindens von den Verhältnissen ab, an denen man sie mißt.
    Nach Sonnenaufgang schickten wir uns an, die Vorratskammer weiter zu durchfischen, als ein starker Schauer herankam, von Blitzen begleitet; sofort machten wir uns daran, vermittels des Bettuches, wie schon neulich, Wasser einzusammeln. Wir besaßen kein anderes Mittel, den Regen abzufangen, als dies; man breitete das Tuch aus und belastete es mit einem Kettenring. So floß das Wasser in die Mitte und wurde in den Krug durchgeseiht. Kaum

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