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Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Titel: Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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Zweigen bedeckte Löcher. Einige Wohnungen befanden sich auf den Gabelungen aufrechtstehender Bäume, deren oberer Teil geknickt war, um Schutz gegen das Wetter zu bieten. Die meisten Wohnungen aber waren kleine, niedrige Höhlen, eingekratzt in die Wände eines dunklen Gesteins, das an Waschton erinnerte. An der Tür einer jeden dieser urtümlichen Höhlen lag ein kleiner Fels, den der Einwohner beim Verlassen seiner Burg sorgsam vor die Öffnung wälzte, obwohl der Stein kaum groß genug war, um mehr als ein Drittel der Öffnung zu verschließen.
    Dieses Dorf, wenn man es so nennen durfte, lag in einem Talkessel und konnte nur von Süden her betreten werden, da die von mir erwähnten Steilwände jeden andern Zugang verwehrten. Durch die Mitte des Tales tobte ein Bachstrom jenes magisch aussehenden Wassers, das ich oben geschildert habe. Wir sahen ein paar seltsame Tiere in der Nähe der Wohnungen, es schienen völlig zahme Haustiere zu sein. Das größte dieser Geschöpfe glich an Körperbau und Rüssel unserm gewöhnlichen Schwein, doch hatte es einen buschigen Schweif und die schlanken Läufe der Antilopen. Seine Bewegungen waren ungeschickt, unsicher, und niemals machte es einen Versuch, zu laufen. Wir sahen auch einige Tiere, die jenem sehr ähnlich waren, aber einen längeren Leib und ein wolliges, schwarzes Fell besaßen. Eine Menge zahmen Geflügels tummelte sich ringsrum; es schien die Hauptnahrung der Eingeborenen zu bilden. Mit Staunen erblickten wir zwischen diesen Vögeln schwarze Albatrosse, die völlig gezähmt schienen und zeitweilig ihres Futters wegen meerwärts flogen, stets aber zum Dorf, als zu ihrem Heim, zurückkehrten und die nahe Südküste als Brutstätte benutzten. Dort trafen sie, wie überall, mit ihren Freunden, den Pinguinen, zusammen, die ihnen aber niemals in den Hütten der Wilden folgten. Unter dem zahmen Geflügel gab es ferner Enten, die an unsere Hausente gemahnten, schwarze Gänse und einen dem Bussard ähnlichen Vogel, der jedoch kein Fleischfresser war. Fische waren in Menge vorhanden. Wir sahen während unsres Aufenthalts eine Unmasse getrockneter Lachse und Stockfische, blaue Delphine, Makrelen, Meeraale, Elefantenfische, Schollen, Papageifische, Kofferfische, Knurrhähne, Rotaugen, Parakutas und zahllose andere Arten. Die meisten hatten einige Ähnlichkeit mit den Fischen der Lord-Auckland-Inseln, die am einundfünfzigsten Grad südlicher Breite liegen. Die Galapagos-Schildkröte kam sehr häufig vor. Wilde Tiere sahen wir nur wenige, und sie waren nicht sehr groß und gehörten nicht zu den uns vertrauten Arten. Eine oder zwei ganz fürchterlich aussehende Schlangen krochen uns über den Weg, aber die Wilden schienen sie gar nicht zu beachten; wahrscheinlich waren sie nicht von giftiger Art.
    Als wir dem Dorf ganz nahe waren, stürzte eine Menge Volkes hervor, um uns und Tuwit mit lauten Rufen zu begrüßen, unter denen wir nur das ewige »Lama lama« und »Anamu mu!« unterscheiden konnten. Zu unserm Befremden waren die meisten der neuen Ankömmlinge völlig nackt; Felle schienen nur die Kanuleute zu tragen. Auch schienen sie alle Waffen des Landes im Alleinbesitz zu haben, denn an den Dörflern sahen wir keine. Es waren da eine Menge Weiber und Kinder; manche der ersteren schienen durchaus nicht ohne körperlichen Reiz. Wir fanden sie groß, schlank und wohlgebaut, mit einer Anmut und Freiheit in der Haltung, die man in zivilisierten Kreisen schwerlich antreffen dürfte; doch waren ihre Lippen gleich denen der Männer dick und wulstig, so daß ihre Zähne sogar beim Lachen nicht sichtbar wurden. Ihr Haar war feiner und geschmeidiger als das Haar der Männer. Zehn oder zwölf von den Dorfbewohnern waren wie Tuwits Leute in schwarze Felle gekleidet und mit Keulen bewaffnet. Sie genossen ein großes Ansehen und wurden mit »Wampu« angeredet. Sie bewohnten die Schwarzhautpaläste. Das Haus des Häuptlings lag inmitten des Dorfes und war etwas größer und besser gebaut als die übrigen. Den Baum, der seine Stütze bildete, hatte man erst in zwölf Fuß Höhe umgekippt, und die Zweige dienten zum Ausbreiten und Festhalten der Hautdecke. Sie bestand aus vier riesigen Fellen, die durch hölzerne Stifte zusammengehalten wurden und im Boden mit Pflöcken befestigt waren. Eine Fülle trockner Blätter bildete den Teppich.
    Mit großer Feierlichkeit geleitete man uns zu dieser Hütte, und so viele Wilde wie nur möglich drängten hinterdrein. Tuwit nahm auf der Streu Platz und

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