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Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Titel: Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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führt dein hyazinthen Haar,
    Dein klassisches Gesicht, Najade du,
    Mich Hellas‘ frühem Glanze zu,
    Der auch Roms Größe war.

    Im Rahmen jener Nische in der Wand
    Stehst du gleich einer Statue – sieh!
    Die Lampe von Achat in deiner Hand!
    Ah, Psyche, aus Regionen, die
    Gelobtes Land!

Israfel

    Und der Engel Israfel, dessen Herz eine Laute ist und der die süßeste Stimme von allen Kreaturen Gottes hat.
    Koran

    Im Himmel wohnt ein Geist,
    Sein Herz ein Saitenspiel.
    Keiner singt so wild und schön
    Wie Israfel. Am fernsten Ziel
    Bleiben die Sterne stehn (wie es heißt),
    Gebannt vom Getön.

    Auf seinen Pfaden
    Zur höchsten Mitternacht
    Taumelt der Mond liebe-entfacht.
    Ja, der Blitz und die raschen Plejaden
    Halten inne im Lauf
    Und horchen auf.

    Und die Engelschar, die ihn umringt,
    Und das lauschende Sternengedränge
    Sie sagen, daß Israfels Glut
    Allein in der Harfe ruht,
    Deren zitternde, lebende Stränge
    Er berührt, wenn er singt.

    Doch tritt der Engel Bahnen,
    Wo tiefe Gedanken Gebot,
    Wo die Liebe ein starker Gott,
    Wo die Huris immerdar
    In Schönheit strahlen, so wunderbar,
    Wie wir sie hienieden nicht ahnen.

    Wohl ist voll Glut sein Gesang.
    In der Laute wilden Klang,
    Ihrem Hassen und Liebesrasen,
    Mischt sich der Überschwang
    Der Himmels-Ekstasen.

    Der Himmel ist sein.
    Doch dies ist eine Welt voll Müh
    Und Unvollkommenheit.
    Unsere Blumen welken früh,
    Und unser Sonnenschein
    Ist der Schatten seiner Seligkeit.

    Wohnt ich wie er in Himmelshöhn
    Und er wäre ich –
    Er sänge wohl nicht so wild und schön
    Sterbliche Melodien,
    Doch kühne Gesänge würden sich
    Auch dann durch die Himmel ziehn.

Der Eroberer Wurm

    Im Weltenraum ist Galanacht.
    Im Theater sitzt gedrängt
    Eine Engelschar in Festestracht,
    Verschleiert, zährendurchtränkt,
    Und lauscht einem wechselvollen Stück,
    Wo Furcht und Hoffen sich drängt,
    Dieweil im Orchester Sphärenmusik
    Sich langsam hebt und senkt.

    Gottähnliche Mimen murmeln leis
    Den Text und kommen und gehn
    Auf großer, formloser Wesen Geheiß,
    Die in den Kulissen stehn,
    Mit ernsten Gebärden, feierlich stumm
    Die Wände schieben und drehn,
    Und mit ihren Flügeln ins Publikum
    Unsichtbares Leiden wehn.
    Dies Drama, wechselvoll, fieberisch,
    Es bleibt der Welt unverkürzt,
    Mit einem scheckig bunten Gemisch
    Von Tollheit und Sünde gewürzt,
    Dahinter sich eitel Elend und Graus
    Zum verworrenen Knoten schürzt,
    Und ein Phantom sich unter Applaus
    Ins leere Dunkel stürzt.

    Doch sieh! eine Form aus ekler Brut
    Schleicht in den Mimenknäul –
    Ein kriechendes Untier, rot wie Blut,
    Das sich windet und windet, dieweil
    Es nach und nach die Mimen verzehrt
    Unter der Opfer Geheul,
    Und die Engelschar ein Schauder durchfährt
    Ob der unendlichen Greu‘l.

    Aus sind die Lichter – ausgeweht;
    Mit der Wucht eines Sturmes fällt
    Der Vorhang, ein Leichentuch, sternbesät,
    Über das bretterne Zelt.
    Die Engel erheben sich abgespannt
    Und erklären der bangen Welt,
    Daß die Tragödie »Mensch« benannt
    Und Eroberer »Wurm« ihr Held.

Ein Traum im Traume

    Auf die Stirn nimm diesen Kuß!
    Und da ich nun scheiden muß,
    Laß mich dir gestehn zum Schluß:
    Die ihr wähntet, daß ein Traum
    Meine Tage, irrtet kaum.

    Wenn die Hoffnung sich zerschlug
    – Wann und wo sie auch entflohn,
    Ob bei Nacht im Schattenflug,
    Ob am Tage, als Vision –
    War sie darum weniger Trug?
    Was sich uns erfüllt, was nicht,
    Ist im Traum ein Traumgesicht.

    Wo die Welle, weiß von Gischt,
    Um den Brandungsfelsen zischt,
    Steh ich, und vom goldnen Sand
    Halt ich Körner in der Hand.
    Wenige! Doch selbst diese, ach!
    Gleiten in die Flut gemach,
    Und ich weine ihnen nach.
    O Gott! wie halt ich sie in Haft,
    Daß nicht alle mir entrafft!
    O Gott! Kann ich nicht eins der Flut
    Entziehn in meine sich‘re Hut?
    Ist alles, was wir kaum
    Zu eigen nannten, Traum im Traum?

Ulalume

    Die Wolken türmten sich mächtig,
    Die Blätter waren verdorrt
    Sie waren kraus und verdorrt.
    Es war Oktober und nächtig
    An einem unseligen Ort.
    Es war nahe dem bleiernen Wasser,
    Das da so verschlafen steht,
    Am Hain, wo des Nachts sich ein blasser
    Hohläugiger Schwarm ergeht.

    Die Gegend, schroff und titanisch,
    Durchstreift‘ ich mit Psyche allein,
    Meiner Seele, Psyche, allein,
    Zur Zeit, da mein Herz noch vulkanisch,
    Wie die Berge, die rastlos spein,
    Die Feuerströme ausspein.
    Wie der Berg am Nordpol, der kreißend
    Ein flammendes Meer gebiert,
    Das sich gewaltsam und

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